Die Rüstung
Von Emilia Pardo Bazan
Übersetzt ans dem Spanischen von Marie v. Hagn
Man sprach von nichts anderem niehr als
von diesen: Falle: ein Ereignis im soziale» Leben
Madrids. Die kapriziöse und prachtliebende
Scvora de Cardona verlangte, daß nicht nur die
Jugend, sondern auch die reifen Leute, Damen,
Herren, ktirz alle, alle, kostümiert erschienen. „Nur
eine Ausnahme wird gestaltet," wiederholte Ma-
daine Infaufti, „der Nuntius — weil er immer
im Kostüme geht." — Verbot, sich durch irgend
welche der beliebten Kniffe herauszuhelfen, durch
falsche Nasen, elektrische Sonnenblumen im Knopf-
loch, Perücke», bunte Fräcke :c. Ein vollkom-
menes Kostüm, charakteristisch, historisch, legendär
— so lautete die Vorschrift.
Natürlich sprach man schlecht von der Cardona
(mit der Ehre, die man ihr abschnitt, hätte man
sämtliche Festteilnehmer ausstatten können). Auch
einen neuen Spitznamen erhielt sie: „Die Immcr-
grüne" .... Aber während man bis; und zerrte,
zog mali Modebilder und Kostümwerke zu
Rate, schrieb nach Paris, trieb Schneider und
Modistinnen zur Verzweiflung . . . und die ver-
drießlichsten Gesichter kamen iricht vom Aderlaß
der Geldbörse, sondern davon her, daß man nicht
in der Liste der Geladenen glänzte.
Ganz ruhig fühlte sich der junge Herzog von
Lanzafuerte. Perico Gonsalvo erhielt auf seine
Frage, was jener denn vorzustellen gedächte, die
triumphierende Antwort: „Ich gehe als mein
eigener Ahnherr. — Wirst mein Eisenzeug schon
sehen," schloß er befriedigt.
Im Vertrauen — außergewöhnliche Ausgaben
paßten nicht für den Herzog Kaum die ge-
wöhnlichen. Die Angelegenheiten des Hauses
befanden sich iir größter Verwirrung — zum
Glück mar des Herzogs Vater noch rechtzeitig
gestorben, deirn hätte der ein paar Jahre länger
gelebt .... Nun, jetzt kam man ja wieder
vorwärts, mif eine oder die andere Art, durch
die Türe oder das Fenster. Besonders durch
das Fenster flog manches. Man verkaufte Vor-
hänge, wertvolle Bilder, Sänften, Tapeten ,
Noch blieben, als Zeichen vergangener Größe,
einige kostbare Antiquitäten, darunter die voll-
kommene Rüstung eines Paladins, einstigen
Waffengefährten Karls V. Sie lag in einer
Art voll Löwenkäfig im Winkel und hatte des
Herzogs Aufmerksamkeit erregt. Er ließ sie
votn Roste säubern, und nun erschien sie als
Gegenstand, würdig unserer berühmten Waffen-
sammlung, sehr ähnlich — vielleicht voll der-
selben Hand — der bekannten Gala- und Kriegs-
Rüstung des Kaisers, welche „Die von den
Masken" genannt wird. Die gleiche Mailänder
Arbeit von höchster Feinheit, eingelegt mit Sil-
ber und Gold, der gleiche pfauenblau ange-
laufene Stahl ....
Hätte man darrnn gewußt — welche Lock-
speise für Altertümler, welch' ein Neid der Samm-
ler! Eine bessere Verkleidung kann es nicht
geben, nichts Geeigneteres für einen Masken-
ball. Keine Kosten, kein Nachdenken; Lanza-
fuerte wird des Festes König fein. —
Zwei Stunden vor jener des feierlichen Ein-
trittes in den Ball stand der Herzog, Arme und
Beine ausgespreizt, und ließ sich die einzelnen '
Stücke der Rüstung anlegen. Sehr schwierig
war das bei Brust- und Rückenharnischt es
fehlten die Rieiilen und Schnallen. Endlich
war das schwere Werk vollendet; der Herzog
beschaute sich im großen Ankleidespiegel und
erkannte sich nicht niehr. Der kleine Schnurr-
bart abrasiert, die Haarsträhne der Perücke
herabfallend zu beiden Seiten des Gesichtes —
ein altes Bild schien aus feinem Rahmen ge-
treten. Die edle Haltung: der hochnrütige
Zug um den Muiid, die Züge tnännlich und
doch jugendlich weich ... der Herzog sah sich
verwandelt in einen Edelknappen: das Blut
Aus einem Zyklus „Nächte"
Wenn ich zu deinem Tempel walle, Nacht,
Umwehen Schauer mich aus heil'gen Fernen!
