Für gelieferte Küsse...
Eö heißt, die Zeiten geben nichts zu lachen?
Wer willig ist, der findet allerhand,
So wage ich denn, Euch bekannt zu machen
Mit einer klugen Frau aus Engelland.
Geschieden, schon nach kurzen Eh-Genüssen,
Hat sie den früh'ren Gatten liquidiert
Die Leistung von vierhunderttausend Küssen,
Die sie spendiert, notiert und nun addiert.
Zehn Pence veranschlagte sie einen jeden,
Wodurch zweitausend Pfund die Rechnung hat.
(Bei prompter Zahlung lass' sie mit sich reden
Und gebe Kassa-Skonto und Rabatt...)
Der Gatte hört's und schwur bei seinem Leben
Daß die Gemahlin unerhört geprahlt:
Die Küsse (die er meist zurückgegeben)
Sie seien überzählt und — überzahlt.
Er fragte schließlich einen Advokaten,
Doch dieser schüttelte das Männerhaupt.
Da — frag denn ich, um einmal gut zu
raten;
Hatt'ft, Gatte, du die Küsse nicht —
geraubt?
Dann nämlich wär kein Grund, daß man
bezahle.
Denn jedem Rechtsgelehrten ist bekannt:
Für — „Mundraub" gibt es keinerlei
Poenale.
Ich glaube, nicht einmal in Engelland ...
Richard Rieß
Frankreichs Noten
Die Antwortnote der Entente auf
Deutschlands SlcherheitSangebot hat sich
ebenso verzögert, wie die feindliche Note
in der Abrüstungefrage es tat.
Ja, ja! Auch bei den Alliierten hat man
eben seine liebe Not mit den Noten! Da
aber Noten bekanntlich beten lehren,
wird auch Frankreich schließlich durch Btt-
tenundBettelnEng-
landS Einverständ-
nis zu erlangen
lernen, denn John
Bull wird den No-
ten i (notgedrungen
aus Notwehr und
Notbehelf, nötigen-
falls mit einer Not-
lüge, nachgebcn muf-
fen, wenn Frank-
reichs Noten auch
nur Gebot kennen.
InderNotfrißtauch
Chamberlain - No-
ten! Hoffentlich wird
indessen Deutsch-
land entgegen sei-
ner bisherigen Ge-
flogenhe'.t,denNoten
gehorchend,nicht dem
eigenen Triebe nach-
zugeben, diesmal aus
der Note eine Tu-
gend machen und
standhaft bleiben!
Kiki
Zweierlei Auffassung
Der polnische Gesandte in Amsterdam hat in einer
Hetzrede gesagt: Der Versailler Vertrag ist gegen
Polen nicht freigebig gewesen.
^ K. Prühäußer
„Schenkt's mir was!"
„Die nächsten Gänge scheinen noch etwas heiß zu fein."
Jedem das Seine!
Die polnischen Abgeordneten erhalten
unter anderem ein monatliches Deputat
von zwölf Flaschen Schnaps. Wenn dies eine
Erklärung sein soll für die besoffene Politik,
die diese Gesellschaft uns gegenüber zu be-
treiben sich erlaubt, so könnte man ja weiter-
schließen, was in anderen Ländern als De-
putat gereicht wird: In England zweifellos
sehr viele Ale, um die nötige Bettschwere
unter allen Umständen zu sichern, in Frank-
reich dürfte es ein scharfer Cognac sein mit
ein paar Pohimbim-Tabletten, um der großen
Nation den Mut und das Lebern zu erhalten,
in Amerika wäre hinsichtlich seiner nüchternen
Geschmacklosigkeit auf Selterswasser und
Matjesheringe zu schließen und in Deutsch-
land — nun, sagen wir auf Schweizer
Pillen... Jobs
Kasse! Kasse!
Canada hat das begriffen:
Wozu nach dem Nordpol schiffen,
Um den Nordpol einzuschieben?
— Unbequemer Spaß!
Man braucht gar nichts zu riskieren -
Nur den Nordpol proklamieren
Als das Eigentum des lieben
Canadas!
Wer den Nordpol will erjagen
Kann es dann beruhigt wagen,
— Wenn er zu derarten Fahrten
Mut und Geld besaß,
Und — natürlich! — sich ging holen
Die Erlaubnis, dort zu polen,
Und die Nordpoleintrittskarten
Canadaö!
A. D. N.
Liebe Jugend
In der jetzt polnischen Stadt Kattowitz
erscheint neulich ein polnischer Jude im zer-
rissenen Kaftan, um
Apfelsinen feilzuhal-
len. Der Marktpoli-
zist, der wohl noch
deutsche Ordnung im
Leibe hatte, stellt den
Mann zur Rede mit
dem Bemerken, daß
Kattowitz Großstadt
wäre und derartige
Leute als Marktver-
käufer nicht zulaffen
könnte. Darauffragt
ihn der Händler:
„SagenSie,Herr
Leben, wie lange find
SieschoninPolen?"
„Seit der Abstim-
mung."
Gleichmütige Ent-
gegnung:
„Herr Leben, wenn
Sie so lange sein
werden in Polen
wie ich, werden Sie
auch nicht bester auö-
sehen."
Kriegsschulden;) rodlem
„Nur nicht drängeln! Es kommt jeder dran!"
