Mutter Langen und der alte Fritz
Von Marga v. Rentzell
Eng war Berlin und krähwinkelig, ob-
gleich e6 100 000 Seelen in seinen Mauern
zählte, als König Friedrich am 15. Februar
1763, durch den Frieden von Hubertusburg,
das Grauen des siebenjährigen Kampfes be-
endete. Er blieb Sieger - aber bitter war
der Preis! Das Land verwüstet, die Mann-
heit dahingerafft!
Auch in Berlin hatte der Feind zügellos
gehaust. Russen und Österreicher hatten im
Oktober 1760 die unglückliche Stadt 3 Tage
lang gebrandschatzt und verheert. Noch trug
sie die Wundnarben jener furchtbarsten Not-
stunden eingeätzt. Handel und Handwerk lagen
darnieder. Die Blüte des Feldes und die
Frucht der Scholle waren Beute unersättlicher
Feindeswillkür geworden. Hunger, Frost,
Kleidungsmangel und Entbehrungen aller
Art hatten die Züge der Berliner mit schar-
fem LeidenSftempel geprägt.
Wie von der Nachtmahr befreit, jubelte
da das Volk, daß der Friede, der uns als
fernstes Traumerleben vor seinem Blick ge-
gaukelt, beseligende Wirklichkeit geworden.
Die Stadt flammte als Lichtmeer auf,
Volksbegeisterung brandete!
Das Berlin des 18. Jahrhunderts wurde
noch vom Kleinbürgertum beherrscht. Ehr-
same Kaufleute trieben ihr Gewerbe nach
Allväterart, und des Handwerks goldener
Boden zeitigte ehrenwerte, kunstreiche Frucht.
Hier schossen die Originale gleich Pilzen auö
kraftstrotzender Heimaterde, noch nicht der
Eckensteher
2 lurr- 8 CStunden, ß wee det
mir' zio -an-
alles gleichmachenden Fratze Mode und dem
Dämon Zeitgeist hingeopfert.
Eine dieser Gestalten von urwüchsigster,
bodenstämmiger Altberliner Eigenart, war
die alte Langen, jedem Einwohner der Stadt
wohl bekannt und vertraut unter dem
Namen: Mutter Langen. Mutter Langen
hatte unter den Linden, der stolzen, schon
unter dem ersten Preußenkönig angelegten
Prachtallee, ihren Standort. Dort saß sie im
Schneewirbel und Frühlingsprangen, im
Sonnenglaft und Herbstnebel, unter ihrem
Planzelt und bot unermüdlich ihre Äpfel feil.
Noch im Mai verhökerte sie die letzten ver-
schrumpelten Winteräpfel, schon im August
prunkten wieder die köstlichen Erstlinge der
Sommerernte in ihren Körben. Nur im
Juni und Juli wurden sie durch Kirschen
und Beerenobst abgelöft.
Die Schute auf dem eisgrauen Haar,
unter dem grellblaue Augen zielbewußt in
die Welt blickten, saß Mutter Langen Tag
für Tag auf ihrem Schemel — im Sommer
im farbenfrohgeblümten Leinenkleid, zur
Winterszeit dicht durch Tücher und Schals
vermummt — und spendete nicht nur ihren
Obftsegen, sondern auch manch kernhafteS,
kerndeutsches Wort aus dem mütterlichen
Schatz ihrer Herzenöwärme.
Auch König Friedrich hatte einen Narren
an ihr gefressen. Jedesmal, wenn er seine
Hauptstraße hinunterritt, hielt er bei ihr an,
stopfte sich die Satteltasche voll Apfel, und
wechselte mit der alten Frau Schelmerei und
Witz, ernste und muntere Reden.
Nun war er sieben harte, unerträglich
ROSA CENTIFOLIA
der Duft der dunkelroten Gartenrose in wunderbarster Natürlichkeit. Flasche im
Karton Mark 4,50 und Mark 6,75, Probe Mark 2,50. Auch als Parfüm, Seife, Kopf-
wasser, Brillantine, Puder usw. * Vorrätig in allen einschlägigen Geschäften.
J.F. SCHWARZLOSE SÖHNE, BERLIN
Detailverkauf: Markgrafenstr. 25. Fabrik: Dreysestr. 5.
Proben von Badekristallen und parfümierte Karten stehen kostenlos zur Verfügung.
Generalvertretung für Oesterreich: ROB.SCHRAUF, WIENI, Fleischmarkt 22.
