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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 34.1929, (Nr. 1-52)

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Nr. 48 (Politik und Politiker)
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dem 51 a füg des Iüii^c entbehrten Familien-
lieblingS näherte, grollten ihm die Worte ins
Ohr: „Obst abfahrst, Jndenbna!"

Fischbein tanmelte nach rückir>ärts und ries
die Familie herbei. Der Papagei aber krähte
munter fort: „Alle Juden g'hörn aufg'hängt!
klnd die Sozi dazu! Juden hinaus!"

Mama Fischbein erlitt einen OhninachtS-
anfall. Papa Fischbein indes ging sofort
daran, die Spuren der hausbesorgerlichen

Einschränkung

„Man wird doch wohl Noch seiner politischen
Überzeugung Ausdruck geben dürfen!"

„Freili, freili! Aber halt net der falschen."

„Erziehung" auf pädagogischem Wege zu
beseitigen.

„Pfui! svwaS darf doch meine brave Lora
nicht sagen! Wie sagt ineine gute, brave
Lora?" Und er klopfte an die Türe.

„Heil Hakenkreuz!" krähte Lora.

Da ward auch Papa Fischbein pessimistisch
gestimmt und gab tagS darauf ein Inserat
in die Zeitung:

Erstklassiger Papagei
von deutsch - nationaler Gesinnung,
ist llinstände halber preiswert
abzugeben.

So kain Lora zu dem deutschnationalen
Industriellen Joachim Ritter von Krastt.

„Griten Morgen, Lora!" begrüßte der
Industrielle frühmorgens den neuen Liebling
der Familie.

„Heil Hakenkreuz!" grählte Lora.

Die Geschäftsfreunde und die Parteifreiinde
des Herrn von Krastt kamen in Scharen,
um den Papagei zu bestaunen. „Das Tier"
— meinte einer der Herren bewundernd —
„verfügt nicht nur über ausgesprochene In-
telligenz, sondern auch über vaterländische
Gesinnung."

Lora erfreute sich also von neuem allge-
meiner Beliebtheit.

Aber wieder kam der Sommer, Und wie-
der sollte er sich für Lora als überaus kri-
tische Jahreszeit erweisen.

Die Familie des Industriellen war längst
an der Ostsee, und eines Tages miißte auch
Herr von Krastt verreisen. Zum Parteikongreß.

Wohin nun mit Lora? Am liebsten hätte
der Industrielle, durch die Erzählung deS
Herrn Fischbein gewitzigt, daS Tier bei einem
seiner politisch einwandfreien Freunde unter-
gebracht. Doch diese waren auch aus Urlaub.

Schließlich mußte Herr von Krastt das-

selbe tun, was Siegmund Fischbein seinerzeit
getan hatte: er übergab Lora seinem lang-
jährigen und sehr verläßlichen Hauswart. —

„Heil Hakenkreuz!" rief Herr von Krastt
bei seiner Heimkehr und warf die Reisekappe
fröhlich in die Luft.

Lora äugte zu ihrem Herrn hinüber, dann
holte sie tief Atem und legte loS: „Nieder
mit der Burfchwahsie! Blutaussauger! AnS-
beuter! Pfaffenknecht! Arbeitermörder!!"

„Wa . . was . . soll daS?" stammelte der
Industrielle. Doch Lora ignorierte feine Frage
und begann laut zu schmettern: „Ich bin
kein Jud, ich bin kein Christ, ich bin ein
kleiner Sozialist!"

Herr von Krastt sprach kein Wort. Ohne
sich umzukleiden, wie er war, ging er zum
nächstbesten Tierhändler und verschleuderte
Lora tief unter ihrem wahren Wert.

Mit Lora ging es nun bergab. Eie wech-
selte ihre Herrn, wie ein fauler Dienstbote
seine Dienstplätze. Niemand hielt eS länger
als eine Woche mit diesem impertinenten
Papagei aus, dessen Gehirn alles Gelernte
geradezu krampfhaft festhielt und dessen Aus-
sprüche daher jeden Besitzer dann und wann
in seinen „heiligsten Gefühlen" verletzen mußten.

Ein verzweifelter Bankdirektor, der absolut
keinen Käufer für Lora st'nden konnte, schenkte
das Vieh schließlich dem Zoologischen Garten.

Zwei Tage später gab eS gefährliche
Massendemonstrationen gegen die Leitung des
Zoologischen Gartens, die — wie es in den
Protest-Flugblättern hieß — „ihre Papageien
zu Beschimpfungen weiter Bevölkerungskreise
abrichte."

Der Zoo-Direktor aber, dem um seine
Stellung bangte, betrat wutentbrannt das
Papageienhaus. Seine sehnige Hand um-
spannte den Hals des unglücklichen Vogels.

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1929 / JUGEND Nr. 48
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