n k-
Richard Rost (Nünchen)
mehr wir streiken, desto teurer wird das Leben — je teurer das Leben wird, desto mehr müssen wir streiken.
Wien
Im Strauß der Städte farbenvollste Blüte!
Tochter des Lachens! Glückgenießerin!
Europas Kammerzofe! Pförtnerin,
daß sie das Tor des (vccidents behüte! —
— Welch Unrecht haben sie an dir begangen!
Geschleudert in den Staub der Straße hin,
liegst du am Wege, — eine Bettlerin,
um deiner Feinde Gnade zu erlangen...
Wohin ist deiner Schönheit Glan; gegangen?
Hohläugige, verhungert und erfroren —
zu letzter Armut Niedrigkeit erkoren:
von Ratten zehrend mit zerfallnen Wangen!
Ward dir das Schicksal Niobes geschworen'
wenn unter unsichtbaren Henkerhänden
das letzte deiner Ninder ging verloren,
— den Tod des Ganzverlassenseins
zu enden?
Soll sich erfüllen dieser Mörderschwur?
Soll, — Tausendjährige — abertausend Za me
dein Leichnam liegen, nackt und ohne Bahre,
am Ausgang unsrer „herrlichen" Nultur?
-3. de Nora
Liebe fugend
Der Brandleitnerbauer sieht in der Stadt in
seinem Gasthofe zum ersten Male die Wunder der
elektrischen Zimmerbeleuchtung. Lin Nnips, und
es ist strahlende Helle. Ganz geblendet und starr
vor Staunen sagt der Brandleitner:
„Za, ja, die Republik!"
Zur gefl. Beachtung!
Oie Preisbewegung nach oben hat leider noch immer
nicht ihr Ende erreicht. So sind uns für 1920 wieder
ganz außerordentliche Materialpreis-Steigerungen an-
gekündigt, denen wir nur gerecht werden können, wenn
wir einen Teil derselben unseren Freunden und Lesern
aufbürden. Wir gehen nicht leichten Herzens an eine
nochmalige Preiserhöhung heran und haben diese
auch so niedrig wie möglich gehalten, um allen künst-
lerisch und literarisch interessierten Kreisen den Bezug
zu ermöglichen. Auf die Unterstützung dieser Kreise
rechnen wir auch diesmal, damit die „JUGEND"
nach dem ersten Vierteljahrhundert ihres Bestehens
recht viel Freunde um sich geschart steht. Vom
1. Fanuar 1920 ab beträgt
O
der Vierteljahrespreis
der Aummernpreis .
M. 15.-
„ 1.35
(mit 10% Buchhändleraufschlag 1.50)
München.
Verlag der „Jugend".
Linst hörte man gegen Lngelland
Linen Haßgesang deklamieren.
Wir führten den Haß am Straßenrand
Grell ausgeputzt spazieren.
Dem Haß, der gegen Frankreich loht,
D leiht ihm edlere Schwingen!
Wir wollen ihn nicht in unserer Not
Zu Tod deklamieren und singen.
Lin heiliger Haß, ein göttlicher Haß,
Soll tief im Herzen er glühen.
Genetzt mit unserer Tränen Naß
Soll unverwelkbar er blühen.
Lr sei ein heimlich Lrkennungswort,
Nit dem wir uns Deutsche begrüßen,
Lr soll dem Säugling schon hinfort
Die Muttermilch versüßen!
Du heiliger Haß, sei uns Arznei
Für unsre Wunden und Schwären!
Was wir verloren in Träumerei,
Der Haß foll's neu gebären!
Lin Haß gedeihn, wie er noch nie
Lntstiegen der deutschen Lrde,
Auf daß der Michel, der immer verzieh,
Zum ehernen Michael werde!
Karl Lttlinger
R 1 9
Steffl®
“ b. U-
Richard Rost (Nünchen)
mehr wir streiken, desto teurer wird das Leben — je teurer das Leben wird, desto mehr müssen wir streiken.
Wien
Im Strauß der Städte farbenvollste Blüte!
Tochter des Lachens! Glückgenießerin!
Europas Kammerzofe! Pförtnerin,
daß sie das Tor des (vccidents behüte! —
— Welch Unrecht haben sie an dir begangen!
Geschleudert in den Staub der Straße hin,
liegst du am Wege, — eine Bettlerin,
um deiner Feinde Gnade zu erlangen...
Wohin ist deiner Schönheit Glan; gegangen?
Hohläugige, verhungert und erfroren —
zu letzter Armut Niedrigkeit erkoren:
von Ratten zehrend mit zerfallnen Wangen!
Ward dir das Schicksal Niobes geschworen'
wenn unter unsichtbaren Henkerhänden
das letzte deiner Ninder ging verloren,
— den Tod des Ganzverlassenseins
zu enden?
Soll sich erfüllen dieser Mörderschwur?
Soll, — Tausendjährige — abertausend Za me
dein Leichnam liegen, nackt und ohne Bahre,
am Ausgang unsrer „herrlichen" Nultur?
-3. de Nora
Liebe fugend
Der Brandleitnerbauer sieht in der Stadt in
seinem Gasthofe zum ersten Male die Wunder der
elektrischen Zimmerbeleuchtung. Lin Nnips, und
es ist strahlende Helle. Ganz geblendet und starr
vor Staunen sagt der Brandleitner:
„Za, ja, die Republik!"
Zur gefl. Beachtung!
Oie Preisbewegung nach oben hat leider noch immer
nicht ihr Ende erreicht. So sind uns für 1920 wieder
ganz außerordentliche Materialpreis-Steigerungen an-
gekündigt, denen wir nur gerecht werden können, wenn
wir einen Teil derselben unseren Freunden und Lesern
aufbürden. Wir gehen nicht leichten Herzens an eine
nochmalige Preiserhöhung heran und haben diese
auch so niedrig wie möglich gehalten, um allen künst-
lerisch und literarisch interessierten Kreisen den Bezug
zu ermöglichen. Auf die Unterstützung dieser Kreise
rechnen wir auch diesmal, damit die „JUGEND"
nach dem ersten Vierteljahrhundert ihres Bestehens
recht viel Freunde um sich geschart steht. Vom
1. Fanuar 1920 ab beträgt
O
der Vierteljahrespreis
der Aummernpreis .
M. 15.-
„ 1.35
(mit 10% Buchhändleraufschlag 1.50)
München.
Verlag der „Jugend".
Linst hörte man gegen Lngelland
Linen Haßgesang deklamieren.
Wir führten den Haß am Straßenrand
Grell ausgeputzt spazieren.
Dem Haß, der gegen Frankreich loht,
D leiht ihm edlere Schwingen!
Wir wollen ihn nicht in unserer Not
Zu Tod deklamieren und singen.
Lin heiliger Haß, ein göttlicher Haß,
Soll tief im Herzen er glühen.
Genetzt mit unserer Tränen Naß
Soll unverwelkbar er blühen.
Lr sei ein heimlich Lrkennungswort,
Nit dem wir uns Deutsche begrüßen,
Lr soll dem Säugling schon hinfort
Die Muttermilch versüßen!
Du heiliger Haß, sei uns Arznei
Für unsre Wunden und Schwären!
Was wir verloren in Träumerei,
Der Haß foll's neu gebären!
Lin Haß gedeihn, wie er noch nie
Lntstiegen der deutschen Lrde,
Auf daß der Michel, der immer verzieh,
Zum ehernen Michael werde!
Karl Lttlinger
R 1 9
Steffl®
“ b. U-