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$. lauterer

Einschränkung

„Haben Sie einen ungetrübten Leumund?"

„Hm... für die Dauer des Faschings
Hab i' Bewährungsfrist."

Neues aus aller Welt

Nach der Wahlschlacht hat die Berliner
Straßenreinigung rund 80 000 Kilogramm
Papier beseitigen lasten müssen, das Bürger-
steige und Fahrdämme bedeckte. — Ein neuer
Beweis dafür, daß es sich bei den Wahlauf-
rufen und Propagandazetteln der verschiede-
nen Parteien nicht bloß — wie manche in
ihrer Böswilligkeit meinen — um Worte,
die leicht hingeworfen sind, sondern
um schwer wiegende Versprechungen
handelt, an denen niemand, selbst die Stra-
ßenreinigung nicht, achtlos vorübergehen kann.

*

Die Stadt Cham ist, wie mit großem
Trara gemeldet wird, zur Zeit vollständig
schuldenfrei, so daß der Stadtrat verschiedene
Steuern hat ermäßigen können. — Das ist
noch gar nichts! Wenn wir in Deutschland
auch nicht kriegsschuldenfrei sind, so
fühlen wir uns doch seit Jahren -
steuerlos!

Auf einer Schönheitskonkurrenz in
den Vereinigten Staaten, zu der auch
Indianerinnen zugelasten waren,
stachen drei Indianerinnen alle Ameri-
kanerinnen aus und erhielten die er-
sten Preise. — Bei uns in Deutsch-
land ist's umgekehrt! Bei unseren
Damenschönheitskonkurrenzen sind
auch Deutsche zugelasten, die Preis-
trägerinnen scheinen aber meist —
Indianerinnen zu sein!

*

Den Rekord eines unfehlbaren
GedächtniskünftlerS hat ein 23 jäh-
riger Student namens Lasten erreicht,
der — eine lebende Enzyklopädie -
in seinem Gehirnkasten 40000 Daten
der bedeutendsten geschichtlichen Er-
eignisse von der Schöpfung der Welt
angefangen bis auf die Gegenwart
beherbergt. — Wie hierzu gerücht-
weise verlautet, sollen sich bereits m h-
rere Konkurrenten Lassen's gemeldet

haben, die einen Angriff auf seinen Rekord
zu unternehmen beabsichtigen. Unter ihnen vor
allem Poincare, dessen phänomenale Gedächt-
niökraft zwar hauptsächlich nur die letzten
54 Jahre beherrscht, der aber nicht nur alle
Daten dieser Epoche bis in's Einzelnste kennt
und Äußerungen, Briefe, Depeschen und son-
stige mündliche öder schriftliche Mitteilungen
der in dieser Zeit lebenden Staatsmänner,
Gesandten usw. wortwörtlich wiederzugeben
in der Lage ist, sondern sogar genau anzu-
geben vermag, was diese Männer — gedacht
haben, so daß er jederzeit imstande ist, selbst
tiefgründige Geschichtswerke erster Forscher,
Aktenstücke und Dokumente überzeugend zu
widerlegen. Auch in Deutschland sollen sich
einige sehr aussichtsreiche Rivalen gefunden
haben, die sich — an alles erinnern können.

Kiki

Randbemerkung

Der Kohlenbergwerksarbeiter Frank Hodges, der unter
Macdonald englischer Marineminifter — „Zivillord der
Admiralität" — gewesen und hoffähig war, hat seine
frühere Tätigkeit wieder ausgenommen.

Ist's etwas Wahres oder Anekdotisches
Was da gedrahtet wird von Sir Frank Hodges,

Flaue Börse

„Der Staat hätte dieVerpflichtrrng, eine Aktion
zur Stützung der berusemäßiqen Spekulation
einzuleiten, die in allen Nöten zum Nutzen
der Allgemeinheit kuröausgleichend tätig war."

Neue Prüfungsordnung

An der Universität Jena wird jetzt die Zu-
Prüfungen aller Fakultäten vom
D-r «n d,m r«,dsch-g,.chLi» »«' <mtat,s»Su«9„,

z«ruckg-,a»ch, ium Ma K-hl-nschach»! .bhinM g-m-ch. «rd>» W-r »„« ni*l j<-

Entrüstet frägt man: Wärs bei uns zu Lande turnt, geschwommen, gestemmt, gehüpft oder

Ball gespielt, kann in kein Examen steigen.
Nun ist man ja bereits früher bei solchen Ge-
legenheiten gern „geschwommen", oder hat

Nicht eine undenkbare „Affenschande",
Wenn ein Genostenfürst der Arbeit je
Mit Arbeit nochmal sich bekleckerte?

Wo wäre denn bei uns herüben ferner
Ein halbwegs anständiger und moderner
Parteiklub, der ihm nicht als Sitzersatz
Sofort spendierte einen Krippenplatz?

Wie steht eS endlich mit den Staatspensionen?
Kann Politik in England sich denn lohnen?
— Wir treiben sie, Gottlob, um höher'» Zweck,
Und nicht um eine Hand voll Koblendreck!
I. A. S.

T. Wencher

Sie: „Du hast gesagt, daß du mir blind vertraust, aber-
Er: „Aber?"

Sie: „Aber ich habe bemerkt, daß du deine Börse in derselben
Tasche wie die Angelhaken trägst "

mal einen „übersprungen , ja man „purzelte"
sogar öfters oder „nahm es nur auf wieder-
holten Anlauf", aber das galt doch alles mehr
symbolisch. Heute muß der Jurist daS 6or-
pus juris zuerst 25 mal hoch und seitwärts
stemmen, ehe er daraus geprüft wird. Faust,
der mit soviel Bemüh'n Theologie studierte,
würde natürlich nur zugelassen nach einem
Faustballmatch mit dem Examinator, was
für alle Theologen gültig, denn
wie sollten sie sonst gut auf die Kan-
zel schlagen können! „Innere Medi-
zin" muß im Schwimmen perfekt sein,
wenn die Diagnose mit dem Sektions-
protokoll nicht stimmt, während Chi-
rurgen auf „schnittige" Figur trai-
nieren durch Marathonlauf. Philo-
sophen werden im Klettern und Hoch-
gerüst geprüft, damit sie so schwindel-
frei als möglich bleiben, und für Phi-
lologen, die ihr Lebtag auf der gleichen
Bank sitzen und sich abzappeln, paßt
das Rudern am besten. Fraglich bleibt,
ob auch Fechten als Leibesübung zu
betrachten sei. Wenn ja, dann gilt das
Gesicht als Prüfungszeugnis, was ja
Eraminatoren schon früher insofern
berücksichtigten, als sie desto verschla-
gener waren, je verhauener der Exa-
minator war. — Man ist also wieder
einen Schritt weiter gekommen in der
Bildung und vielleicht muß eines
Tages die Zulassung zum LeibesübungS-
eramen vom Nachweis der Beteiligung
an einem Fakultätsstudium abhängig
qemachtwerden.DaswalteGott! P»ck

//
Register
J. A. S.: Randbemerkung
[nicht signierter Beitrag]: Neues aus aller Welt
Puck: Neue Prüfungsordnung
Franz Lauterer: Einschränkung
Tilly Wencher: Zeichnung ohne Titel
Franz Lauterer: Flaue Börse
 
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