Ein heiseres Lachen stößt mir ins -Ohr.
„In, eine Tropenkrankheit! — Lasten Sie sich die Vorgeschichte
erzählen: — Sie spielte sich vor etwa sechs Jahren ab. Damals kam
ich von Australien, das mich enttäuscht hatte, nach Südamerika, nach
Columbien. Ich ging in Cartagena an Land und schlug mich so durch,
wie sich eben ein Goldwäscher durchschlägt, dessen letztes Geld bei der
klberfahrt drausgegangen ist.
Ein halbes Jahr später hatte ich mich bis Antioquia durchgehungert.
Sie wissen, was Antioquia sür den Goldwäscher bedeutet. Als die
Spanier dorthin gelangten, fanden sie das goldreichste Volk der Welt
vor, die Indios, die OuimbayaS hießen. Diego de Ofpina, der Aben-
teurer, fand in Häuptlingsgräbern massive Goldgeräte von Millionen-
werten. Er nahm die mit. Aber auch den Lebenden ließ er nichts: in
zehn Monaten erbeutete er viertausend Pfund reines Gold.
Der Reichtum dort hat nicht nachgelassen; heute bauen große eng-
lische Gesellschaften das Berggold ab. Aber auch der kleine Gold-
wäscher, der mit seinem Holzteller durch die Gebirgsbäche zieht, stndet
noch reichen Lohn. — So schwang ich denn im Departamento Caura,
wo mehr Gold in den Bergen ist als Kohle, meine Batea; jedoch, der
Ertrag war mäßig, ich begann zu zweifeln and zu verzweifeln.
Da, eines Abends dann, geschah eS:
Ich stand bis an die Hüfte im Wasser, schöpfte, wirbelte daS Sieb,
schüttelte, wusch. Zum Schluß schwarzes, feinkörniges Magneteisen
und darunter winzige Goldkörnchen. Ich wusch und wusch.
Plötzlich ein lauter Schrei, ein Ruf der Verwunderung, der Freude.
Ich horchte auf, sprang aus dem Bach und lief bergaufwärts, dorthin,
woher die Stimme gekommen war. — Ein alter, schmutziger Indio
stand da reglos wie eine Bildsäule, hielt die Hände über der Brust
gefaltet und schaute gegen den roten Hinnnel.
Mit ein paar Sprüngen war ich bei ihm, meinem braunen Kollegen.
Er sah mich an, zuckte ängstlich zusammen, deutete auf eine Stelle
am Bachrand. Ich bückte mich hinunter, — fuhr zurück, — das Blut
schoß mir zu Kopf:-zwei Goldadern, dick wie ein ManneSarm.
Zwei Goldadern, die ein Vermögen waren. Aber sie gehörten deni
Indio, der sie gefunden hatte. Er würde sie abbauen, das Gold ver-
kaufen, ein Drittel des wahren Wertes dafür erzielen and dieses Drittel
in Chicha oder in Schnaps anlegen; saufen würde der alte Indio,
saufen. — bind ich, der Junge, der das lockende Leben vor sich liegen
sah und es nicht greifen konnte, ich würde Zeit meines Lebens Gold
waschen, Körnchen um Körnchen, Flitter um Flitter. — Ich weiß nicht,
ob ich daS damals alles so gedacht Habe. Wahrscheinlich nicht. Denn
eS ging zu schnell. Als der Rausch auS Zorn und Gier in mir verebbt
war, schwamm der tote Indio den Bach Hinab. Ich hatte ihn —
erwürgt,-erwürgt! Erwürgt mit diesen, meinen Händen!"
Der unheimliche Gast schwieg. — Ich sann. Aber ich spürte nichts
von Abscheu, empfand nicht daS Grauenhafte dieses Mordes. — Wes-
halb packte mich das Geständnis nicht? — Ahnte ich noch Grausigeres?
„Weiter!" begehrte ich ruhig. — blnd der Fremde fuhr fort:
„Weiter. — Ja, was nun kommt, ist nicht mehr interesiant. Die
beiden Goldadern, die mir gehörten, waren ergiebiger noch, als ich
geschätzt hatte. — Ein Jahr darauf war ich ein reicher Mann. — Ich
verließ Columbien, siedelte mich in den Staaten an. blnd das Ver-
mögen wuchs.
Vor drei Monaten erst reiste ich hierher, nach Deutschland. Zum
Vergnügen und — um einmal das Heimatdorf wiederzusehen."
„Jetzt quält Sie die Vergangenheit, jener.. . Mord?"
Wieder das heisere Lachen, blnd dann:
„Die Vergangenheit quält mich. — DaS mag richtig sein. Doch
anders, als Sie es sich denken. — Hören Sie! — Ich habe den Gold-
schatz des Indio geerbt; 'aber mit dein Gold allein war die Erbschaft
nicht erschöpft. — Daö Erbe war größer noch, und ich, ich habe
eS nicht gewußt, bis. . . vor einigen Wochen."
