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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0469
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liegt in ihrem Strandkorb und sinnt darüber
nach. Ja, er hat recht. Wie bedrückend ist
dieses „Jneinanderaufgehen" früherer LiebeSart.

„Wollen wir schwimmen, Peter?" Antje steht
am hohen Brett, eine schlanke Silhouette im
Blau, federt, springt, taucht aus. Peter Nil
hinter ihr. Die untergehende Sonne wirst eine
rotgoldene Straße übers Meer, darin mag
Antje gerne schwimmen.

Dies ist der letzte Abend. Sie gehen wie
immer noch Ln die Bar, da ist gute Musik und
Tanz. Heute tanzen sie nur miteinander, nicht
auch mit anderen. Das ist alles, was diesen
Abend von den anderen unterscheidet.

„WaS ist nun mit dir, bleibst du oder fährst
du? Im ersten Falle würde ich dich natürlich
in irgendeiner Form gelegentlich mit meiner Frau

bekanntmachen. Wir könnten zusammen sein,
nicht so, aber so." „Laß", sagt Antje. „Ich
weiß eS nicht. Vielleicht bleibe ich, ich möchte
deine Frau und deine Kinder gerne sehen."

Peter Nil wohnt mit seiner Familie im
Strandhotel, zwei Häuserreihen weg von Antjes
Pension. Eigentlich war der Tag ganz leicht zu
ertragen. Antje war fröhlich, ruderte, schwamm,
malte. Gegen Abend erst sah sie Peter Nil von
ferne am Strande hocken, den einen Buben am
Arm, der andere, größere, stocherte mit irgend
etwas im Tang. Die Frau? Auch die Frau sah
Antje. Sie war es zweifellos. Sie saß auf
einer Bank an der Promenade.

Nun? Das macht nichts. Ich weiß es ja,
er gehört hierhin. Waren es nicht sieben fröh-
liche Tage, acht helle Nächte? Soll eS nun

schwer werden? Nein. „Nicht so, aber >o",
daS ist die Lösung deS unmöglich Scheinenden.
Lieber Peter Nil, denkt Antje zärtlich. Sie
macht ihren Abendspaziergang diesmal nach
rechts hinaus. So muß sie nicht durch das Lager
der Strandkörbe.

Antje ist früh schlafen gegangen. Gegen
zwei Uhr wacht sie auf, geängstigt von einem
schweren Traum. Ein Bild quält: zwei Häuser-
reihen von hier zum Meer schläft Peter Nil.
Schläft, wacht? Zum erstenmal fällt in ihre
Seele die Qual des Blutes, daö verzweifelte
Begehren. „Nicht so, aber so", das hängt nun
voller Hohn in der Luft. Antje schämt >ich.
War sie nicht stolz daraus gewesen, gerade aus
daS: „aber so"? Dany, nach langem Schluch-
zen, als sie erschöpft in den Kissen liegt, wird
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Florian Bosch: Sommerliche Landschaft
 
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