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Salvator . . •

„Der Salvator wenn kommt, da merkt ma,
daß Fruahjahr aa nimmer weit weg iS . .. !"

„Knospen kemma, 's Gras wachst, d' Kar-
tofsi im Keller schiaßen aus und 's Bier kriagt
a hochprozentige Stammwürze-"

„Und da wird allaweil g'schricn, daß mir
koane geordneten Verhältnisse net hätten. . . !
Mari, no a Maß. . . !"

„Jeßt braucht nur no d' Monarchie z'
marschieren und-"

„Und a siebzger Kriag kemma und 's
Paradies iS aa scho da!"

„Leider is dös all's nur a schöner Traum.
Wenn ma auswacht davon ■— iS schon wieder
d' Rebublig da . . ."

„Aber bald wirst jetzt auswacha und überm
Bayerland'l weht die Krone, daß grad so
kracht..

„A Luaderbier iS er schon — der Salvator!"

„ ... Daß grad so kracht... ! D' Hof-
lieseranten hab'n schon lang wieder eahnane
Wappen aus'm Seidenpapierl auspackt und
aus d' Auslagfenster g'nagelt..."

„Mei Bua kann aber dös Bier no net recht
vertragen ..."

„Und bei jeder Vogelausstellung iS schon
wieder a königliche Hoheit Ehrenbrotektor..."

„Du speibst di ja, du Dreckbua... Hab i
g'sagt, wia er a Halbe Salvator trunka
g'habt hat."

„Und dann die majestätischen Empfänge im
Kronprinzenpalais, mei Liaber, fand dö viel-
leicht für d' Katz. . . ?"

„In dein'm Alter, mit acht Jahr, da Hab
i a Maß freihändig auSg susta, Hab i eahm
g'sagt. Aber heutzutag pfeifa dö Rotzbuab'n
auf an väterlichen Rat..."

„Sand dö vielleicht für d' Katz da... ?
Wer da amal empfanga word'n iS, der hat sei
Zukunft in der Westentaschen, der werd amal
a königlich bayerischer Kammerdiener, a Jagd-
gchilfe oder zum mindesten a Minister ..."

„Solche Gnaden werd'n aa nur in Bayern
verteilt, dös merkst dir. Da kannst weit laufa,
bis du dös wieder sindst.. .!"

„Zahl a Maß, und du wirst aa empfanga!
I kenn nämli an HauSmoaster, und der laßt
di' mit durchschlnpfa . .."

„Mari, no a Tass' Salvator .. .1"

„Vielleicht kriagst an Orden oder Aufseher-
posten in Neuschwanstein, wo die Alpenrosen
blüh'n ..."

„Dös Bier wenn i alle Tag hätt!» da
brauchat i koa Himmifahrt mehr. Und jetzt,
wennst mit'm Maßkruagderkcl klapperst, dann
hör' i die Engerl schon Zither spuiln . . ."

Schlvierige Zeitbestimmung

„Du, Peter, elfi iS, iS jetzt des gestern oder heut?"
„I woaß net, i bin kurzsichtig."

— und wenn i's mit der Beißzanga außi
ziag'n sollt'... !"

„Prost, da König Otto von Griechenland
soll lcb'n ... !"

„Soviel möcht i von dem Bier'l amal saufa
könna, daß i sehg'n tät — wie während dem
Trinka dö Aktien in d' Höh' sausen ... !"

„Oder a Freibad mit lauter Salvator, wo
ma nur für d' Badhosen einsetzen muaß —
dös war mir liaber wie a abg fallenes Hühner-
ang' oder wie Tausendundeine Nacht. . ."

„lind in der Näh' glei a Wirtshaus. Dann
hätt ma a Freud, wenn ma hoamkam und
ständ a frische Maß auf'n Tisch . . ."

„Ewigkeitsgesühle tät ma halt kriag'n und
allaweil wieder an zünftigen Durscht. Und
von einer gewissen Gottähnlichkeit könnt ma
nachher schon reden. . ."

„I sag halt nur dös: das Herz voll
monarchischer Gesinnung und im Bauch an
Salvator und die ganze Welt kann mi am —!"

Ernst Hoferichter

„So monarchistisch muaß no hcrgeh n, daß
die boarischen Löwen mit ihre Kronen im Hos-
garten Radelrutsch fahr'n... !"

„Hörst d' aS. . . ? Wia's schon singt. . . ?
Na, schiab ab im Strumpf dös größte Loch,
aber saufa saufa saufa tean ma doch . . . !"

„Da werd allaweil g'sagt, daß gewisse
Sorten Tiere 'was Königliches an sich hab'n.
Ja, kreuzkruzinesen, was dö Viecher hab'n
könna, dös könnten wir do aa no aufbringa...
Und deshalb muaß a Trumm Monarchie her

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Register
Ernst Hoferichter: Stammtisch König Otto von Griechenland
Josef Geis: Schwierige Zeitbestimmung
 
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