DerReiter Willi Nowak
sein, der es nicht verdient, daß Sie jetzt schon
seine Stirne mit Hörnern schmücken... Glau-
ben Sie meiner alten Erfahrung. . . Sie wür-
den in acht Tagen, vielleicht schon morgen früh,
bedauern, dem Golfspieler Ihrer Träume diesen
nächtlichen Besuch gemacht zu haben."
„Wirklich, Lieber, Sie entmutigen mich!"
„Sie wissen schließlich sehr gut, daß ich recht
habe . .. Sie sind eine anständige Frau, Lilian,
anständig, fein, rassig, kultiviert.. . Sie sind
Besseres wert, wie ein banales Abenteuer in
einer Iunggefellenwohnung bei der Etoile."
„Nein. Er wohnt Avenue Charles Floguet."
„Ich will nicht mehr wissen ... Gehen Sie
nicht zu diesem Rendezvous, Lilian... Sie
wissen, wie sehr ich Sie achte."
„DaS weiß ich . . . lllnd es iss seltsam, daß ich
auf diese Achtung Wert lege .. . Es ist wahr ..."
„Ich bin sehr geschmeichelt, Illnd ich bin
stcher, daß Sie am rechten Platz ist. Also,
Lilian. .. Versprechen Sie mir, daß Sie nach
Hause gehen..."
„bind wenn ich Ihnen versprechen würde,
daß ich den Besuch abstatten werde, ohne zu
Fall zu kommen?"
„Sie würden Ihr Versprechen nicht halten."
„Im Grunde genommen ist eS Ihnen docb
gleichgültig, ob ich meinen Mann betrüge?"
„Die Ereignisse wären stärker als Ihr Wille."
„Ja. Aber was mir nicht gleichgültig ist,
das ist, Sie von dem Piedestal steigen zu sehen,
aus das ich Sie erhoben habe."
Mrs. Shotwell wurde schwankend. Ich ver-
doppelte meine Beredsamkeit. Ich fühlte nach
und nach, daß sie meinen Ratschlägen folgte.
Ich zog meine bihr heraus.
„Lilian, es ist fünf Minuten vor eins. ..
Die Schäferstunde ist vorüber. Ich werde Sie
nach Hause begleiten. . ."
Sie erhob sich mit einem Seufzer. Sie sagte:
„Sie bringen mich auf den Weg des Guten,
mein Lieber. Sie hätten Pastor werden sollen."
Wir stiegen in den Wagen und ich brachte
Lilian bis vor ihre Türe. Indem sie mir die
Hand reichte, rief sie:
„Folterknecht!"
Ich antwortete ihr: „Büßende Ncagda-
lena!"
„Trotzdem bin ich Ihnen nicht böse . .. Viel-
leicht haben Sie wirklich recht gehabt. . . Gute
Nacht, mein Lieber!"
Zwei Tage später war ich im Cercle des
Beaur-Artö. Mein Freund Bob Saint-Serre
kain mich begrüßen und sagte, während er zwei
Schnäpse bestellte:
„Ich habe mich eben von einem meiner eng-
lischen Freunde, Edward Shotwell, getrennt. . .
kennst du ihn?"
„Dem Namen nach . . . Mir scheint, ich
habe diesen Namen irgendwo gesehen."
„Stelle dir vor, daß Shotwell, der zu meinen
Intimen gehört, mir ein Geständnis gemacht
hat, über das ich sehr lachen mußte... Er
hat seiner Frau einen schönen Burschen vor-
gestellt, in der Hoffnung, daß sie der Ver-
suchung erliegen wird und daß er auf diese
Weise die Scheidung, die er anstrebt, haben
können wird. Da hat Shotwell erfahren, daß
seine Frau vom Wege des Bösen durch einen
edlen Freund abgehalten wurde, der sie schließ-
lich durch sein Zureden davon abhielt, ihren
Gatten zu betrügen. Das hat er mir vor kur-
zem mit unnachahmlichem Tonfall gesagt.
„Oh! Wenn ich nur den Namen dieses ver-
dammten Dummkopfes erführe. Alle Zähne
schlüge ich ihm mit größtem Vergnügen ein!"
