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Des Winterspottlosen Winterspottlos

Das ist traurig, das ist trübe,

Wenn man nur auf Sommer liebe
Und nur auf die große Stadt, -
Wenn man feine Herzbetriebe
Durchaus nicht auf Schneegestiebe
Eingerichtet hat!

Isabell, mein guter, schlimmer
Kamerad, mit der ich immer
Übte Tschiu-Tschitschu —

Fährt jetzt ohne mich in grimmer
Winternacht beim Mondenschimmer
Schlittschuh — -

Liesel, meine fesche Kleine,

Die so oft beim Stelldicheine
Sich gewiegt auf meinem Knie, -
Wiegt, indeß ich einsam weine,

Fern von mir die schlanken Beine
Auf dem Ski.

Meine feurige Ninette,

Die vor Liebe, wie Omelette
Auf dem Herd, gebrodelt —

Läßt mich eiskalt hier; ich wette,

Daß in Garmisch die Kokette
Rodelt!

Gerd, in die ich so verschossen,

Daß beinah ich war entschlossen
Zum gewünschten Eh-Ring —

Spielt inzwischen mir den Possen
Und fährt fern mit andern Rossen,
Skijöring.

Ja, so gehts! Wenn man verbohrt ist,
Nur für Flirt und hohles Wort iss,

Fliehn die Mädels cölibatweis —

Ach mein einz'ger Wintersport iss,

Daß ich jetzt, wo alles fort ist,

Sitze auf dem Glatteis.

Puck

Duliöh!

Mensch, was bist Du fett geworden!

Runter mit dem dicken Wanst!

Komm zu uns, wenn Du im Norden
Nicht mehr dünner werden kannst!

Unter Schi — bern wirst Du's nie...
Winterfportle! Fahre Schi!

„Eisbein" schätzt ihr Urberliner
Zwar als „janz wat feines" sehr,

Aber glaub', Du Spreeschlawiner,

In Natura wirkt's noch mehr!

Drum, ver„preiß"ter Mummelgreis,
Wintersportle! Laufe Eis!

Hol' Dir Urlaub! Auf Dein Bitten
Sagt Dein Chef gewiß nicht „Nein".

Fäbrt er dann mit Dir auch Schlitten,
Besser fährt's sich doch allein.

Nimm'ö nicht tragisch, wenn er grob ...
Wintersportle! Fahre Bob!

Laß mit einem schneid'gen Jodler
Aktenftaub und — Frau zu Haus!

Rin, mein Junge, in die Rodler-,
Aus der Streusand -Büxe raus!
Ru^ auf's Eis und in die Höh'!
Wintersportle! Duliöb! Kiki

Der Nörgler R.Gn-ß

„Ob die Aufwertung wirklich kommt?"
„Na, das Brot wird teurer, die Butter,
das Bier, überhaupt alles! Ist dir das noch
nicht Aufwertung genug?"

*

Im Zeitalter des Bubikopfes

„Mein Gott! Das Baby hat eine Haar-
nadel verschluckt!"

„Nun was liegt denn da daran? Heutzu-
tage hat doch kein Mensch für Haarnadeln
Verwendung!"

*

„Gnädige Frau, Sie haben einen Muster-
jungen!"

„Danke, ich möcht'ö aber nicht auf die
Nachbestellung ankommen lassen."

Lloyd Georges Honorare

(L. G. verdient mit seinen Zeitungsartikeln jätirlich
20000 Pfd.)

Wer sollte da nicht Neid entwickeln
Wenn Lord, der George hübsch still und sacht
Mit seinen niedlichen Artikeln
Sich so viel nettes Kleingeld macht.

Denn 20 000 Pfunde jährlich,

Ist eine Zahl, die ehrt und ziert.

Gar manch Poet - ich sag es ehrlich -
Wird wen'ger fürstlich honoriert.

Verleger wollen nicht vergeuden,

Nur Qualität wird so geehrt.

Und doch: Artikel gibts von Lloyden,

Die keinen roten Penny wert.

Aus Haß und Wahnsinn fehl geboren
Sind sie Europen nichts als Last:

Mit noch drei anderen Autoren
Hat zu Versailles er sie verfaßt...

Ri-Ri

Der Dawes-Plan

„Der Dawes-Plan" hör' ich die einen brüllen,
„Verurteilt uns zu ewiger Sklaverei!

Total unmöglich ist's, ihn zu erfüllen!

Der ganze Plan ist eine Schweinerei!"

Die andern schrein: „Nur er löst unsre Ketten!
Der erste Lichtblick ist's in all dem Wahn!
Nur er kann uns in unsrer Not erretten!
Hoch, dreimal hoch der brave Dawes-Plan!"

So tönt von beiden Seiten das Geschreie.
Und was am meisten mir zu Herzen geht:
Von hundert Deutschen wissen grade zweie,
Was drinnen steht!

Karlchen

Planet Eros

(Der kürzlich entdeckte erd-nahe Planet)

Du Rätsel Eros, Rätsel du, das größte
Und immer neue, seit die Welt besteht:

Ein Astronom war'ö, der dich endlich löste:
Denn Eros, merkt es Euch, ist ein — Planet

Der Erde nahe, weiß er ye zu knechten
Und lenkt sie drahtlos, ganz wie er es will.
Bisweilen auch — zumal in
Vollmond-Nächten

Des Monat Mais — belächelt er sie still.

Planetendeutern ist er lieb und teuer,

Denn jeder Mensch „hat ihn in seinem
Hauö."

Hier nickt er sanft, dort ist er Ungeheuer
Sein Horoskop sieht öfters tragisch aus.

Sein Bild ist meist von Rosenglanz
umflossen,

Doch wehe, wenn er Übeleö ersann.

Junalrau nie - Skorpion sind ihm
Genossen,

Und sein Trabant ist oft der - Wassermann.

Sein ist das Glück, Verzweiflung, Liebe, Ehe,
Sein ist die Herrschaft über Tod und Zeit;
Weiß keiner, ob ihm grade t r entgehe.
Und wer es kann, der — tut mir herzlich
leid. Richard Rieß

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Index
Rudolf Grieß: Der Nörgler
Franz Lauterer: Muster genügt
Puck: Des Wintersportlosen Wintersportlos
KiKi.: Duliöh!
[nicht signierter Beitrag]: Im Zeitalter des Bubukopfes
Ri-Ri: Lloyd Georges Honorare
Karlchen: Der Dawes-Plan
Richard Rieß: Planet Eros
 
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