Du bist mit deinem Schweigen, deinen Sternen
mir Weiser — groß! — um mich zu dem zu sindeu,
den sie lioch immer an Altäre binden,
zu desseil Ehre Doine Spielzeug sind —
zu dessen Wolken wir erst wachsen müssen,
um seines Fußeg Sohle scheu zu küssen.
D, Nacht — ich stehe bittend, bebend, bloß:
erhöre mich — gib du Erlösung mir!
Mir Hiugesunkeuen und Schwarmgeweckten,
von deiner Güte maßlos überdeckten!
D, große Nacht mit deinem milden Lichte!
Von Ihm gesendet, um uns stark zu fühlen,
um unsere qualverbrannte Stirn zu kühlen
und zu bestehn vor Seinem Taggesichte!
Hans Franke
*
Der Rebeltag
Run lieb ich fast den Rebeltag,
Der heute morgen zögernd kam,
Nit feinem kühlen, grauen Gram
Die Welt umfing:
Der zwischen alle Bäume
Und über alle Träume
Die Schleier seiner Schwermut hing.
Run lieb ich fast den Rebeltag,
Run ist es mir schon so vertraut,
Daß nirgendwo noch Fimmel blaut.
Daß aller Glanz und Laut gedämpft
Und Glück und Leid gleich matten.
Gleitenden, kühlen Schatten. — —
wozu hat je das Herz gekämpft! —
Martha v. Sperling-Manstein
stolzer Rasse Kochte in ihm, erzeugte Heimweh
nach dem Mittelalter.
„Hütte ich damals gelebt!" sagte er sich mit
Selbstgefühl. „Aber heutzutage .... natürlich
Keine Möglichkeit . . . ." Die Rüstung saß ein
wenig knapp, das Selbstgefühl wuchs. „Ich bin
kräftiger gebaut als der Paladin . . . ."
Als er die Treppe hinabging, bekatnen die
Gedanken eine andere Richtung. Ohne die Hilfe
feiner Dieiicr wäre er kopfüber aus dem Portal
gestürzt, Und endlose Vorsichtsmaßregeln, um in
deil Wagen zu gelangen, sich zu setzen, ihn zu ver-
lassen, hinauf zu steigeil zur fürstlichen Wohnung
der Cardona, über breite Marmorstufen, durch
eine Doppelreihe gepuderter Lakaieil in lichtblauer
Livree und kurzen Beinkleidern. Doch der Ein-
tritt von überraschender Wirkung. Wie hob die
Rüstuiig sich ab von den übrigen Masken — es
war ja doch nur Fliiterzeug — welch' eins Kunst,
Echtheit, wie seltsam-ernst! — Ein Krieger, aus
dein Grabe erstanden, eine liegeiide Statue, auf-
gerichiet .... Eine lebendige Schöpfung des
Meißels von Pompeyo Leoni — so erschien der
Herzog: ei» Murmeln der Bewunderung folgte
seinem Vorübergehen. Die Kenner schätzten das
edle Altertuiii und sprachen seinen Wert aus in
klingenden Zahlen, mit der dreisten Erfahrung,
daß alles käuflich fei.
Die begeifterien Künstler bracheil aus in Lob
und Entzücken. Wer Gelehrsamkeit zur Schau
tragen wollte, erinnerte an die Wappenschilder des
Hauses Lanzafuerte und wieder zog die klassische
Liste unserer Triumphe vorüber: St. Quentin,
Pavin, Orün, Cerinola .... Und das Klirren
des Erzes bei ben Schritten des Herzogs er-
weckte ein ronianiisches Echo, so etwas, wie
das Zusammenschlagen der Schilde bei Wagners
Walkürenritt. Nur eine spottende Stimme sprach,
ihm fast ins Gesicht: „Er hat sich als Held ver-
kleidet, auf daß ihn feine eigene Mutter nicht
keililt . . . ."
Endlich verlor sich die wunderbare Rüstung
im Gewimmel des Balles, unter der Menge
der Zigeuner, Andalusier, Rokokogeftalten Louis
quinrs, Gigerls, Rosen, Libellen, zierlichen Ja-
panerinnen mit gemalten Brauen. Und der Paladin
Karls V. begann ein gewisses Unbehagen zu
empfinden, und es wuchs und wurde zuin deut-
licheil Gefühl schwerer Müdigkeit.
