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Suzanne Chambrassol gibt sich doch die un-
ausdenklichste Mühe, dem Vetter zu gefallen . . .
Durch Zufall hörte ich gerade heute, daß man
Suzanne mit dem Alten gesehen hat, im Auto,
draußen in der Heide... Das ist so klar wie
nur etwas, daß sie den Alten beiseiteführt, daß
ße die größten Anstrengungen macht, um ihm
zu gefallen, und daß wir heute abend die Fol-
gen ihrer Komödie spüren."

„Was du sagst! .. . Was du . . . du glaubst
daß diese kleine Gans uns um unser Erbteil
bringen wird?"

„Rechne ' eS dir doch selbst aus, meine
Liebe... Sieh dir doch die Schilder an!...
Diese kleine GanS, wie du sie nennst, ist nicht
ganz so dumm, denn sie ist, dank ihrer Kniffe,
gerade dabei, sich für zwei Millionen Kunst-
aeaenstände ;u ergattern."

„Das ist zu stark!"

Andre ging im Bildersaal aus und ab,
Simone, in einen Lehnstuhl gesunken, trommelte
nervös mit ihren Fingern auf der Tapete
herum. Plötzlich rief sie:

„Andre!"

„Was ist denn?"

WAGENFAHRT AM SONNTAG

Von Friedrich

Wiegt dich der Wagen im Trab der Pferde:
Der Himmel, die Erde sind dir Gefährte!
Dein Herz schlägt höher,
heller zwischen den Bäumen,
leichter sinkst du hinab ins Träumen,
schwingend bist du der Freude näher!
Fährst du trunken dann durch die Gassen,
kann dein Auge alle die Wunder nicht

fassen!:

Die Menschen am Sonntag: Sie winken und

lächeln,...

und Mauern und Büsche, auch der Asphalt
und die Bäume raunen!
Du aber wirst, voll Scham vor den brausen-
den Automobilen,

dich ängstlich vor ihrer Wildheit fühlen,
dann mit der Zeitung dir Mut zufächeln!

„Komm mal schnell her... Ein bißchen
näher, ich kann das nicht so in die Welt trom-
peten ..."

Sie senkte die Stimme:

„Sag mir: hat der Vetter außer seinem
Rheumatismus nicht auch Herzbeschwerden?"

„Za... Du weißt doch selber, daß er diesen
Frühling in Vittel einen kleinen Anfall gehabt
hat... Der zweite in acht Monaten ..."

„Freilich ... Das hatte ich ganz vergessen."

„Wozu fragst du mich das?"

„Weil ich mit dir wetten will, daß ich noch
in diesem Monat alle Schilder der Cham-
brassols vertauschen lassen werde."

„Ich begreife nicht ganz ..."

„Du brauchst auch gar nicht begreifen...
Sei still! ... Sie kommen! ..."

Der Haushofmeister öffnete die Türen. Die
kleine Gans und ihr Gatte betraten den Salon.
Andre drückte seinem Vetter warm die Hände
und Simone küßte Suzanne zärtlich aus die
Wangen.

Acht Tage später, an einem Dienstag, um
halb zwei Hhr, nahmen die Challasion-Cham-
brastols gerade den Kaffee in ihrer kleinen
Wohnung in der Rue de ChazelleS ein, als
das Mädchen einen unverhofften Besuch an-
meldete. Es war Antoine, der alte Haushof-
meister des Vetters aus der Avenue Hoche.

Antoine, leichenblaß, vor Aufregung stam-
melnd, brachte großes Erstaunen in daS Eß-
zimmer, als er den bestürzten Chambrastols
ankündigte:

„Oh! Gnädiger Herr... gnädige Frau! ...
Welch schreckliches Hnglück . .. Mein guter
Herr ist plötzlich diese Nacht im „Pompadour-
Palast" zu Versailles gestorben."

„WaS Sie sagen!"

„Leider nur die traurige Wahrheit!... Er
war gestern abend im Auto weggefahren ...
Er hatte mir mit heiterem Gesicht anvertraut:

,Antoine, ich glaube, diese Nacht komme ich
nicht mehr zurück..Ich hatte das etwas
merkwürdig gesunden. Aber Sie können sich
meinen Schrecken vorstellen, als mir der Hotel-
direktor an diesem Morgen aus Versailles
telephoniert, daß der gnädige Herr gerade einem
Schlaganfall erlegen sei... Ich eile nach Ver-
sailles. Der Arzt bestätigt mir den Tod meines
guten Herrn ... Natürlich erkundige ich mich
überall, befrage das Personal und erfahre...
Ich weiß nicht, ob ich dies dem gnädigen
Herrn und der gnädigen Frau so sagen
darf..."

„Erzählen Sie doch! Antoine..."

„Wie Sie wünschen! Der gnädige Herr
hatte die Nacht nicht allein verbracht... Er
hatte eine Dame mitgebracht, eine Dame, die
er nicht einmal ins Fremdenbuch eingetragen
hatte, und die diesen Morgen ganz frühzeitig
verschwunden ist... Stellen Sie sich vor,
gnädiger Herr! ..."

„Das ist unerhört! ... Antoine, wir sind
ganz niedergeschmettert..."

Der alte Haushofmeister schüttelte ernst den
Kopf:

„Bei seinem Alter.. . Sie hat ihn zweifellos
umgebracht... Natürlich hat sie ihn nicht um-
gebracht, was man umbringen nennt... Aber
der gnädige Herr versteht mich ... WaS für
ein Hnglück... Hnd dabei war mein guter
Herr aus diesem Gebiete so reserviert... Selbst-
verständlich hat sie ihn nur umgarnt, dieses
Frauenzimmer, um ... um ... Deshalb legte
ich großen Wert darauf, Sie als erste zu war-

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Register
Hermann Holthoff: Prozession
Helmuth v. Geyer: Zeichnung ohne Titel
Friedrich: Wagenfahrt am Sonntag
 
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