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100000 Mark

für den besten Zeitungsroman.

Oie unlei-zeichnelen Verlage setzen als Preis für den nach dem llr'eil eines Preisrichier-Kollegiums besten Zeitungsroman 100 000 Mark aus.

Das Manuskr pt soll bis längstens 30. September 1925 vorliegen

Es wird die Ausgabe gestellt, einen echt deutschen Roman zu schaffen. Das
heißt, nicht ein von Phrasenhaftigkeit lebendes oder ein wie auch immer ten-
denziös gerichtetes Machwerk, sondern ein in den tiefsten Problemen des deut-
schen Volkes wurzelndes und aus ihnen organisch wachsendes wirkliches Kunst-
werk von hohen Qualitäten in schristdeutscher Sprache, mit interessierenden
Einzelschicksalen, die symbolhaft das Wesen unserer Zeit dartun. Denn nicht um
einen historischen Roman soll es sich handeln, sondern um einen, der in der
Gegenwart oder in der allerjüngsten Vergangenheit spielt. Von vornherein
ausgeschlossen sind alle einseitig parteipolitisch eingestellten oder religiös pole-
misierenden Romane, desgleichen Arbeiten, die vorwiegend in einem Dialekt
abgefaßt sind. Da nur ein wirkliches Kunstwerk preisgekrönt werden soll, be-
steht für dilettantische Arbeiten keine Aussicht. Auch kommen nur bisher unver-
öffentlichte Arbeiten in Betracht.

Ein erhöhtes Augenmerk ist den besonderen Anforderungen zuzuwenden,
die der Zeitungsroman stellt und die in erster Linie darin bestehen, daß, da
der Zeitungsroman in täglichen Fortsetzungen erscheint, jede dieser Fortsetzun-
gen in sich die Leser interessieren und sie in Spannung aus die nächste Fort-
setzung erhalten muß: daß also ausgedehnte Landschastsbeschreibungen, weit-
schweifige Zustands- und Milieuschilderungen, Häufungen von psychologischen
Einzelheiten usw. im Unterschied zum Buchroman dem Wesen des Zeitungs-
romans entgegenstehen.

Zwecks Erlangung eines hervorragenden Zeitromans von hohem künstleri-
schen Wert, der zugleich auch politisch und kulturell erzieherisch wirken soll und
nicht zuletzt die schon erwähnten besonderen Ersordernisse des Zeitungsromans
erfüllt, hat sich der Verlag des Hamburger Fremdenblattes in Gemeinschaft
mit dem Verlag der Münchner Neuesten Nachrichten entschlossen, dieses Preis-
ausschreiben zu veranstalten mit einem Preis, der über die herkömmlichen
Nomanhonorare weit hinausreicht. Sind sich doch die beiden Verlage bewußt,
daß es sich nicht nur um die Erlangung eines solchen hochstehenden Zeitungs-
romans handelt, sondern mehr noch darum^ das Interesse unserer besten
Dichter und Schriftsteller wieder dem Zeitungsroman zuzuwenden und so das
allgemeine Niveau des Zeitungsromans zu heben. In Erkenntnis dieser kul-

turellen Mission haben sich deshalb die beiden Verlage zu einem außergewöhn-
lichen Opfer entschlossen.

Der Umsang der Romane soll 40 bis 50 Fortsetzungen zu je 200 Druck-
zeilen nicht wesentlich übersteigen. Schriftsteller, die am Wettbewerb teilnehmen
wollen, werden ersucht, ihre Manuskripte in sieben Durchschlügen an das Ber-
liner Büro der Münchner Neuesten Nachrichten, Berlin W, Xanonierstraße 40,
bis spätestens 30. September 1925 eingeschrieben, anonym, jedoch mit einem
Kennwort versehen, einzusenden. Die Einsender der Romane werden gleich-
zeitig ersucht, ihre Adresse, getrennt von den Manuskripten, in Sonderkuvert
verschlossen, mit dem Vermerk „Betr. Roman-Wettbewerb" an Herrn Notar
Dr. Wäntig, Hamburg, Adolphsbrücke 4, bis spätestens 19. Dezember 1925 ein-
zusenden. Dem Notar obliegt es, diese Couverts erst nach Beendigung der
Prüfung der Manuskripte und nach erfolgter Preisvergebung am 20. Dezem-
ber 1925 dem Preisrichterkollegium unerösfnet zu übergeben.

Mit Erwerb des Abdruckrechtes gehen alle Rechte, mit Ausnahme des
Rechtes der Buchausgabe und der Verfilmung, an die Unterzeichneten Verlage
über. Die Auszahlung des Preises erfolgt am 21. Dezember 1925.

Sofern eine überragend gute, allen Anforderungen entsprechende Arbeit
nicht eingehen sollte, bleibt es dem Preisrichterkollegium überlassen, für die
beiden besten Werke je 50 000 Mark zu gewähren.

Die Erstveröffentlichung des preisgekrönten Werkes erfolgt gleichzeitig im
„Hamburger Fremdenblatt" und in den „Münchner Neuesten Nachrichten".

Das Preisrichter-Kollegium bilden:

Hans Friedrich Blunck, Hamburg.

Albert Broscheck, Verleger des Hamburger Fremdenblattes.

Gustav Frenssen, Bartl (Holstein).

Frau Ricarda Huch, München.

Bernhnrd Kellermann, Berlin.

Dr. Tim Klein, München.

Landgerichtspräsident Wilhelm Mayer, München.

Mar Alexander Meumann, Feuilletonleiter des Hamburger Fremdenblattes.

Dr. Trefz, Verlagsdirektor der Münchner Neuesten Nachrichten.

Verlag der Münchner Neuesten Nachrichten / Verlag des Hamburger Fremdenblattes.

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JUGEND Nr. 3 / 1925
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