„In, eine Tropenkrankheit! — Lasten Sie sich die Vorgeschichte
erzählen: — Sie spielte sich vor etwa sechs Jahren ab. Damals kam
ich von Australien, das mich enttäuscht hatte, nach Südamerika, nach
Columbien. Ich ging in Cartagena an Land und schlug mich so durch,
wie sich eben ein Goldwäscher durchschlägt, dessen letztes Geld bei der
klberfahrt drausgegangen ist.
Ein halbes Jahr später hatte ich mich bis Antioquia durchgehungert.
Sie wissen, was Antioquia sür den Goldwäscher bedeutet. Als die
Spanier dorthin gelangten, fanden sie das goldreichste Volk der Welt
vor, die Indios, die OuimbayaS hießen. Diego de Ofpina, der Aben-
teurer, fand in Häuptlingsgräbern massive Goldgeräte von Millionen-
werten. Er nahm die mit. Aber auch den Lebenden ließ er nichts: in
zehn Monaten erbeutete er viertausend Pfund reines Gold.
Der Reichtum dort hat nicht nachgelassen; heute bauen große eng-
lische Gesellschaften das Berggold ab. Aber auch der kleine Gold-
wäscher, der mit seinem Holzteller durch die Gebirgsbäche zieht, stndet
noch reichen Lohn. — So schwang ich denn im Departamento Caura,
wo mehr Gold in den Bergen ist als Kohle, meine Batea; jedoch, der
Ertrag war mäßig, ich begann zu zweifeln and zu verzweifeln.
Da, eines Abends dann, geschah eS:
Ich stand bis an die Hüfte im Wasser, schöpfte, wirbelte daS Sieb,
schüttelte, wusch. Zum Schluß schwarzes, feinkörniges Magneteisen
und darunter winzige Goldkörnchen. Ich wusch und wusch.
Plötzlich ein lauter Schrei, ein Ruf der Verwunderung, der Freude.
Ich horchte auf, sprang aus dem Bach und lief bergaufwärts, dorthin,
woher die Stimme gekommen war. — Ein alter, schmutziger Indio
stand da reglos wie eine Bildsäule, hielt die Hände über der Brust
gefaltet und schaute gegen den roten Hinnnel.
Mit ein paar Sprüngen war ich bei ihm, meinem braunen Kollegen.
Er sah mich an, zuckte ängstlich zusammen, deutete auf eine Stelle
am Bachrand. Ich bückte mich hinunter, — fuhr zurück, — das Blut
schoß mir zu Kopf:-zwei Goldadern, dick wie ein ManneSarm.
Zwei Goldadern, die ein Vermögen waren. Aber sie gehörten deni
Indio, der sie gefunden hatte. Er würde sie abbauen, das Gold ver-
kaufen, ein Drittel des wahren Wertes dafür erzielen and dieses Drittel
in Chicha oder in Schnaps anlegen; saufen würde der alte Indio,
saufen. — bind ich, der Junge, der das lockende Leben vor sich liegen
sah und es nicht greifen konnte, ich würde Zeit meines Lebens Gold
waschen, Körnchen um Körnchen, Flitter um Flitter. — Ich weiß nicht,
ob ich daS damals alles so gedacht Habe. Wahrscheinlich nicht. Denn
eS ging zu schnell. Als der Rausch auS Zorn und Gier in mir verebbt
war, schwamm der tote Indio den Bach Hinab. Ich hatte ihn —
erwürgt,-erwürgt! Erwürgt mit diesen, meinen Händen!"
Der unheimliche Gast schwieg. — Ich sann. Aber ich spürte nichts
von Abscheu, empfand nicht daS Grauenhafte dieses Mordes. — Wes-
halb packte mich das Geständnis nicht? — Ahnte ich noch Grausigeres?
„Weiter!" begehrte ich ruhig. — blnd der Fremde fuhr fort:
„Weiter. — Ja, was nun kommt, ist nicht mehr interesiant. Die
beiden Goldadern, die mir gehörten, waren ergiebiger noch, als ich
geschätzt hatte. — Ein Jahr darauf war ich ein reicher Mann. — Ich
verließ Columbien, siedelte mich in den Staaten an. blnd das Ver-
mögen wuchs.
Vor drei Monaten erst reiste ich hierher, nach Deutschland. Zum
Vergnügen und — um einmal das Heimatdorf wiederzusehen."
„Jetzt quält Sie die Vergangenheit, jener.. . Mord?"
Wieder das heisere Lachen, blnd dann:
„Die Vergangenheit quält mich. — DaS mag richtig sein. Doch
anders, als Sie es sich denken. — Hören Sie! — Ich habe den Gold-
schatz des Indio geerbt; 'aber mit dein Gold allein war die Erbschaft
nicht erschöpft. — Daö Erbe war größer noch, und ich, ich habe
eS nicht gewußt, bis. . . vor einigen Wochen."