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Bei St. Supplet

meinem Gelächter verschwand er mit beiden Fla-
schen, um mit seinem Leutnant den alten Sekt
zu probieren.

„Pernnje, habb ich Sekt getrunken, nu weiß
ich vch, woherr iss Kopf so schwere."

Dann holte er noch eine dritte Flasche aus
seinem Tornister und mit breitem Grinsen gab er
sie seinen Kameraden.

„Prost, Kamradden, säufst, habb ich genugg
von derr Limonadde — Pernnje!" —

Leutnant JS-g.

Gewitterstimme

Auf dieses Tagwerks hohe Garben
Fällt eines Sturmwinds jähe Wut
Und löscht der Erde heitre Farben
Und des Gestirnes goldne Glut.

Fm Aethcr türmen Luftgewallcit
Der Schlachlkolonnen milde Macht,

Und ihre Flammcnpfeile spalten
Die gründurchrauschte Tagesnacht. —

Was ruft ihr, Stimmen aus den Höhen,
Was klagt ihr her vom bangen Feld?

An meine Stirn fühl ich euch wehen.
Fhr Schauer einer andren Welt.

Hältst bii, der kühn von uns geschieden,
Verblutend für das Vaterland,

Der Himmelswage Kampf und Frieden
Nun droben in der starken Hand?

Und zürnst mir, weil ich weinend suche
Am Quellgrund deine Erdenspur,

Fm Lächeln jeder jungen Buche,

Fm reifen Glück der schönen Flur?

Verwirfst du meines Herzens Klage
Fn deines Todes Majestät
tlnd willst, das; ich dem Schmerz entsage
Und erntend steh, wo du gesät?

Da teilen sich die grauen Wogen,
Besänftigt schweigt der Gottheit Mund:
Und segnend spannt ihr Friedeitsbogen
Sich über Wald und Ackergrund.

Kranz Langheinrich

Paul Segieth (Bayer. Inf.-Rgt).

Oie Wasserpumpe, mein Freund
Tweer und die Dauerwurst

Von Roland B e t f d)

Die Wasserpumpe, die ich hier meine, steht
nicl>t etwa im Hof hinten bei den Hühnern oder
vorm Hause neben der Linde. Gott bewahre,
was sollte ich in dieser Zeit mit der Geschichte
einer so hausbackenen, alten Spießbürgerin. Sie
ist auch viel kleiner und moderner, die Wasser-
pumpe, von der ich erzählen will, viel kleiner
und launischer und schadenfroher. Fch meine die
Kühlwasserpumpe eines Flugmotors, ein unschein-
bares Ding, von dessen Vorhandensein die meisten
gar keine Ahnung haben. Sie sorgt dafür, daß
dem Motor bei seiner nervösen Tätigkeit das
beruhigende Kühlwasser nicht ausgeht und ihn
nicht unerwartet ein Hitzschlag trifft. Ungeachtet
ihrer anerkennenswerten Zuverlässigkeit kriegt sie
manchmal sogenannte Mucken und macht Bock-
sprünge. Der Fachmann sagt dann: sie frißt!
Jawohl, sie frißt, ohne Butter-, Fleisch- und Brot-
karten frißt sie wacker drauf los, bis sie vor
Anstrengung zu schwitzen anfängt wie eine Back-
ofengans. Schließlich hat sie sich vollständig fest-
gefressen und dann. . . dann ist's eben aus mit
der Fliegerei und man sucht so schnell wie mög-
lich, daß man aus seiner einsamen Höhe herunter
und in den Stall kommt, sonst wird die Fresserei
da oben immer größer. Das ist also die Wasser-
pumpe. — —
Index
Paul Segieth: Bei St. Supplet
Franz Langheinrich: Gewitterstimme
Roland Betsch: Die Wasserpumpe, mein Freund Tweer und die Dauerwurst
 
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