O temporal O mores!
In den öffentlichen Wiener Gärten
Sollen Lautsprecher errichtet werden,
Die den Menschen, welche darin wandeln,
Auch noch den Naturgenuß verschandeln
Und sie zwingen, wenn sie Ruhe wollen,
Sich in ferne Länder zu verrollen.
Aber schließlich wird es leider eben
Immer lautere Lautsprecher geben,
Und man wird vielleicht sogar in Forsten,
Wo nur Bären Hausen, Adler horsten,
Plötzlich über tausendjährigen Föhren
Einen Lautest-Sprecher sprechen
hören:
„Allen zu empfehlen unser bill'ger
Patentierter neuer Lautvertilger!
Billig nur infolge großer Maffe!
Kaufen! Kaufen! Kaufen! Kaffe!! Kaffe!!!"
A. D. N.
Weint mit mir!
(Nach bekannter Melodie.)
Die Schauspielerin Harnet Bosse beabsichtigt 'etwa
1000 Liebesbriefe zu veröffentlichen, [bie S trind-
berg ihr geschrieben. Denn wie alle Schriften
StrindbergS, so seien anch diese Briefe durchaus für
die Öffentlichkeit bestimmt gewesen.
Weint mit mir, geplagte Bücherdrucker!
Tausend Briefe, süß von Liebeszucker
Und voll Geseufzes —
Oh, ihr begreift es,
Was daS für eine saure Arbeit gibt,
Bis man sie typt!
Weint mit mir, ihr Leser ohne Ausnahm!
Denn es ist doch ungeheuer grausam
Ein neues Bindwerk
Von diesem Strindberg
Genießen müssen und solid zerkau'n
Und dann verdau'n!
Weint mit mir, ihr armen kleinen Gören,
Wenn eure Briefe nicht für euch gehören,
Vielmehr zum Studium
Fürs ganze Publikum!
Die wahre Liebe, die das Herze bricht,
Die ist das nicht!
Gelja
Entsetzlich!
Was mir schon immer bittre Angst bescherte,
Mich schon bedrückte in der Jugendzeit,
Mir Stunden der Beschaulichkeit verheerte,
Es war die Angst: ich werde zu gescheit!
Ich schalt mich selbst: „Das sind ja
Narrenspossen!
Mein Freund, noch lange bist du nicht so
weit!"
Doch nun, da ich an's Radio angeschlossen,
Merk' ich: o Gott, ich werde zu gescheit!
Am Montag hörte ich — es klang mir
spanisch -
'Nen Vortrag über „Gütertausch und Geld";
Ein Stündchen „Unterricht in Hindoftanisch"
Feststellung neuer deutscher
„Verfeh lungen"
K. Prühäußer
kp
25. März. Die Deutschen bereiten den
elektrischen Luftkrieg vor.
3. April. Eine deutsche Krähe hat sich
ungebührlich aufgeführt.
A
Jxdfc.
14. Mai. Ein Deutscher entnahm im be-
setzten Gebiet widerrechtlich Luft.
Ist mir am Dienstag in das Ohr gewellt;
Am Mittwoch: „Wie ich Kaffeebohnen
pflanze"
Und „Rundqanq durch die Eis- und
Kohlenzeit";
Am Donnerstag: „Der Lebenslauf der
Wanze",
— O Gott, o Gott, ich werde zu gescheit!
Am Freitag hörte ich mit viel Erbauung
„Diogenes und Plato, ein Vergleich."
„Der Einfluß der Kultur auf die
Verdauung"
Versetzte Samstags mich ins Sphärenreich.
Und Sonntag (denn als Radiofreund, als
reger,
Hör' ich auch Sonntags, was der Rundfunk
schreit):
„Die Weltanschauung der Wambutti-
Neger",
— O Gott, o Gott, ich werde zu gescheit!
Schon gleicht mein Schädel einem
Gaöballone
Mit Elefantenohren links und rechts.
Und immer weiter wächst mir die Melone
Als echtem Sohn des Radiogeschlechts.
