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Jury

da kommt ja auch die kleine Senta - in der Flächenwirkung is se ja sehr nett,

aber das Kubische enttäuscht - — "

Die Weihnachtspostpakete

‘ In mehreren deutschen Freistaaten ist die Absen-
dung von Weihnachtspakelen unter Wertangabe mit
der Post untersagt worden, es sei denn, daß sie Geld,
Juwelen und dergleichen enthalten. DieseMaßnahme
rief im Volke großen ünwllen hervor.

Über die Motive, denen die genannte Maßnahme
zu verdanken ist, vernimmt man folgendes:

Der Betriebsrat der Postpaketunterschlagungs-
genoffenschaft (ohne Haftung!), die soeben ihr fünf-
jähriges Bestandchudiläum feiert, hat bei verschiede-
nen poflverwaltungen angeregt, einmal für längere
Zeit jede Wertangabe für Lebensmittel- und andere
Warenpakete zu untersagen. Ihre Mitglieder wüßten
wohl am besten, daß Pakete der genannten Art weit
über den reellen Wert ihres Inhalts deklariert würden,
da sie in Tausenden von Fällen die Probe darauf
gemacht hätten. Den Schaden habe dann jeweils der
Staat und sie selber.

Es müsse mit allen Mitteln verhindert werden,
daß zu den bereits bezahlten Millionen Entschädi-
gungsgelder für abhanden gekommene Wertpakete
neue Millionen bezahlt würden, die naturgemäß
nur durch Steuern gedeckt werden könnten. Diese
träfen aber auch ihre Mitglieder empfindlich, was
unter allen Umständen verhütet werden müsse und
den Statuten der Genossenschaft direkt widerspreche.

Jede Wertangabe erschwere sowohl den postan-
gesteklten als auch der Genossenschaft die Arbeit. Seit
der Verdoppelung der Zahl der postangesteklten, der
Verminderung der Postbestellgänge und der Erhö-
hung der Gehälter hätten die Genossenschaftsmit-

glieder reichlich Zeit, sich in ganz intensiver Art mit
den Paketen ohne Wertangabe zu beschäftigen. Daher
sei es nicht mehr als recht und billig, daß sie zu
Weihnachten die Möglichkeit reichlicher als sonst er-
hielten, sich für ihre Sonderbemühungen in den Be-
sitz einer angemessenen Gratifikation zu jehen, ohne
daß der Staat dabei Schaden nehme.

Die Postverwaltungen konnten sich natürlich diesen
Gründen nicht verschließen und ordneten hierauf die
Einstellung der Werlpaketsendungen an. Beda

Raucherwahnsinn

Das dampft und qualmt und pafft und schmaucht,
Das glimmt und glostet, glüht und brennt,
Das stinkt und muffelt, riecht und raucht.

Das schwelt und dunstet permanent!

Ein einz'ger Nlesenrachen klafft

Der tonnenweis Tabak verpafft!

Ins Ausland geht des Geldes Lauf;

Weit offen steht des Westens Kluft
llnd Milliarden gehen drauf.

Zu Nebel in das Nichts gepufft:

Deckt blauer Dunst den Abgrund dicht,

Dann existiert - der Abgrund nicht!

Wir stehen ohne Stüh' und Stab

Am Nande blind und ahnungslos:
Kopfüber stürzen wir hinab,

ünd unser Fall ist tief und groß.

Dort löschen dann in Nacht und Graus

Die letzten Zigaretten aus!

B. H.

Antimiliiarissimus

Auf dem Bahnhof Alexanderplah in Berlin wurden
zehn -und zwölfjährige Zöglinge eines Mili-
tärwaisenhauses, deren Kinderuniformen auf-
reizend auf die Menge wirkten, von Subjekten, die
sich als Angehörige derü.S.P. bekannten, als „Noske-
hunde" beschimpft und mit Verprügeln und Abreißen
der Kokarden bedroht.

Die Empörung der edlen ü. S.p.-Mannen über
die rohe, gewalt ä ige Soldateska wird begreiflich,
wenn man bedenkt, daß nach zuverlässiger Infor-
mation unseres Spezialkorrespondenten die unifor-
mierte junge Garde der Gegenrevolution mit der
Absicht nach Berlin gekommen war, den G enossen
Ledebour zu ermorden. Seit dem letzten Atten-
tat auf den großen Volksmann war man ständig um
sein Leben besorgt, zumal da man genau wußte, daß
wieder etwas gegen ihn geplant war. Die Reklame-
Abteilung der ü. S. p. hatte bereits zuverlässige
Nachrichten erhalten, die vermuten ließen, daß sie
nächstens wieder mit verstärktem Personal und mit
Überstunden würde arbeiten müssen. Der Anmarsch
der jungen Noskehunde ließ das Schlimmste be-
fürchten.

Es war schon soweit, daß die Redaktion der „Frei-
heit" den vollständigen Attentatsbericht bereits in Sah
gegeben hatte.

Somit kann es den Anhängern der ü S. p. nicht
verdacht werden, wenn sie mit der ihnen eigenen
Energie und mit bemerkenswertem Mut den feind-
lichen Einfall zurückwiesen und die Mörderbande
ln die Flucht schlugen. Franze aus Berlin

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Beda: Die Weihnachtspostpakete
Franze aus Berlin: Antimilitarissimus
Friedrich (Fritz) Heubner: Jury
B. H.: Raucherwahnsinn
 
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