Artung richtig begriffen. Bei aller Begeisterung, bei allem Ein-
fühlungsvermögen blieb das uferlose Meer düsterer Tragik seinem
mimosenhaft feinen Wesen fremd, sein nach innen gekehrtes Empfin-
den hatte feine Heimat an dem stillen, dunklen Waldfce der deutschen
Lyrik. — Er war ein Gelegenheitsdichtcr in des Wortes bester Be-
deutung und feine Lieder, die alle großen und kleinen Erlebnisse feines
reichen Innenlebens widerspiegelten, an deren Geltung in der Öffent-
lichkeit er selbst nie gedacht hat, sind für die Nachwelt das teuerste
Vermächtnis feines Daseins geworden.
In der kurzen, prägnanten Form des Liedes zeigt er als Dichter-
komponist eine unvergleichliche Meisterschaft, der in Anbetracht der
wundervollen Stileinheit von Text und Musik nichts zur Seite
gestellt werden kann, mag er nun den Dust eines Veilchens in einem
winzigen Liedchen einfangen und zum Erklingen bringen oder von den
Lockungen einer liebesfeligen Mondnacht träumen wie in dem aus
Gold- und Silberfäden gewobenen „Komm, wir wandeln zusammen
im Mondschein." — Weit über das Maß subjektiver Lyrik erhebt
sich Cornelius bis zur typischen Allgemeingültigkeit in seinen Zyklen,
den „Brautliedern" und vor allem in den „Weihnachtsliedern".
Weihnachten, dieses lieblichste aller christlichen Feste, war von je ei»
Lieblingsthcma deutscher Künstler und kein Mysterium des Christen-
tums wurde vom deutschen Wesen mehr aufgcsaugt und germanisiert;
wir denken dabei an ein Werk aus unserer Gegenwart, die „Heilige
Nacht" unseres zu früh dahingegangencn Ludwig Thoma. Der Sänger
H. 0. Binder
Betrachtung
„Ich wüßt eigentlich nicht, was mir persönlich das Christkindl bringen sollt'. Es ist ja alles da."
1130
fühlungsvermögen blieb das uferlose Meer düsterer Tragik seinem
mimosenhaft feinen Wesen fremd, sein nach innen gekehrtes Empfin-
den hatte feine Heimat an dem stillen, dunklen Waldfce der deutschen
Lyrik. — Er war ein Gelegenheitsdichtcr in des Wortes bester Be-
deutung und feine Lieder, die alle großen und kleinen Erlebnisse feines
reichen Innenlebens widerspiegelten, an deren Geltung in der Öffent-
lichkeit er selbst nie gedacht hat, sind für die Nachwelt das teuerste
Vermächtnis feines Daseins geworden.
In der kurzen, prägnanten Form des Liedes zeigt er als Dichter-
komponist eine unvergleichliche Meisterschaft, der in Anbetracht der
wundervollen Stileinheit von Text und Musik nichts zur Seite
gestellt werden kann, mag er nun den Dust eines Veilchens in einem
winzigen Liedchen einfangen und zum Erklingen bringen oder von den
Lockungen einer liebesfeligen Mondnacht träumen wie in dem aus
Gold- und Silberfäden gewobenen „Komm, wir wandeln zusammen
im Mondschein." — Weit über das Maß subjektiver Lyrik erhebt
sich Cornelius bis zur typischen Allgemeingültigkeit in seinen Zyklen,
den „Brautliedern" und vor allem in den „Weihnachtsliedern".
Weihnachten, dieses lieblichste aller christlichen Feste, war von je ei»
Lieblingsthcma deutscher Künstler und kein Mysterium des Christen-
tums wurde vom deutschen Wesen mehr aufgcsaugt und germanisiert;
wir denken dabei an ein Werk aus unserer Gegenwart, die „Heilige
Nacht" unseres zu früh dahingegangencn Ludwig Thoma. Der Sänger
H. 0. Binder
Betrachtung
„Ich wüßt eigentlich nicht, was mir persönlich das Christkindl bringen sollt'. Es ist ja alles da."
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