Cf
J löurenopjer
Schulz-Matan
hielt ihn mit seinen grausamen Händen an der Kehle, der Zweifel, der
Unglaube, die Abgestumpftheit . . . Wir spielten Schach.
Heute war er mir andauernd überlegen; ich verlor eine Partie nach
der andern. Doch ärgerte ich mich nicht; seit einiger Zeit war ich —
wie es im Spiekerjargon heißt — in einer Pechserie. Bei der fünften
oder sechsten Partie, nach zwei Uhr nachts, trat eine Situation ein,
der ich durch eine kühne Kombination das Spiel vielleicht für mi
hätte entscheiden können. Ich versuchte es.
„Figurenopfer" — brummte ich und schlug einen Läufer.
„WaS ist das?" — fragte er etwas heiser.
„Nichts, spielen wir weiter."
Wir spielten Schach.
Seit einiger Zeit saßen wir jede Nacht über das gelb-schwarz ge-
würfelte Brett gebeugt und schoben stundenlang die geduldigen Figuren
umher, die Frühlingsstille kaum mit einigen Worten störend . . . Wir
schliefen bereits seit Monaten schlecht. Unsere Nächte wurden hell,
unsere Sage müde, wir wurden beide von einem hinterlistigen Borken-
käfer gequält, benagt, über den wir nicht sprachen, der uns aber um so
fester im Bewußtsein saß. Bei mir war eS die bittere, hartnäckige Er-
innerung an ein schlimmes Jahr, bei ihm, dem Maler, meinem seit
Kindesbeinen von mir unzertrennlichen Freund, der Müßiggang. Er war
in eine Krise gestürzt; der tödliche Feind der Künstler, der allerbesten,
■3 5'
J löurenopjer
Schulz-Matan
hielt ihn mit seinen grausamen Händen an der Kehle, der Zweifel, der
Unglaube, die Abgestumpftheit . . . Wir spielten Schach.
Heute war er mir andauernd überlegen; ich verlor eine Partie nach
der andern. Doch ärgerte ich mich nicht; seit einiger Zeit war ich —
wie es im Spiekerjargon heißt — in einer Pechserie. Bei der fünften
oder sechsten Partie, nach zwei Uhr nachts, trat eine Situation ein,
der ich durch eine kühne Kombination das Spiel vielleicht für mi
hätte entscheiden können. Ich versuchte es.
„Figurenopfer" — brummte ich und schlug einen Läufer.
„WaS ist das?" — fragte er etwas heiser.
„Nichts, spielen wir weiter."
Wir spielten Schach.
Seit einiger Zeit saßen wir jede Nacht über das gelb-schwarz ge-
würfelte Brett gebeugt und schoben stundenlang die geduldigen Figuren
umher, die Frühlingsstille kaum mit einigen Worten störend . . . Wir
schliefen bereits seit Monaten schlecht. Unsere Nächte wurden hell,
unsere Sage müde, wir wurden beide von einem hinterlistigen Borken-
käfer gequält, benagt, über den wir nicht sprachen, der uns aber um so
fester im Bewußtsein saß. Bei mir war eS die bittere, hartnäckige Er-
innerung an ein schlimmes Jahr, bei ihm, dem Maler, meinem seit
Kindesbeinen von mir unzertrennlichen Freund, der Müßiggang. Er war
in eine Krise gestürzt; der tödliche Feind der Künstler, der allerbesten,
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