unhaltbare Lage hinein. Are körperlichen
Bedürfnisse mußte sie auf das Mindestmaß
einschränken; an manchen Tagen lebte sie nur
van dem, was er ihr an Schleckereien mit-
brachte. Welche arme Teufelin konnte sich
den Luxus eines „Verhältnisses" erlauben,
das sich nicht bezahlt machte? bind wofür
hätte er sie anderseits bezahlen fallen? Sie
lebte nur nach van den verklungenen Herr-
lichkeiten früherer Tage, die sie verfemte oder
verkaufte. Die Wirtin wurde wieder miß-
trauisch, und sie mußte ihre rege Phantasie
anstrengen und alle Tage andere Geschichten
erfinden, um ihr glaubhaft zu machen, waruin
das Geldbächlein ausblieb. Dabei schien der
Mann beinahe vermögend, und auS manchen
Anzeichen merkte sie, daß er ihre Lage als
eine keineswegs glänzende erkannt hatte und
ihr gerne zuweilen ein nützliches Geschenk
gemacht hätte. Aber da war die Rücksicht
auf jene „Mama", var der ja die Herkunft
eines solchen Geschenkes hätte erklärt werden
müssen, blnd so beschränkte er sich daraus,
ihr teure Bonbonieren, Bücher und seltene,
kostbare Blumen mitzubringen, die sie regel-
mäßig mit einem traurigen Lächeln in der
Hand wog und in Gedanken in ihren Markt-
preis umsetzte. Sie hätte eine erkleckliche An-
zahl von Tagen davon leben können.
^zhre ganze Hoffnung setzte sie nun aus
eine Reise, die er nach Paris vorhatte, und
auf der er drei Wochen ausbleiben wollte.
Eine größere Reife rechtfertigt auch ein wert-
volleres Geschenk, daS nicht durchaus ein nütz-
liches zu sein braucht, blnd diesmal hatte sie
sich nicht getäuscht. Außer den Bonbonieren,
den Photographien und Blumen, brachte er
ihr ein Ringlein mit, in der selbstverständ-
lichen Voraussetzung, daß sie es einstweilen
nicht aus dem Finger tragen und vor der
Mutter verbergen wollte. Sie verbarg eS so
gut, daß eS nicht wieder zum Vorschein kam.
Sie hielt sich einige Zeit damit über Wasser.
Aber lange dauerte eS nicht, dann war sie
wieder dort, wo sie früher gestanden.
Wenn sie in seiner Nähe war, vergaß sie
freilich alle diese Kläglichkeiten. Sie vergaß,
daß sie Hunger hatte, daß sie spät nachts
noch ihr Hemd auSwaschen mußte, wenn ß'e
eS morgens wieder rein anziehen wollte. Hier
war sie ein Mensch, der als gleicher gewertet
wurde, dein ein überlegener Geist seinen
Reichtum zu Füßen legte. Die unsagbar feine,
zarte Art, mit der er sie umgab, die Achtung,
Bedürfnisse mußte sie auf das Mindestmaß
einschränken; an manchen Tagen lebte sie nur
van dem, was er ihr an Schleckereien mit-
brachte. Welche arme Teufelin konnte sich
den Luxus eines „Verhältnisses" erlauben,
das sich nicht bezahlt machte? bind wofür
hätte er sie anderseits bezahlen fallen? Sie
lebte nur nach van den verklungenen Herr-
lichkeiten früherer Tage, die sie verfemte oder
verkaufte. Die Wirtin wurde wieder miß-
trauisch, und sie mußte ihre rege Phantasie
anstrengen und alle Tage andere Geschichten
erfinden, um ihr glaubhaft zu machen, waruin
das Geldbächlein ausblieb. Dabei schien der
Mann beinahe vermögend, und auS manchen
Anzeichen merkte sie, daß er ihre Lage als
eine keineswegs glänzende erkannt hatte und
ihr gerne zuweilen ein nützliches Geschenk
gemacht hätte. Aber da war die Rücksicht
auf jene „Mama", var der ja die Herkunft
eines solchen Geschenkes hätte erklärt werden
müssen, blnd so beschränkte er sich daraus,
ihr teure Bonbonieren, Bücher und seltene,
kostbare Blumen mitzubringen, die sie regel-
mäßig mit einem traurigen Lächeln in der
Hand wog und in Gedanken in ihren Markt-
preis umsetzte. Sie hätte eine erkleckliche An-
zahl von Tagen davon leben können.
^zhre ganze Hoffnung setzte sie nun aus
eine Reise, die er nach Paris vorhatte, und
auf der er drei Wochen ausbleiben wollte.
Eine größere Reife rechtfertigt auch ein wert-
volleres Geschenk, daS nicht durchaus ein nütz-
liches zu sein braucht, blnd diesmal hatte sie
sich nicht getäuscht. Außer den Bonbonieren,
den Photographien und Blumen, brachte er
ihr ein Ringlein mit, in der selbstverständ-
lichen Voraussetzung, daß sie es einstweilen
nicht aus dem Finger tragen und vor der
Mutter verbergen wollte. Sie verbarg eS so
gut, daß eS nicht wieder zum Vorschein kam.
Sie hielt sich einige Zeit damit über Wasser.
Aber lange dauerte eS nicht, dann war sie
wieder dort, wo sie früher gestanden.
Wenn sie in seiner Nähe war, vergaß sie
freilich alle diese Kläglichkeiten. Sie vergaß,
daß sie Hunger hatte, daß sie spät nachts
noch ihr Hemd auSwaschen mußte, wenn ß'e
eS morgens wieder rein anziehen wollte. Hier
war sie ein Mensch, der als gleicher gewertet
wurde, dein ein überlegener Geist seinen
Reichtum zu Füßen legte. Die unsagbar feine,
zarte Art, mit der er sie umgab, die Achtung,