Keiil Zweifel, die verwünschte Rüstung
lastete, drückte. — Welch' ein Einfall, sich in
ein solches Gehäuse zu stecken! Er konnte nicht
tanzen, nicht einmal stehen .... sitzen? Ja-
wohl, daß ihm die Schuppen absprängen und
er sich in gewirktem Unterzeug darstellte!
Uiinlöglich.Angstschweiß befeuchtete
seine Stirne. Fortgehen hieß sich allgemeinem
Spott auslieferil .... zum Unglück trat auch
noch die schöiie Puenteailcha zu ihm, wollte ihn
ersuchen, ihr Gegenüber zu sein im Rigodön.
Rigodön? Schreiten, sich wenden, verbeu-
gen? — Lanzafuerte, äußerst verlegen, ent-
schuldigte sich, so gut er konnte . . . . im Speise-
fnnl ließ er sich ein Glas Eispunsch geben —
das verschaffte momentan Erleichterung. Die
Puenteailcha fragte lächelild: „Ob er sich un-
wohl fühle?"
„Keineswegs .... die Hitze. . .." Und
gleich einem Flüchtenden, blaß, von Fieber-
fchauern geschüttelt, »lachte er sich davon, durch
das fast leere Gewächshaus und endlich, müh-
seligen Schrittes, in den Vorsaal. Die Lakaien
leisteten Hilfe,. trugen ihn hinab, riefen eineil
Wagen herbei, der Paladin fiel hinein mit
schauerlichem Gerassel. — Gott sei Dank! —
Zu Hause würden sie ihm die entsetzliche
Rüstung abreißeil.
„Weg mit diesem Zeug! weg !" rief er, da
er sich in den Händen seiner Diener befand.
Die schnuteil sich unangenehm überrascht an: sie
halten sich eine Freinacht versprochen . . . .
außerdem, welche Verlegenheit! —
„Weg mit allem! aber schnell!" wiederholte
der Herzog und spreizte abermals Arme und
Beine aus.
Die Kunst M. Reichel (Passau)
46
Von Emilia Pardo Bazan
Übersetzt ans dem Spanischen von Marie v. Hagn
Man sprach von nichts anderem niehr als
von diesen: Falle: ein Ereignis im soziale» Leben
Madrids. Die kapriziöse und prachtliebende
Scvora de Cardona verlangte, daß nicht nur die
Jugend, sondern auch die reifen Leute, Damen,
Herren, ktirz alle, alle, kostümiert erschienen. „Nur
eine Ausnahme wird gestaltet," wiederholte Ma-
daine Infaufti, „der Nuntius — weil er immer
im Kostüme geht." — Verbot, sich durch irgend
welche der beliebten Kniffe herauszuhelfen, durch
falsche Nasen, elektrische Sonnenblumen im Knopf-
loch, Perücke», bunte Fräcke :c. Ein vollkom-
menes Kostüm, charakteristisch, historisch, legendär
— so lautete die Vorschrift.
Natürlich sprach man schlecht von der Cardona
(mit der Ehre, die man ihr abschnitt, hätte man
sämtliche Festteilnehmer ausstatten können). Auch
einen neuen Spitznamen erhielt sie: „Die Immcr-
grüne" .... Aber während man bis; und zerrte,
zog mali Modebilder und Kostümwerke zu
Rate, schrieb nach Paris, trieb Schneider und
Modistinnen zur Verzweiflung . . . und die ver-
drießlichsten Gesichter kamen iricht vom Aderlaß
der Geldbörse, sondern davon her, daß man nicht
in der Liste der Geladenen glänzte.
Ganz ruhig fühlte sich der junge Herzog von
Lanzafuerte. Perico Gonsalvo erhielt auf seine
Frage, was jener denn vorzustellen gedächte, die
triumphierende Antwort: „Ich gehe als mein
eigener Ahnherr. — Wirst mein Eisenzeug schon
sehen," schloß er befriedigt.
