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Zerschlagene Ideale'

Ferdinand Staeger (München)

Komm nicht mehr . . .

Komm nid)t mehr nachts zu mir in meinen Traum,
Laß mir den Frieden, den mein Heim mir gibt!
Vergiß die Glut, die funkengleich zerstiebt!

Id) fühle durd) den nad)tumwölkteu Raum
Die Wünsche deiner Sinne zu mir gleiten.

Und in mir klinge» gleid)gestimmte Saiten.

Komm nicht mehr nad)1s zu mir in meinen Traum,
Laß mir den Friede», den mein Heim mir gibt!
Id) diene einer, die mich leise liebt,

So mütterlich und leise, daß id) kaum
Vernehme, wie ihr stilles Lieben schreitet
Und mich in eine neue Welt geleitet.

Friedrich Wallisch

Nach dem Chinesischen des Laotse

Zu den Treuen heg' ich Treue,

Treue zu den Ungetreuen,

Zeder soll sich an mir freuen,

Keine Liebe mich gereuen,

Daß die Welt sich bald erneue!

Für die Guten heg' ich Güte,

Güte für die Gütelosen,

Mögen Böse sich erbosen, —

Alle wie die Kinder kosen
Will der Gott mir im Gemüte.

Erika Rhein sch

Feuerpause

Wie viele Tage haben wir
Die Sonne nid)t gesehen!

Wie viele Nachte sahn wir nicht
Den Mond am Himmel stehen!

Wir dachten nicht, wir fühlten nid)t,

Wir hatten nicht Trunk uod) Brot.

Wie viele Tage Gesicht ins Gesid)t
Schauten wir dem Tod!

Links lächelt er einen leise au,

Rechts malmt er einen zu Brei.

Uns aber hat er kein Leid getan;

An »ns — o Wunder! — ging er vorbei.

Artur Wagner

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Erika Spann-Rheinsch: Nach dem Chinesischen des Laotse
Friedrich Wallisch: Komm nicht mehr...
Artur Wagner: Feuerpause
Ferdinand Staeger: Zerschlagene Ideale
 
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