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Goldregen

der einem alle Tag eine halbe Stand lang vorm
Kuchlfensler mit sei'm breiten Backe! die Aassicht
verstellt, and einem so lang beim Kochen zaschaat,
bis man richtig anhebt, den Kalbskopf za zuckern
und die Käbelmilch za salzen! Darf man sich etwa
»it Kammern am ein' Menschen, der einem am
Meraner LichtmefzmarKt mitten im Marktvolk ein
Bischgotenherz in die Hand drackt, daß es in zwölf
Brocken geht and der halbe Pfarrplatz voll Brasen
liegt? Geht einen denn ein Mensch wirklich
nichts an, dem man erst vor drei Tag die rote»
Hatschnür' anfg'näht hat, and der dann aas ein-
mal so dumm daher red't, als ob ihm jetzt bald

die grüne Färb besser g'fallen könnt', sodas; man
sich vor lauter Schricken die Nadel durch den
halben Finger sticht! Und soll es einem jetzt ganz
gleichgültig sein, ob so ein Mensch jetzt auf gach
das Spinnete kriegt oder nit, wo man doch gar
nit wissen kann, ob man nit am End mit so
ei'm Menschen schon vom nächsten Kirchtag an,
Tag und Nacht sein Lebtag lang ., .

„3a, Madl, was ist denn mit Dir?" ver-
wunderte sich plötzlich laut der alte Sieger. „Hast
ja 's ganze Blut im Kopf."

Die Bef schrak zusammen, murmelte etwas
vom schnellen Gehen in der Sonne, und blieb

einige Schritte zurück. Denn sein tnt's schon
wirklich der Sakra, wenn eins gar nimmer denken
darf, was eins will!

Nach einer Weil dachte sie aber doch wieder
ganz vorsichtig weiter und dachte bekümmert daran,
daß sie es mit ihren zwanzig Mädeljahren ja nit
wissen könne, ob da jetzt der Zeller Naz recht hat
oder der Gander Luis. Und grad für ernst fragen
kann man halt auch niemand ... 3a, wenn
man's dem Kristl ein bitzl abgewöhnen könnt'!
Aber da komm' eine zum Kristl; das ist soviel
ein Eiserner .. . Man müßt ihm höchstens ein-
mal einen tamischen Schricken einjagen, aber wie . .

♦ ,-o

Robert Büchtger (München)
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Robert Büchtger: Goldregen
 
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