Im Vertrauen — außergewöhnliche Ausgaben
paßten nicht für den Herzog Kaum die ge-
wöhnlichen. Die Angelegenheiten des Hauses
befanden sich iir größter Verwirrung — zum
Glück mar des Herzogs Vater noch rechtzeitig
gestorben, deirn hätte der ein paar Jahre länger
gelebt .... Nun, jetzt kam man ja wieder
vorwärts, mif eine oder die andere Art, durch
die Türe oder das Fenster. Besonders durch
das Fenster flog manches. Man verkaufte Vor-
hänge, wertvolle Bilder, Sänften, Tapeten ,
Noch blieben, als Zeichen vergangener Größe,
einige kostbare Antiquitäten, darunter die voll-
kommene Rüstung eines Paladins, einstigen
Waffengefährten Karls V. Sie lag in einer
Art voll Löwenkäfig im Winkel und hatte des
Herzogs Aufmerksamkeit erregt. Er ließ sie
votn Roste säubern, und nun erschien sie als
Gegenstand, würdig unserer berühmten Waffen-
sammlung, sehr ähnlich — vielleicht voll der-
selben Hand — der bekannten Gala- und Kriegs-
Rüstung des Kaisers, welche „Die von den
Masken" genannt wird. Die gleiche Mailänder
Arbeit von höchster Feinheit, eingelegt mit Sil-
ber und Gold, der gleiche pfauenblau ange-
laufene Stahl ....
Hätte man darrnn gewußt — welche Lock-
speise für Altertümler, welch' ein Neid der Samm-
ler! Eine bessere Verkleidung kann es nicht
geben, nichts Geeigneteres für einen Masken-
ball. Keine Kosten, kein Nachdenken; Lanza-
fuerte wird des Festes König fein. —
Zwei Stunden vor jener des feierlichen Ein-
trittes in den Ball stand der Herzog, Arme und
Beine ausgespreizt, und ließ sich die einzelnen '
Stücke der Rüstung anlegen. Sehr schwierig
war das bei Brust- und Rückenharnischt es
fehlten die Rieiilen und Schnallen. Endlich
war das schwere Werk vollendet; der Herzog
beschaute sich im großen Ankleidespiegel und
erkannte sich nicht niehr. Der kleine Schnurr-
bart abrasiert, die Haarsträhne der Perücke
herabfallend zu beiden Seiten des Gesichtes —
ein altes Bild schien aus feinem Rahmen ge-
treten. Die edle Haltung: der hochnrütige
Zug um den Muiid, die Züge tnännlich und
doch jugendlich weich ... der Herzog sah sich
verwandelt in einen Edelknappen: das Blut
Aus einem Zyklus „Nächte"
Wenn ich zu deinem Tempel walle, Nacht,
Umwehen Schauer mich aus heil'gen Fernen!
Du bist mit deinem Schweigen, deinen Sternen
mir Weiser — groß! — um mich zu dem zu sindeu,
den sie lioch immer an Altäre binden,
zu desseil Ehre Doine Spielzeug sind —
zu dessen Wolken wir erst wachsen müssen,
um seines Fußeg Sohle scheu zu küssen.
D, Nacht — ich stehe bittend, bebend, bloß:
erhöre mich — gib du Erlösung mir!
Mir Hiugesunkeuen und Schwarmgeweckten,
von deiner Güte maßlos überdeckten!
D, große Nacht mit deinem milden Lichte!
Von Ihm gesendet, um uns stark zu fühlen,
um unsere qualverbrannte Stirn zu kühlen
und zu bestehn vor Seinem Taggesichte!
Hans Franke
*
Der Rebeltag
Run lieb ich fast den Rebeltag,
Der heute morgen zögernd kam,
Nit feinem kühlen, grauen Gram
Die Welt umfing:
Der zwischen alle Bäume
Und über alle Träume
Die Schleier seiner Schwermut hing.
Run lieb ich fast den Rebeltag,
Run ist es mir schon so vertraut,
Daß nirgendwo noch Fimmel blaut.
Daß aller Glanz und Laut gedämpft
Und Glück und Leid gleich matten.
Gleitenden, kühlen Schatten. — —
wozu hat je das Herz gekämpft! —
Martha v. Sperling-Manstein
stolzer Rasse Kochte in ihm, erzeugte Heimweh
nach dem Mittelalter.
„Hütte ich damals gelebt!" sagte er sich mit
Selbstgefühl. „Aber heutzutage .... natürlich
Keine Möglichkeit . . . ." Die Rüstung saß ein
wenig knapp, das Selbstgefühl wuchs. „Ich bin
kräftiger gebaut als der Paladin . . . ."
