Fr. Hcubner
Kontakt mit ihr herzustellen, wie er als
unerschütterliche Grundmauer einer glück-
liehen Ehe gelten darf. Stehst du vielleicht
dem Kurssturz deiner Papiere, dem Zu-
sammenbruch deines Unternehmens, deiner
Untersuchungshaft mit jener freudigen
Stimmung gegenüber, wie sie der gesunde
Mensch als wertvolle Bereicherung seines
Innenlebens dankbar empfindet? Nein, und
abermals nein! Denn der Tod sifet in deiner
Galle, und das Leben, wie du es führst, ist
eine schwere Krankheit!
Sollen wir, müssen wir deshalb ver-
zweifeln, gibt es denn gar kein Mittel, das
uns von der Krankheit des Lebens heilt?
Doch! Denn schon vor Jahren wurde die
heilsame Wirkung des Faschings von einem
scharfsinnigen Forscher erkannt und einer
eingehenden Würdigung unterzogen. Frei-
lich, nur wenige Menschen waren in der
Lage, aus dieser wissenschaftlichen Er-
kenntnis und ihrer schwer faßlichen Theorie
praktischen Nufeen zu ziehen. Wir raten
deshalb Unberufenen von einer Eigen-
behandlung ab! Meist führt sie nur zu
einer Verschlimmerung des Leidens, zu
körperlichen Zusammenbrüchen, verbunden
mit einer weiteren Abnahme der Arbeits-
lust, zu geistigen, seelischen und wirt-
schaftlichen Lähmungserscheinungen, in
schweren Fällen sogar zu Alimentations-
klagen.
Der Gefahr dieser „wilden“ Faschings-
kuren ein gebieterisches „Halt!“ entgegen-
zuschleudern, ist Sinn und Wille unseres
neu gegründeten Sanatoriums. Aus dem
Forschungsinstitute für angewandten Fa-
sching hervorgegangen, hat sich unsere
Heilstätte zu einem Unternehmen von Welt-
ruf entwickelt.
Wir verabreichen unseren Patienten den
Fasching individuell und rationell, in kon-
zentrierter Form, unter sachkundiger Lei-
tung und ohne Berufsstörungen und üble
Folgeerscheinungen.
So dürfen wir denn an Stelle markt-
schreierischer Reklame getrost sagen:
Keine Ehefrau braucht heute mehr um
die körperliche, geistige und seelische
Widerstandskraft des geliebten Gatten zu
bangen —
!!! Wir garantieren sie !!!
Kein Ehemann braucht heute mehr das
Temperament seiner Gemahlin während
des Faschings anzweifeln —
!!! Wir garantieren es !!!
Keinem Junggesellen wird heute mehr
der Erfolg des Faschings versagt bleiben —
!!! Wir garantieren ihn !! 1
Kein Mädchen braucht heute mehr üble
Nachwirkungen des Faschings zu be-
fürchten —
} !! Wir garantieren es !! !
Kein Lebenspatient wird fürderhin in die
Lage geraten, durch Llberschäfeung seiner
wirtschaftlichen Verhältnisse den Fasching
vorzeitig abbrechen zu müssen, denn
unsere Preise sind fest und reell und in
angefügtem Prospekte übersichtlich fest-
gelegt.
!! Auf in die Faschingsheilstätte ! !
ft
trauriges (Kapitel
Fürwahr, mit tiefster Trauer muß es den
Arzt und Menschenfreund erfüllen, wenn er
die kummervollen Briefe und poetischen
Klageergüsse liest, wie sie alltäglich auf
unseren Operationstisch flattern. Es seien
hier nur einige wenige dieser erschüttern-
den Dokumente mitgeteilt:
„Forsch auftreten war immer die Devise
meines Lebens. Typ und Kragenhöhe ver-
pflichtet. Mein Maskenkostüm, das ich
meinem Kollegen Mussolini entlehnt hatte,
wurde mir zu meinem tiefsten Schmerz von
der Reichsregierung entzogen. Augenblick-
lich leide ich an Verfolgungswahn vor der
internationalen Bank in Basel. — Ich bitte
um ein freundliches Zimmer ohne Tele-
phonverbindung nach Berlin.
Vielleicht befindet sich unter dem Bestand
Ihrer Grammophonplatten das Lied „Ver-
lassen, verlassen, verlassen bin i —" Ich
wünsche diese Platte in mein Zimmer
montiert.“
Sch., Reichsbankpräsident.