640
Eö heißt, die Zeiten geben nichts zu lachen?
Wer willig ist, der findet allerhand,
So wage ich denn, Euch bekannt zu machen
Mit einer klugen Frau aus Engelland.
Geschieden, schon nach kurzen Eh-Genüssen,
Hat sie den früh'ren Gatten liquidiert
Die Leistung von vierhunderttausend Küssen,
Die sie spendiert, notiert und nun addiert.
Zehn Pence veranschlagte sie einen jeden,
Wodurch zweitausend Pfund die Rechnung hat.
(Bei prompter Zahlung lass' sie mit sich reden
Und gebe Kassa-Skonto und Rabatt...)
Der Gatte hört's und schwur bei seinem Leben
Daß die Gemahlin unerhört geprahlt:
Die Küsse (die er meist zurückgegeben)
Sie seien überzählt und — überzahlt.
Er fragte schließlich einen Advokaten,
Doch dieser schüttelte das Männerhaupt.
Da — frag denn ich, um einmal gut zu
raten;
Hatt'ft, Gatte, du die Küsse nicht —
geraubt?
Dann nämlich wär kein Grund, daß man
bezahle.
Denn jedem Rechtsgelehrten ist bekannt:
Für — „Mundraub" gibt es keinerlei
Poenale.
Ich glaube, nicht einmal in Engelland ...
Richard Rieß
Frankreichs Noten
Die Antwortnote der Entente auf
Deutschlands SlcherheitSangebot hat sich
ebenso verzögert, wie die feindliche Note
in der Abrüstungefrage es tat.
Ja, ja! Auch bei den Alliierten hat man
eben seine liebe Not mit den Noten! Da
aber Noten bekanntlich beten lehren,
wird auch Frankreich schließlich durch Btt-
tenundBettelnEng-
landS Einverständ-
nis zu erlangen
lernen, denn John
Bull wird den No-
ten i (notgedrungen
aus Notwehr und
Notbehelf, nötigen-
falls mit einer Not-
lüge, nachgebcn muf-
fen, wenn Frank-
reichs Noten auch
nur Gebot kennen.
InderNotfrißtauch
Chamberlain - No-
ten! Hoffentlich wird
indessen Deutsch-
land entgegen sei-
ner bisherigen Ge-
flogenhe'.t,denNoten
gehorchend,nicht dem
eigenen Triebe nach-
zugeben, diesmal aus
der Note eine Tu-
gend machen und
standhaft bleiben!
Kiki
Zweierlei Auffassung
Der polnische Gesandte in Amsterdam hat in einer
Hetzrede gesagt: Der Versailler Vertrag ist gegen
Polen nicht freigebig gewesen.
^ K. Prühäußer
„Schenkt's mir was!"
„Die nächsten Gänge scheinen noch etwas heiß zu fein."
Jedem das Seine!
Die polnischen Abgeordneten erhalten
unter anderem ein monatliches Deputat
von zwölf Flaschen Schnaps. Wenn dies eine
Erklärung sein soll für die besoffene Politik,
die diese Gesellschaft uns gegenüber zu be-
treiben sich erlaubt, so könnte man ja weiter-
schließen, was in anderen Ländern als De-
putat gereicht wird: In England zweifellos
sehr viele Ale, um die nötige Bettschwere
unter allen Umständen zu sichern, in Frank-
reich dürfte es ein scharfer Cognac sein mit
ein paar Pohimbim-Tabletten, um der großen
Nation den Mut und das Lebern zu erhalten,
in Amerika wäre hinsichtlich seiner nüchternen
Geschmacklosigkeit auf Selterswasser und
Matjesheringe zu schließen und in Deutsch-
land — nun, sagen wir auf Schweizer
Pillen... Jobs
Kasse! Kasse!
Canada hat das begriffen:
Wozu nach dem Nordpol schiffen,
Um den Nordpol einzuschieben?
— Unbequemer Spaß!
Man braucht gar nichts zu riskieren -
Nur den Nordpol proklamieren
Als das Eigentum des lieben
Canadas!
Wer den Nordpol will erjagen
Kann es dann beruhigt wagen,
— Wenn er zu derarten Fahrten
Mut und Geld besaß,
Und — natürlich! — sich ging holen
Die Erlaubnis, dort zu polen,
Und die Nordpoleintrittskarten
Canadaö!
A. D. N.
Liebe Jugend
In der jetzt polnischen Stadt Kattowitz
erscheint neulich ein polnischer Jude im zer-
rissenen Kaftan, um
Apfelsinen feilzuhal-
len. Der Marktpoli-
zist, der wohl noch
deutsche Ordnung im
Leibe hatte, stellt den
Mann zur Rede mit
dem Bemerken, daß
Kattowitz Großstadt
wäre und derartige
Leute als Marktver-
käufer nicht zulaffen
könnte. Darauffragt
ihn der Händler:
„SagenSie,Herr
Leben, wie lange find
SieschoninPolen?"
„Seit der Abstim-
mung."
Gleichmütige Ent-
gegnung:
„Herr Leben, wenn
Sie so lange sein
werden in Polen
wie ich, werden Sie
auch nicht bester auö-
sehen."
Kriegsschulden;) rodlem
„Nur nicht drängeln! Es kommt jeder dran!"
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