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Nr. 3

JUGEND

1920

Freunde in der Kot

von (!) t t o Diolan

Freunde ln der Not — das sind bekanntlich die ech-
ten. pirschinger ist so ein echter Freund! Lr denkt bei
jedem Geschäft, das er macht, an mich und meine Drang-
sal. Nur ein bißchen zerstreut ist er. Lr macht eben sehr
viele Geschäfte, gute, geldbringende, grandiose Geschäfte.

Wir treffen uns einmal.

„Grüß Sie Gott! Wie geht 's Ihnen?"

„Schlecht!"

„Schön — hm — Man muß etwas für Sie tun!" Lr
denkt nach.

„wollen Sie — Direktor werden?"

Direktor! Reine Augen strahlen.

„Natürlich, Herr Direktor!" Lr ist nämlich schon Di-
rektor, ein-, zwei- oder siebenfacher.

„Schön — hm — Vas sind Sie eigentlich?"

Ich schämte mich.

„Na -?"

„Doktor der Philosophie!"

„Schön — hm — Das macht nichts! Sie können ja
umsatteln. Wissen Sie — ich denke mir da ein Export-
haus für Sie. — Könnten Sie Kapital auftrelben?"

„Ich wüßte nicht woher, Herr Direktor!"

„Schön — hm. Dann müssen wir es kleiner machen,
also ein Lxporthäuschen! Haben Sie Beziehungen zu
irgendeiner Warenbranche?"

„Ich wüßte nicht, zu welcher, Herr Direktor!"

„Schön — hm. Dann müssen wir es anders machen."
Lr dachte nach.

Ich räusperte mich. „Ich bin im Französischen, Eng-
lischen und Russischen perfekt, wenn Sie vielleicht eine
Korrespondentenstelle wüßten, Herr Direktor?"

„Aber, Doktor! Korrespondent! Direktor müssen Sie
werden. Und dann: wer braucht heute noch einen Kor-
respondenten! Alles überfüllt." Lr dachte weiter nach.

„Ich stenographiere und schreibe auf allen geläufigen
Maschinen. In der Not wäre ich auch mit einem derar-
tigen Posten zufrieden!"

„Aber, Doktor! Schreiber! Bei Ihrer Vorbildung! Da
ginge noch eher eine Korrespondentenstelle." Lr dachte
weiter nach.

„Ich bin am Rande der Verzweiflung, Herr Direk-

Probatum est?

was sagen Sie jetzt, mein Lieber? —

Nun haben sie einen Schieber,

Der viele Schübe gemacht,

vom Leben zum Tode gebracht!

Linen großen und keinen kleinen,

Linen reichen, runden und feinen!
Linen Dicken mit feistem Genick! —

Fast brach beim Hängen der Strick.

Brotheimer hieß der Geselle.

Wie freudig rauschte zur Stelle
Der Raben krächzendes Heer:

Ls war ja ein Millionär!

Wer hing den Schelm, den frivolen? —

Ls waren leider die — Polen
In Krakau. — Was dachtet ihr nur?! —
In Deutschland hat man — Kultur!

Beda

tor. Ich fühle mich noch so halbwegs gesund und würde
mich auch nicht schämen, von meiner Hände Arbeit

„Aber, Doktor! — Arbeiter! Bei Ihren Studien -
wo denken Sie hin. Wenn schon als Schreibkraft, darüber
ließe sich schlimmstenfalls noch reden." Lr dachte noch
immer nach.

„Wissen Sie," — meinte er dann „ich habe etwas
Neues in petto."

Lr hatte also wieder was in petto!

„vielleicht läßt sich da etwas für Sie tun." Lr sah mich
an: „Wir leben in einer neuen Zeit, Doktor!"

„Tja—wir leben in einer ganz neuen Zeit!" hauchte kt).

„Zhr seid auch ziemlich wohl gebaut!" scherzte er
klassisch.

„Tja - ich bin es-wie durch ein Wunder!" säusle ich.

„Da könnte man 's mit seinen zwei Fäusten schon ver-
suchen. von der Pike auf, das ist das Richtige, sage ich
immer, von der Pike auf! wie gesagt — ich übernehme
jetzt die Direktion einer ganz neuen Sache — ich werde
Sie nicht vergessen, Doktor!"

„vielen Dank!"

„Schön — hm — nichts zu danken!"

„Ich hoffe Ihnen keine Schande zu machen!"

„Aber, Doktor!"

Lr schüttelt meine zwirnbehandschuhte Rechte mit sei-
nem Pelzfäustling. Ich biege links ab, und er winkt einer
Autodroschke.

Und im Gehen reibe ich mir die Hände — es hat eine
jämmerliche Kälte — und denke mir: Ls ist doch schön,
wenn man in der Not einen Freund hat, der Direktor ist
— ein-, zwei- oder achtfacher!


Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchener „Jugend" Bezug zu nehmen

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Beda: Probatum est?
 
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