(Autorisierte Übersetzung aus dem Französischen
von Anna Drawe)
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sein, der es nicht verdient, daß Sie jetzt schon
seine Stirne mit Hörnern schmücken... Glau-
ben Sie meiner alten Erfahrung. . . Sie wür-
den in acht Tagen, vielleicht schon morgen früh,
bedauern, dem Golfspieler Ihrer Träume diesen
nächtlichen Besuch gemacht zu haben."
„Wirklich, Lieber, Sie entmutigen mich!"
„Sie wissen schließlich sehr gut, daß ich recht
habe . .. Sie sind eine anständige Frau, Lilian,
anständig, fein, rassig, kultiviert.. . Sie sind
Besseres wert, wie ein banales Abenteuer in
einer Iunggefellenwohnung bei der Etoile."
„Nein. Er wohnt Avenue Charles Floguet."
„Ich will nicht mehr wissen ... Gehen Sie
nicht zu diesem Rendezvous, Lilian... Sie
wissen, wie sehr ich Sie achte."
„DaS weiß ich . . . lllnd es iss seltsam, daß ich
auf diese Achtung Wert lege .. . Es ist wahr ..."
„Ich bin sehr geschmeichelt, Illnd ich bin
stcher, daß Sie am rechten Platz ist. Also,
Lilian. .. Versprechen Sie mir, daß Sie nach
Hause gehen..."
„bind wenn ich Ihnen versprechen würde,
daß ich den Besuch abstatten werde, ohne zu
Fall zu kommen?"
„Sie würden Ihr Versprechen nicht halten."
„Im Grunde genommen ist eS Ihnen docb
gleichgültig, ob ich meinen Mann betrüge?"
„Die Ereignisse wären stärker als Ihr Wille."
„Ja. Aber was mir nicht gleichgültig ist,
das ist, Sie von dem Piedestal steigen zu sehen,
aus das ich Sie erhoben habe."
Mrs. Shotwell wurde schwankend. Ich ver-
doppelte meine Beredsamkeit. Ich fühlte nach
und nach, daß sie meinen Ratschlägen folgte.
Ich zog meine bihr heraus.
„Lilian, es ist fünf Minuten vor eins. ..
Die Schäferstunde ist vorüber. Ich werde Sie
nach Hause begleiten. . ."
Sie erhob sich mit einem Seufzer. Sie sagte:
„Sie bringen mich auf den Weg des Guten,
mein Lieber. Sie hätten Pastor werden sollen."
Wir stiegen in den Wagen und ich brachte
Lilian bis vor ihre Türe. Indem sie mir die
Hand reichte, rief sie:
„Folterknecht!"
Ich antwortete ihr: „Büßende Ncagda-
lena!"
„Trotzdem bin ich Ihnen nicht böse . .. Viel-
leicht haben Sie wirklich recht gehabt. . . Gute
Nacht, mein Lieber!"
Zwei Tage später war ich im Cercle des
Beaur-Artö. Mein Freund Bob Saint-Serre
kain mich begrüßen und sagte, während er zwei
Schnäpse bestellte:
„Ich habe mich eben von einem meiner eng-
lischen Freunde, Edward Shotwell, getrennt. . .
kennst du ihn?"
„Dem Namen nach . . . Mir scheint, ich
habe diesen Namen irgendwo gesehen."
„Stelle dir vor, daß Shotwell, der zu meinen
Intimen gehört, mir ein Geständnis gemacht
hat, über das ich sehr lachen mußte... Er
hat seiner Frau einen schönen Burschen vor-
gestellt, in der Hoffnung, daß sie der Ver-
suchung erliegen wird und daß er auf diese
Weise die Scheidung, die er anstrebt, haben
können wird. Da hat Shotwell erfahren, daß
seine Frau vom Wege des Bösen durch einen
edlen Freund abgehalten wurde, der sie schließ-
lich durch sein Zureden davon abhielt, ihren
Gatten zu betrügen. Das hat er mir vor kur-
zem mit unnachahmlichem Tonfall gesagt.
„Oh! Wenn ich nur den Namen dieses ver-
dammten Dummkopfes erführe. Alle Zähne
schlüge ich ihm mit größtem Vergnügen ein!"
(Autorisierte Übersetzung aus dem Französischen
von Anna Drawe)
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