„Unsere bayerischen Belange können
nicht besser gewahrt werden, als durch den
engsten Anschluß an Preußen. Ehe Preußen
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Kontakt mit ihr herzustellen, wie er als
unerschütterliche Grundmauer einer glück-
liehen Ehe gelten darf. Stehst du vielleicht
dem Kurssturz deiner Papiere, dem Zu-
sammenbruch deines Unternehmens, deiner
Untersuchungshaft mit jener freudigen
Stimmung gegenüber, wie sie der gesunde
Mensch als wertvolle Bereicherung seines
Innenlebens dankbar empfindet? Nein, und
abermals nein! Denn der Tod sifet in deiner
Galle, und das Leben, wie du es führst, ist
eine schwere Krankheit!
Sollen wir, müssen wir deshalb ver-
zweifeln, gibt es denn gar kein Mittel, das
uns von der Krankheit des Lebens heilt?
Doch! Denn schon vor Jahren wurde die
heilsame Wirkung des Faschings von einem
scharfsinnigen Forscher erkannt und einer
eingehenden Würdigung unterzogen. Frei-
lich, nur wenige Menschen waren in der
Lage, aus dieser wissenschaftlichen Er-
kenntnis und ihrer schwer faßlichen Theorie
praktischen Nufeen zu ziehen. Wir raten
deshalb Unberufenen von einer Eigen-
behandlung ab! Meist führt sie nur zu
einer Verschlimmerung des Leidens, zu
körperlichen Zusammenbrüchen, verbunden
mit einer weiteren Abnahme der Arbeits-
lust, zu geistigen, seelischen und wirt-
schaftlichen Lähmungserscheinungen, in
schweren Fällen sogar zu Alimentations-
klagen.
Der Gefahr dieser „wilden“ Faschings-
kuren ein gebieterisches „Halt!“ entgegen-
zuschleudern, ist Sinn und Wille unseres
neu gegründeten Sanatoriums. Aus dem
Forschungsinstitute für angewandten Fa-
sching hervorgegangen, hat sich unsere
Heilstätte zu einem Unternehmen von Welt-
ruf entwickelt.
Wir verabreichen unseren Patienten den
Fasching individuell und rationell, in kon-
zentrierter Form, unter sachkundiger Lei-
tung und ohne Berufsstörungen und üble
Folgeerscheinungen.
So dürfen wir denn an Stelle markt-
schreierischer Reklame getrost sagen:
Keine Ehefrau braucht heute mehr um
die körperliche, geistige und seelische
Widerstandskraft des geliebten Gatten zu
bangen —
!!! Wir garantieren sie !!!
Kein Ehemann braucht heute mehr das
Temperament seiner Gemahlin während
des Faschings anzweifeln —
!!! Wir garantieren es !!!
Keinem Junggesellen wird heute mehr
der Erfolg des Faschings versagt bleiben —
!!! Wir garantieren ihn !! 1
Kein Mädchen braucht heute mehr üble
Nachwirkungen des Faschings zu be-
fürchten —
} !! Wir garantieren es !! !
Kein Lebenspatient wird fürderhin in die
Lage geraten, durch Llberschäfeung seiner
wirtschaftlichen Verhältnisse den Fasching
vorzeitig abbrechen zu müssen, denn
unsere Preise sind fest und reell und in
angefügtem Prospekte übersichtlich fest-
gelegt.
!! Auf in die Faschingsheilstätte ! !
ft
trauriges (Kapitel
Fürwahr, mit tiefster Trauer muß es den
Arzt und Menschenfreund erfüllen, wenn er
die kummervollen Briefe und poetischen
Klageergüsse liest, wie sie alltäglich auf
unseren Operationstisch flattern. Es seien
hier nur einige wenige dieser erschüttern-
den Dokumente mitgeteilt:
„Forsch auftreten war immer die Devise
meines Lebens. Typ und Kragenhöhe ver-
pflichtet. Mein Maskenkostüm, das ich
meinem Kollegen Mussolini entlehnt hatte,
wurde mir zu meinem tiefsten Schmerz von
der Reichsregierung entzogen. Augenblick-
lich leide ich an Verfolgungswahn vor der
internationalen Bank in Basel. — Ich bitte
um ein freundliches Zimmer ohne Tele-
phonverbindung nach Berlin.
Vielleicht befindet sich unter dem Bestand
Ihrer Grammophonplatten das Lied „Ver-
lassen, verlassen, verlassen bin i —" Ich
wünsche diese Platte in mein Zimmer
montiert.“
Sch., Reichsbankpräsident.
„Unsere bayerischen Belange können
nicht besser gewahrt werden, als durch den
engsten Anschluß an Preußen. Ehe Preußen
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