die beiden Männer vom Leichenwagen halfen ihm.
vergebens. Rein Licht wurde hinter den winzigen
Fenstern sichtbar, keine Stimme im Innern ver-
nehmlich. So mußten 8Iasche und Proviantkorb
aushelfen. — Görrensen und fein Vetter brachten
keinen Schluck, keinen Bissen über die Lippen. —
Weiter gings, durch Hochtäler und Wälder,
Schritt für Schritt, vor ihnen dehnte sich, ein
Heller breiter Streifen, die Straße, im dunklen
Bergiand sich verlierend. Die Pferdehufe klangen
auf dem gläsern harten Boden. — Aufwärts
fuhren sie, Totenwagen und Landauer dicht hinter-
einander. —
Bleiern schwer fühlte Sundmann die Lider
über den Augen. —
Mit Mühe hielt er sich wach.
Unirdisch, unwirklich sah die Landschaft aus. —
Mondlicht floß über Wälder und Hohen, lag
hell auf der Straße. Ls sah vier müde Gäule
schwere Last über die Hochebene ziehen. Ls blickte
einem starken, breitschultrigen Manne ins bärtige
Gesicht, leuchtete auf den blassen Zügen eines
Zünglings.
wie ein erstes Morgenahnen zitterte es durch
die kalte Luft.-
Neben sich glaubteSundmann sprechen zu hören
— seines Vetters Stimme. Aufgeregt redete Gör-
rensen vorsich hin, einenSchwallunverständlicher
Worte aussendend. Seine Hände fuchtelten wild
durch die Luft. Linen Augenblick lang versuchte
Sundmann nachzudenken: war es ein Traumzu-
stand, ln dem er solch seltsames Gebaren des
ManneswahrnahmlLr fühltesichzumüde,weiter
darüber zu sinnen. Za, ich träume, beruhigte er
sich, kann aber dem Schlaf und Traum durch eine
kleine wlllensregung schnell ein Lnde bereiten,
wenn ich das dunkle Gaukelbild nicht mehr sehen
mag, wenn es anfängt mich zu quälen — und
hörte doch im gleichen Augenblick aus der Wirk-
lichkeit in seinen Dämmerzustand herüber die
Pferdehufe schallen. — Ls war etwas in ihm wie
ein Wunsch und Wille, in Ungewißheit darüber
zu bleiben, ob er wache oder träume, — und doch
zugleich ein verwundern, ein 8ragen, ob man
als Träumender in solcher Weise grübeln und
so nachdrücklich „wollen" könne. —
Aber da war es wieder! Lr verstand plötzlich
Worte, Sähe, laut und deutlich.
„Laß antraben, Hendrikfon, das ewige Schritt-
fahren macht sie zu steif! Gib Zunker die peitsche!
So . . .!" Lin kurzes, wildes Geprassel der Lisen
glaubteSundmann zu vernehmen und am Rücken
das vorwärtsschießen des Wagens zu spüren.
Welch sinnendeutlicher Traum — oder welch
traumhafte Wirklichkeit! dachte er wieder. Und
von neuem vernahm er Görrensens Stimme:
„Schneller, Alter, schneller! — 8«hr vor, laß
den Sargkasten Hinterherrump ein, zeig den Toten-
männern, was meine Schecken lausen können!"
In sausender 8ahrt gings an dem schwarzen
Wagen vorbei, von dem eine erstaunte 8rage
herüberslog, vorbei anNreuz und Rappengespann.
Das Ganze tauchte hinter ihnen im Dunkeln unter;
nur die Laternen noch schauten wie matte, traurige
Augen suchend nach den Lilenden aus. — Gär-
renfen hatte sich umgewandt, daß sein Pelzkragen
Sundmanns Wange streifte. Lin übermütiges
vergebens. Rein Licht wurde hinter den winzigen
Fenstern sichtbar, keine Stimme im Innern ver-
nehmlich. So mußten 8Iasche und Proviantkorb
aushelfen. — Görrensen und fein Vetter brachten
keinen Schluck, keinen Bissen über die Lippen. —
Weiter gings, durch Hochtäler und Wälder,
Schritt für Schritt, vor ihnen dehnte sich, ein
Heller breiter Streifen, die Straße, im dunklen
Bergiand sich verlierend. Die Pferdehufe klangen
auf dem gläsern harten Boden. — Aufwärts
fuhren sie, Totenwagen und Landauer dicht hinter-
einander. —
Bleiern schwer fühlte Sundmann die Lider
über den Augen. —
Mit Mühe hielt er sich wach.
Unirdisch, unwirklich sah die Landschaft aus. —
Mondlicht floß über Wälder und Hohen, lag
hell auf der Straße. Ls sah vier müde Gäule
schwere Last über die Hochebene ziehen. Ls blickte
einem starken, breitschultrigen Manne ins bärtige
Gesicht, leuchtete auf den blassen Zügen eines
Zünglings.
wie ein erstes Morgenahnen zitterte es durch
die kalte Luft.-
Neben sich glaubteSundmann sprechen zu hören
— seines Vetters Stimme. Aufgeregt redete Gör-
rensen vorsich hin, einenSchwallunverständlicher
Worte aussendend. Seine Hände fuchtelten wild
durch die Luft. Linen Augenblick lang versuchte
Sundmann nachzudenken: war es ein Traumzu-
stand, ln dem er solch seltsames Gebaren des
ManneswahrnahmlLr fühltesichzumüde,weiter
darüber zu sinnen. Za, ich träume, beruhigte er
sich, kann aber dem Schlaf und Traum durch eine
kleine wlllensregung schnell ein Lnde bereiten,
wenn ich das dunkle Gaukelbild nicht mehr sehen
mag, wenn es anfängt mich zu quälen — und
hörte doch im gleichen Augenblick aus der Wirk-
lichkeit in seinen Dämmerzustand herüber die
Pferdehufe schallen. — Ls war etwas in ihm wie
ein Wunsch und Wille, in Ungewißheit darüber
zu bleiben, ob er wache oder träume, — und doch
zugleich ein verwundern, ein 8ragen, ob man
als Träumender in solcher Weise grübeln und
so nachdrücklich „wollen" könne. —
Aber da war es wieder! Lr verstand plötzlich
Worte, Sähe, laut und deutlich.
„Laß antraben, Hendrikfon, das ewige Schritt-
fahren macht sie zu steif! Gib Zunker die peitsche!
So . . .!" Lin kurzes, wildes Geprassel der Lisen
glaubteSundmann zu vernehmen und am Rücken
das vorwärtsschießen des Wagens zu spüren.
Welch sinnendeutlicher Traum — oder welch
traumhafte Wirklichkeit! dachte er wieder. Und
von neuem vernahm er Görrensens Stimme:
„Schneller, Alter, schneller! — 8«hr vor, laß
den Sargkasten Hinterherrump ein, zeig den Toten-
männern, was meine Schecken lausen können!"
In sausender 8ahrt gings an dem schwarzen
Wagen vorbei, von dem eine erstaunte 8rage
herüberslog, vorbei anNreuz und Rappengespann.
Das Ganze tauchte hinter ihnen im Dunkeln unter;
nur die Laternen noch schauten wie matte, traurige
Augen suchend nach den Lilenden aus. — Gär-
renfen hatte sich umgewandt, daß sein Pelzkragen
Sundmanns Wange streifte. Lin übermütiges