Wenn vor Gescheitheit bald ich explodiere,
In Klumpen scheußlicher Natur zerfetzt,
Dann sind die täglichen Gehirnklystiere
Dran schuld, die mir das Radio versetzt!
Karlchen
Randbemerkung
Im englischen Unterhausc wurde interpelliert, ob die
Regierung Hindenburg zu seiner Wahl beglückwünscht
habe, und wenn nicht, wann das geschehen werde.
Chamberlain entgegnete, der erste Teil der Frage sei
zu verneinen, die Anwort auf den zweiten er-
ü b r i g e sich daher.
Wieso? Warum? Weshalb zum Donnerkeil
Erübrigt sich der Antwort zweiter Teil?
Wo bleibt denn da, genau bei Licht beseh'n,
Die weise Logik, Mister Chamberlain?
Hält' die Regierung Seiner Majestät,
(Was sich mitunter gleich von selbst versteht)
Besagten Schritt gewagt, ja freilich dann
Entfiel sofort die Frage nach dem Wann?
Doch hat sie derzeit tief noch in den Hosen
Das schwache Herz - hinblicklich der
Franzosen —
So wär' die Antwort, folgerichtig scharf:
„Sie wird es tun, sobald sie kann und darf."
Allein, was intressiert die Allgemeinheit
Der ganze Streit um eine solche Feinheit?
Das Unterhaus hat weiter nichts gerügt,
Und damit Schluß! Die Antwort hat
genügt!
I. A. S.
Siegeszug der Malerei
Lippen, Augenbrauen, Wange,
Die bemalt die Frau schon lange.
Darum hat's uns nicht gestört,
Als wir aus Paris gehört,
Daß sich um die schönen, schlanken
Frauenbeine Lilien ranken
Und gemalte Buschwindröschen
Biö hinauf zum Unterhöschen.
Aber bald ward diese Sitten-
Grenze kühnlich überschritten
Und das nimmersatte Weib
Malt sich heut' den ganzen Leib.
Kreuzworträtsel, LiebeSszenen,
Teiche mit zwei Silberschwänen,
Gegenden aus Afrika
Und so weiter steht man da.
Wenn der Mann nicht schlafen kann,
Sieht er sich die Bilder an
Und hat so an seinem Weib
Hochvergnügten Zeitvertreib.
Doch wir grämen uns zu Tode
Hören wir, daß dieser Mode
Glücklich nun erobert wären
Alle beiden Hemisphären?!
Schütze uns vor solchen Dingen,
Heiliger Götz von Berlichingen!
Maxim Schuberth
A. und B.
A: „Na, wie geht's Geschäft?"
B.: „Bubikopf."
„Was heißt Bubikopf?"
„Wie abgeschnitten."
„Und bei Dir?
„Tennisschuh."
„!??"
„Ohne Absatz."
/>
lllub von
jqlße
ZnErke!
siaai
geg<
Einziges
Vers?-
Die Kissing
lefi
„ ^rs-h
616
In den öffentlichen Wiener Gärten
Sollen Lautsprecher errichtet werden,
Die den Menschen, welche darin wandeln,
Auch noch den Naturgenuß verschandeln
Und sie zwingen, wenn sie Ruhe wollen,
Sich in ferne Länder zu verrollen.
Aber schließlich wird es leider eben
Immer lautere Lautsprecher geben,
Und man wird vielleicht sogar in Forsten,
Wo nur Bären Hausen, Adler horsten,
Plötzlich über tausendjährigen Föhren
Einen Lautest-Sprecher sprechen
hören:
„Allen zu empfehlen unser bill'ger
Patentierter neuer Lautvertilger!
Billig nur infolge großer Maffe!
Kaufen! Kaufen! Kaufen! Kaffe!! Kaffe!!!"
A. D. N.
Weint mit mir!
(Nach bekannter Melodie.)
Die Schauspielerin Harnet Bosse beabsichtigt 'etwa
1000 Liebesbriefe zu veröffentlichen, [bie S trind-
berg ihr geschrieben. Denn wie alle Schriften
StrindbergS, so seien anch diese Briefe durchaus für
die Öffentlichkeit bestimmt gewesen.
Weint mit mir, geplagte Bücherdrucker!
