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F. Winkler

Wagen, ihre Freude zu bekunden, sogleich
besteigen. Aber Rujan meinte, ihm läge es ob,
den Wagen erst einzusahren. Gleich märe er
Mieder zurück. So sahen JsritS glückliche
Augen ihren Prinzen den silbernen Wagen
lenken, bind dann entwich er ihrer Sehweite,
bind dann wartete sie, eine Stunde, zwei, drei,
und erst nach vieren kehrte der Prinz zurück
und — zu Fuß. „Rujan, Liebster, wo ist deine
herrliche Gabe?" „Ach, geliebteste aller Frauen,
ich weiß selber nicht, wie es geschah, daß ich
in die Gegend der bösen Fee geriet, bind da
dachte ich, ich müßte doch zu ihr hineingehcn
und Abbuße tun, da ich ihr gröbliches Leid
angetan. Sie aber blieb unversöhnlich und hart,
und da schenkte ich ihr zur Sühne den silbernen
Wagen. D u , nun Geliebte, darfst mir nicht
grollen. Wie auch sollte dein Sinn an irdischen
Gütern hängen! So kam ich zu Fuß zurück."
Die schöne Prinzessin schwieg, aber sie weinte
sich heimlich die Augen aus. Sie weinte um
den silbernen Wagen und über die Einsicht, daß
in der Liebe etwas Schreckliches ist, etwas
tötendes und die gewaltige Hand des Bösen.

Dann eines Morgens brachte ein Bote einen
Brief von der bösen Fee an den Prinzen, in
welchem diese in ganz gemeiner und neuzeit-
licher Weise Schadenersaß verlangte für das
zerschlagene Rasenbein. Der Prinz erbebte vor
Zorn. „ö schnöder blndank! Fluch der ver-
ruchten Hure! Zurück mit dem silbernen
Wagen!" blnd selber schon infiziert von der
neuzeitlichen Weise, fuhr er fort: „Ich klage

auf bbndank, ivenn sie mir das Geschenk nicht
augenblicklich zurückgibt. Holdselige, lebe wohl
für eine kleine Weile, ich gehe, ihr mein Be-
gehren zu sagen."

blnd die Prinzessin wartete eine Stunde,
zwei, drei, und erst nach vieren kehrte der
Prinz zurück und — zu Fuß. „Rujan, Prinz
meines Herzens, wo ist der silberne Wagen?
Gab die böse Fee ihn nicht heraus?"

„Ach, Geliebteste, ich weiß ja selber nicht,
wie es geschah. Jene war so sonderbar.
Sie wollte von meinen Verletzungen gar nicht

DAS GRÜNE SCHLOSS

Von Peter Paul Alt haus

Das grüne Schloß aus grünem Stein,
das steht des Nachts im Mondenschein.

Am Tage ist es nicht mehr da,
doch nachts, da ist es deutlich nah.

Aus seinen Fenstern quilll ein Glan:,
von drinnen schrillt Musik zu Tanz,

doch niemand spielt und niemand tanzt;
und trittst du ein — was du nicht kannst -

so schießt ein Bogenschütz aus Stein
dir mitten in das Ilerz hinein.

mehr reden, blnd sie sah den silbernen Wagen
so sehr als ihr Eigen an, daß ich mein Ver-
langen nicht vortragen konnte, blnd sie sprach
so heftige Klagen aus über Wagensteuer und
Versicherungssummen, daß ich ihr huldvollst
tausend Taler dafür zum Geschenke bot. DaS
ist mehr, als ich habe. Aber du, einsichtsvolle
Geliebte, ich zweifle nicht, wirst mir helfen."
Die Prinzessin schwieg, und als Rujan fort-
ging, machte sie sich auf und zog fort von ihm
an das andere Ende der Stadt, blnd sie ver-
ließ ihr Gemach nicht inehr und weinte Tage
und Rächte.

lind, als ihre vielen Tränen schon das
hundertste Tüchlein durchnäßt hatten, stand
plötzlich der Prinz vor ihr. Er hatte den Weg
zu ihr unter unseligen Mühen erkundet. „Ge-
liebteste und herrlichste aller Frauen", sprach er
und warf sich ihr an die Brust, „hier bin ich,
nimm mich zurück in deine huldvollen Arme!
Sei meiner tiefsten Reue gewiß! Die verruchte
Hure, sie hat mich mit einem Kaufmann be-
trogen!"

Die Prinzessin senkte den Kopf und schwieg,
llnd sie verblieben zusammen und verließen
die Gegend der bösen Fee. llnd sie liebten
sich und verlebten glückliche Tage. Rur manch-
mal, alle paar Jahre, verschwand Rujan un-
vermutet in eine entfernte Stadt. Das war
immer dann, wenn gerade die böse Fee keinen
bösen Zauberer hatte. Dann weinte Jsrit viel
Tränen; und — wenn die andere nicht gestorben
ist, dann tut sie das heute noch.

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Register
Fritz Winkler: Zeichnung ohne Titel
Peter Paul Althaus: Das grüne Schloss
 
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