Als er die Treppe hinabging, bekatnen die
Gedanken eine andere Richtung. Ohne die Hilfe
feiner Dieiicr wäre er kopfüber aus dem Portal
gestürzt, Und endlose Vorsichtsmaßregeln, um in
deil Wagen zu gelangen, sich zu setzen, ihn zu ver-
lassen, hinauf zu steigeil zur fürstlichen Wohnung
der Cardona, über breite Marmorstufen, durch
eine Doppelreihe gepuderter Lakaieil in lichtblauer
Livree und kurzen Beinkleidern. Doch der Ein-
tritt von überraschender Wirkung. Wie hob die
Rüstuiig sich ab von den übrigen Masken — es
war ja doch nur Fliiterzeug — welch' eins Kunst,
Echtheit, wie seltsam-ernst! — Ein Krieger, aus
dein Grabe erstanden, eine liegeiide Statue, auf-
gerichiet .... Eine lebendige Schöpfung des
Meißels von Pompeyo Leoni — so erschien der
Herzog: ei» Murmeln der Bewunderung folgte
seinem Vorübergehen. Die Kenner schätzten das
edle Altertuiii und sprachen seinen Wert aus in
klingenden Zahlen, mit der dreisten Erfahrung,
daß alles käuflich fei.
Die begeifterien Künstler bracheil aus in Lob
und Entzücken. Wer Gelehrsamkeit zur Schau
tragen wollte, erinnerte an die Wappenschilder des
Hauses Lanzafuerte und wieder zog die klassische
Liste unserer Triumphe vorüber: St. Quentin,
Pavin, Orün, Cerinola .... Und das Klirren
des Erzes bei ben Schritten des Herzogs er-
weckte ein ronianiisches Echo, so etwas, wie
das Zusammenschlagen der Schilde bei Wagners
Walkürenritt. Nur eine spottende Stimme sprach,
ihm fast ins Gesicht: „Er hat sich als Held ver-
kleidet, auf daß ihn feine eigene Mutter nicht
keililt . . . ."
Endlich verlor sich die wunderbare Rüstung
im Gewimmel des Balles, unter der Menge
der Zigeuner, Andalusier, Rokokogeftalten Louis
quinrs, Gigerls, Rosen, Libellen, zierlichen Ja-
panerinnen mit gemalten Brauen. Und der Paladin
Karls V. begann ein gewisses Unbehagen zu
empfinden, und es wuchs und wurde zuin deut-
licheil Gefühl schwerer Müdigkeit.
Keiil Zweifel, die verwünschte Rüstung
lastete, drückte. — Welch' ein Einfall, sich in
ein solches Gehäuse zu stecken! Er konnte nicht
tanzen, nicht einmal stehen .... sitzen? Ja-
wohl, daß ihm die Schuppen absprängen und
er sich in gewirktem Unterzeug darstellte!
Uiinlöglich.Angstschweiß befeuchtete
seine Stirne. Fortgehen hieß sich allgemeinem
Spott auslieferil .... zum Unglück trat auch
noch die schöiie Puenteailcha zu ihm, wollte ihn
ersuchen, ihr Gegenüber zu sein im Rigodön.
Rigodön? Schreiten, sich wenden, verbeu-
gen? — Lanzafuerte, äußerst verlegen, ent-
schuldigte sich, so gut er konnte . . . . im Speise-
fnnl ließ er sich ein Glas Eispunsch geben —
das verschaffte momentan Erleichterung. Die
Puenteailcha fragte lächelild: „Ob er sich un-
wohl fühle?"
„Keineswegs .... die Hitze. . .." Und
gleich einem Flüchtenden, blaß, von Fieber-
fchauern geschüttelt, »lachte er sich davon, durch
das fast leere Gewächshaus und endlich, müh-
seligen Schrittes, in den Vorsaal. Die Lakaien
leisteten Hilfe,. trugen ihn hinab, riefen eineil
Wagen herbei, der Paladin fiel hinein mit
schauerlichem Gerassel. — Gott sei Dank! —
Zu Hause würden sie ihm die entsetzliche
Rüstung abreißeil.
„Weg mit diesem Zeug! weg !" rief er, da
er sich in den Händen seiner Diener befand.
Die schnuteil sich unangenehm überrascht an: sie
halten sich eine Freinacht versprochen . . . .
außerdem, welche Verlegenheit! —
„Weg mit allem! aber schnell!" wiederholte
der Herzog und spreizte abermals Arme und
Beine aus.
Die Kunst M. Reichel (Passau)
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