Tausend Briefe, süß von Liebeszucker
Und voll Geseufzes —
Oh, ihr begreift es,
Was daS für eine saure Arbeit gibt,
Bis man sie typt!
Weint mit mir, ihr Leser ohne Ausnahm!
Denn es ist doch ungeheuer grausam
Ein neues Bindwerk
Von diesem Strindberg
Genießen müssen und solid zerkau'n
Und dann verdau'n!
Weint mit mir, ihr armen kleinen Gören,
Wenn eure Briefe nicht für euch gehören,
Vielmehr zum Studium
Fürs ganze Publikum!
Die wahre Liebe, die das Herze bricht,
Die ist das nicht!
Gelja
Entsetzlich!
Was mir schon immer bittre Angst bescherte,
Mich schon bedrückte in der Jugendzeit,
Mir Stunden der Beschaulichkeit verheerte,
Es war die Angst: ich werde zu gescheit!
Ich schalt mich selbst: „Das sind ja
Narrenspossen!
Mein Freund, noch lange bist du nicht so
weit!"
Doch nun, da ich an's Radio angeschlossen,
Merk' ich: o Gott, ich werde zu gescheit!
Am Montag hörte ich — es klang mir
spanisch -
'Nen Vortrag über „Gütertausch und Geld";
Ein Stündchen „Unterricht in Hindoftanisch"
Feststellung neuer deutscher
„Verfeh lungen"
K. Prühäußer
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25. März. Die Deutschen bereiten den
elektrischen Luftkrieg vor.
3. April. Eine deutsche Krähe hat sich
ungebührlich aufgeführt.
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Jxdfc.
14. Mai. Ein Deutscher entnahm im be-
setzten Gebiet widerrechtlich Luft.
Ist mir am Dienstag in das Ohr gewellt;
Am Mittwoch: „Wie ich Kaffeebohnen
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Und „Rundqanq durch die Eis- und
Kohlenzeit";
Am Donnerstag: „Der Lebenslauf der
Wanze",
— O Gott, o Gott, ich werde zu gescheit!
Am Freitag hörte ich mit viel Erbauung
„Diogenes und Plato, ein Vergleich."
„Der Einfluß der Kultur auf die
Verdauung"
Versetzte Samstags mich ins Sphärenreich.
Und Sonntag (denn als Radiofreund, als
reger,
Hör' ich auch Sonntags, was der Rundfunk
schreit):
„Die Weltanschauung der Wambutti-
Neger",
— O Gott, o Gott, ich werde zu gescheit!
Schon gleicht mein Schädel einem
Gaöballone
Mit Elefantenohren links und rechts.
Und immer weiter wächst mir die Melone
Als echtem Sohn des Radiogeschlechts.
Wenn vor Gescheitheit bald ich explodiere,
In Klumpen scheußlicher Natur zerfetzt,
Dann sind die täglichen Gehirnklystiere
Dran schuld, die mir das Radio versetzt!
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Im englischen Unterhausc wurde interpelliert, ob die
Regierung Hindenburg zu seiner Wahl beglückwünscht
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zu verneinen, die Anwort auf den zweiten er-
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Erübrigt sich der Antwort zweiter Teil?
Wo bleibt denn da, genau bei Licht beseh'n,
Die weise Logik, Mister Chamberlain?
Hält' die Regierung Seiner Majestät,
(Was sich mitunter gleich von selbst versteht)
Besagten Schritt gewagt, ja freilich dann
Entfiel sofort die Frage nach dem Wann?
Doch hat sie derzeit tief noch in den Hosen
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So wär' die Antwort, folgerichtig scharf:
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I. A. S.
Siegeszug der Malerei
Lippen, Augenbrauen, Wange,
Die bemalt die Frau schon lange.
Darum hat's uns nicht gestört,
Als wir aus Paris gehört,
Daß sich um die schönen, schlanken
Frauenbeine Lilien ranken
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Aber bald ward diese Sitten-
Grenze kühnlich überschritten
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Kreuzworträtsel, LiebeSszenen,
Teiche mit zwei Silberschwänen,
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