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WEIDE

Art Liebe, um Gott und um alle Menfchenfehnfucht. - Als fie merkte wie idi
fle anfah, blüh'e ein Lächeln in ihren Mienen auf und öffnete den füll ver-
fchloffenen Mund zu Wunsch und Willen, und ihre weit aufgetanen Arme
empfingen mich Hinfinkenden feierlich fest, bedingungslos.

Ein Narr geht in den Wiefen und fingt. -
Wiese, wilde Steppe!

Nimm midi hin in dein mächtiges Schweigen,

In deine weiten Schwingungen reib mich fortl

Laß mich vergehn in deiner Einsamkeit 1

Zieh mich e.n in deine Abenteuer und Geheimnisse 1

Nimm mich auf in die freie Schar deiner ewig jungen Winde, die über dich

LUDWIG VON ZUMBUSCH

hinbraufen, ungestüm und donnernd wie eine wilde Herde junger Roffe am
Morgen. Deiner jauchzenden, starken Winde, die mit stürmender Kraß deine
gebreitete Fläche aufwühlen zu rollendem Meer, das feine graugrünen Wogen
brausend mir entgenwirst. -
Wie e, du Meer!

Ein glücklicher Schiffer fahre ich mit knatternden Segeln über deine Wellen,
von Möven überflitzt, in deren Luflfdireien (ich meine übervolle Seele löst,
hingerissen wie diese wilden Vögel.

Ein Göttlicher wandle ich über das Meer. Singend schreite ich in die brau-
sende Weite, und meine offenen Arme strecken fleh. Ungreifbares zu umfangen.
Weinen bricht aus aufgewühlter Brust und Wahnpnnsfehnfudit wirst mich hin. -
Wiese, holder Garten 1

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Ludwig Ritter v. Zumbusch: Weide
 
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