EIN MASSGEBENDES
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bez
630
1925/JUGEND Nr. 26
men
Von Marga v. Rentzell
Eng war Berlin und krähwinkelig, ob-
gleich e6 100 000 Seelen in seinen Mauern
zählte, als König Friedrich am 15. Februar
1763, durch den Frieden von Hubertusburg,
das Grauen des siebenjährigen Kampfes be-
endete. Er blieb Sieger - aber bitter war
der Preis! Das Land verwüstet, die Mann-
heit dahingerafft!
Auch in Berlin hatte der Feind zügellos
gehaust. Russen und Österreicher hatten im
Oktober 1760 die unglückliche Stadt 3 Tage
lang gebrandschatzt und verheert. Noch trug
sie die Wundnarben jener furchtbarsten Not-
stunden eingeätzt. Handel und Handwerk lagen
darnieder. Die Blüte des Feldes und die
Frucht der Scholle waren Beute unersättlicher
Feindeswillkür geworden. Hunger, Frost,
Kleidungsmangel und Entbehrungen aller
Art hatten die Züge der Berliner mit schar-
fem LeidenSftempel geprägt.
Wie von der Nachtmahr befreit, jubelte
da das Volk, daß der Friede, der uns als
fernstes Traumerleben vor seinem Blick ge-
gaukelt, beseligende Wirklichkeit geworden.
Die Stadt flammte als Lichtmeer auf,
Volksbegeisterung brandete!
Das Berlin des 18. Jahrhunderts wurde
noch vom Kleinbürgertum beherrscht. Ehr-
same Kaufleute trieben ihr Gewerbe nach
Allväterart, und des Handwerks goldener
Boden zeitigte ehrenwerte, kunstreiche Frucht.
Hier schossen die Originale gleich Pilzen auö
kraftstrotzender Heimaterde, noch nicht der
Eckensteher
2 lurr- 8 CStunden, ß wee det
mir' zio -an-
alles gleichmachenden Fratze Mode und dem
Dämon Zeitgeist hingeopfert.
Eine dieser Gestalten von urwüchsigster,
bodenstämmiger Altberliner Eigenart, war
die alte Langen, jedem Einwohner der Stadt
wohl bekannt und vertraut unter dem
Namen: Mutter Langen. Mutter Langen
hatte unter den Linden, der stolzen, schon
unter dem ersten Preußenkönig angelegten
Prachtallee, ihren Standort. Dort saß sie im
Schneewirbel und Frühlingsprangen, im
Sonnenglaft und Herbstnebel, unter ihrem
Planzelt und bot unermüdlich ihre Äpfel feil.
Noch im Mai verhökerte sie die letzten ver-
schrumpelten Winteräpfel, schon im August
prunkten wieder die köstlichen Erstlinge der
Sommerernte in ihren Körben. Nur im
Juni und Juli wurden sie durch Kirschen
und Beerenobst abgelöft.
Die Schute auf dem eisgrauen Haar,
unter dem grellblaue Augen zielbewußt in
die Welt blickten, saß Mutter Langen Tag
für Tag auf ihrem Schemel — im Sommer
im farbenfrohgeblümten Leinenkleid, zur
Winterszeit dicht durch Tücher und Schals
vermummt — und spendete nicht nur ihren
Obftsegen, sondern auch manch kernhafteS,
kerndeutsches Wort aus dem mütterlichen
Schatz ihrer Herzenöwärme.
Auch König Friedrich hatte einen Narren
an ihr gefressen. Jedesmal, wenn er seine
Hauptstraße hinunterritt, hielt er bei ihr an,
stopfte sich die Satteltasche voll Apfel, und
wechselte mit der alten Frau Schelmerei und
Witz, ernste und muntere Reden.
Nun war er sieben harte, unerträglich
ROSA CENTIFOLIA
der Duft der dunkelroten Gartenrose in wunderbarster Natürlichkeit. Flasche im
Karton Mark 4,50 und Mark 6,75, Probe Mark 2,50. Auch als Parfüm, Seife, Kopf-
wasser, Brillantine, Puder usw. * Vorrätig in allen einschlägigen Geschäften.
J.F. SCHWARZLOSE SÖHNE, BERLIN
Detailverkauf: Markgrafenstr. 25. Fabrik: Dreysestr. 5.
Proben von Badekristallen und parfümierte Karten stehen kostenlos zur Verfügung.
Generalvertretung für Oesterreich: ROB.SCHRAUF, WIENI, Fleischmarkt 22.
EIN MASSGEBENDES
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bez
630
1925/JUGEND Nr. 26
men