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F. Lauterer

F- Lauterer

Hm, hm

„Ich beschäftige mich jetzt mit dem Heben der Sittlichkeit/'
„Ach was! Ich hält' dich für jünger gehalten."

Einfache Sache

„Oh, das verfluchte Giederreißen!"
- „Nu, so lassen Sie's doch sein."

*

Randbemerkung

Im Kinotheater des Humanitären Newyorker Zucht-
hauses von Sing-Sing wurde kürzlich der große Film
„Dantes Inferno" vorgeführt, die Sträflinge,
unter denen sich auch viele zum Tod durch den elektrischen
Stuhl verurteilte befanden, spendeten begeisterten
Beifall.

Wie nett und angenehm, wenn mit Klingkling
Der Kinovorhang aufgeht in Sing-Sing
Und ein Kulturfilm, treffend gut gewählt,
Die lieben Jungen lehrreich unterhält!

Sehr günstig, wenn man ihnen zeigen kann:
„Da seht euch diese Scheußlichkeiten an
In Dantes grauenhaftem Folterpfuhl!
Welch Fortschritt ist da der Elektro-Stuhl!"

Doch horch! Ein Beifallssturm durchtobt das
Hauö:

„Bravissimo! Hoch Dante! Dante raus!

S o wollen wirs! Das nennt man
Sensation!

Das ist ein Schauspiel, würdig der Union!"

Natürlich baut das Zuchthaus von
Sing-Sing

Für seine Kunden jetzt ein solches Ding,
Möbliert's genau so wie's bei Dante steht
Und setzts in Volldampf — aus Humanität!
I. A. S.

Humor des Auslands

Landstreicher: „Ist dieser Hund gefährlich,
gnädige Frau?"

Alleinstehende alte Jungfer: „Augenblick
lich nicht. Wie Sie sehen, ist er noch nia»
ganz fertig mit dem Schenkelknochen von...
dem letzten Bettler." London Opinion

Märchen

Vor vielen, vielen Jahren lebte
einmal ein hoher Fürst, der einen
unangenehmen Prozeß auSzufechten
hatte.

So ließ er sich denn eines Mor-
gens von seinem Chauffeur in der
Stadt von Rechtsanwalt zu Rechts-
anwalt fahren — denn er war ein
weiser und gerechtigkeitsliebendcr
Herr und haßte Unterwürfigkeit und
Kriecherei.

Als nun der Fürst sah, wie alle
Rechtsanwälte vor seinem hohen Titel
Bücklinge machten und alle anderen
Klienten warten ließen, um ihn vor-
zuziehen, da wurde der alte Herr
gar sehr verstimmt und tiefe Traurig-
keit erfaßte ihn.

Schon wollte er die Stadt, da so
schlechte Menschen wohnen, verlassen,
als ihm ein Schild in einer kleinen
vergessenen Straße anzeigte, daß auch
hier ein Suchender in allen Rechts-
fragen besten Beistand fände. Und bei diesem
letzten Rechtsanwalt mußte der Fürst fast
zwei Stunden warten, bis er sein Anliegen
verbringen konnte. Und die Zeit wurde ihm
in dem kleinen armseligen Wartezimmer
nicht zu lange, denn sein Herz war mit
Freude erfüllt, umsomehr, als er hoffte, auch
kein höheres Honorar zahlen zu müssen denn
all die anderen armen Klienten.

Also hat ein hoher Fürst Gerechtigkeit
geübt, und wenn er nicht gestorben — halt
nein, daö Märchen ist noch nicht ganz zu Ende.

Denn erstens: hat der Fürst seinen Pro-
zeß verloren, zweites enormes Geld blechen
müssen, und drittens hatte er damals nur
solange warten müssen, weil der Rechtsan-
walt den Titel nicht gehört hatte, denn er
war fast taub. Carlotto Windecker

worden ist, hatte ooch sein Iutes: Man hat sein
Jeld jetzt rascher an und über der Irenze."

Warum gar so wild?

(Der „Offervatore Romano" fordert die römische
Polizeibehörde auf, die in mondhellen Nächten im
Kolosseum lustwandelnden LiebeSpärchrn nicht länger
zu dulden.)

Oh, da muß ich protestieren,

Meinerseits entrüftungsplatt:

Was versteht denn vom Poussieren
Dieses fromme Kirchenblätt?

Glaube mir, der viel erfahren:

Wandelt schmachtend uns zur Seit'

So ein Schneck mit langen Haaren,
Dan» v e r s i n k e n Raum und Zeit!

Nicht mehr weißt du, ob die Pfade
Gehn durch Wälder, laubbedacht,

Oder ob im Kino grade
Wieder jäh wird Licht gemacht.

Ob in einen Straßengraben
Du beim nächsten Schritte fällst,

Oder gleich den sieben Schwabe»

Wider eine Mauer knallst.

Ob, indes du schwerenöteft,

Dich beäugt ein Polizist,

Ob die Bank, auf der du flötest,

Heute frisch gestrichen ist, -

Nichts mehr weißt du! Nur im Blute
Fühlst du'S brodeln kraus und schrill,

Und du siehst nur eine Schnute,

Die die deine busseln will!

Lächelnd raunt's im Sternenchore:

„Jung ist jung, und Mai ist Mai!"
Deshalb, o Offervatore,

Ruf' nicht nach der Polizei!

Wälz' dich nicht in wildem Weh um,
Sträube nicht entsetzt das Haar,

Raum sei auch im Kolosseum
Für ein glücklich liebend Paar!

Karlcben

322 b
Register
Karlchen: Warum gar so wild?
Karl Otto Windecker: Märchen
[nicht signierter Beitrag]: Humor des Auslands
J. A. S.: Randbemerkung
Rudolf Grieß: Hyänen
Franz Lauterer: Einfache Sache
Franz Lauterer: Hm, hm
 
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