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H u t h

X r i f i e (fommf mit reichlicher Verspätung
zum Abendessen): Vicht bös sein, Heini, bitte
nicht bös sein! Aber der Robber .. .

Heinz (mit der schmerzlichen Resignation
deS wartenden, hungrigen Gatten): Za, ich
weiß. Der Robber hat endlos lange gedauert.

Trjxje: Stinnnt, Heini. Du weißt doch
alles. Weißt du, die letzten Robber dauern
alle so entsetzlich lang, blnd da man dann
ja doch auch noch einen allerletzten Robber
spielt. .. Aber jetzt essen wir. Vicht wahr, du
bist nicht bös, Heini?

Heinz: Nein. Zch bin nicht bös. Nur
hungrig.

Beide egen eine Zeitlang wortlos.

Trixie (sieht ihn nach einer Weile von
der Seite .an. Fragt zärtlich besorgt): WaS
hast du denn, Heini? Du machst ein so merk-
würdiges Gesicht. Zst daS Fleisch vielleicht zäh?

Heinz: Nein, danke, das Fleisch ist gut.
Aber die Geschäfte sind schlecht, blnd deshalb
mache ich wahrscheinlich ein so merkwürdiges
Gesicht.

Trixie (ausatmend): Gott, bin ich froh,
daß das Essen nicht schuld ist!

Heinz: Sag mal, Trixie, weißt du eigent-
lich, daß es jetzt eine Wirtschaftskrise gibt?

Trixie (ein bißchen verständnislos): Was
gibt eS?

Heinz: Schlechte Geschäfte in der gan-
zen Welt.

Trixie: Za, das weiß ich. Peggy, du
weißt ja, Peggy Sommerfeld, zieht sich jetzt
auch betont einfach an. A la Wirtschaftskrise.
Steht ihr sehr gut. Für ihre Figur ist die
Wirtschaftskrise direkt ein Glück.

Heinz (schweigt, würgt an einem Bissen.
Dann stockend): bind... weil wir... gerade
davon reden, Trixie .. . Wir werden uns natür-
lich auch einfchränken müssen . ..

Trixie (ohne zu überlegen): Natürlich

Heini. Selbstverständlich. (Drückt auf die
Klingel.)

Heinz: Wen rufst du denn?

Trixie : Das Vtädchen. Damit sie keinen
Mokka macht. Von heute an wird der Mokka
infolge Wirtschaftskrise gestrichen.

Heinz: blnsinn, Liebling. Wir müssen

natürlich radikaler einschränken. Zch will ja
nicht sagen, daß meine Lage katastrophal ist,
aber gewisse Ersparnisse ...

Trixie: Selbstverständlich, Heini. Kein
Wort weiter darüber zu verlieren. Wir werden
einschränken. Spargel kommen nicht mehr zu
Tisch. Sie sind sündhaft teuer und ich rühre sie
ohnehin nicht an.

Heinz (lächelnd): Du Kind! Die Spargel
lverden uns nicht zugrunde richten. Dafür
langt's noch immer.

rixie (hat ausgehört zu essen, stützt daS
reizend ondulierte Köpfchen in das süß mani-
kürte Händchen und denkt nach, als handle eS
sich um eine Ansage beim Bridge. Nach einer
Weile schlägt sie vor): Du, Heini. .. Viel-
leicht gibst du daS Rauchen auf? (Erinnert
sich, schlägt die Hand vor den Mund und blickt
ihn entsetzt an.) Oh, verzeih! Nicht wahr, daS
lvar egoistisch von mir? Pfui, lvie häßlich!
Nein, rauche nur weiter, Schatzi. Zch weiß
doch, daß eS dir Vergnügen macht. Aber ein-
schränken müssen wir uns. Selbstverständlich.
DaS ist jetzt modern. Zch bin mir ohnehin schon
etlvaS rückständig vorgekommen, weil sich alle
Freundinnen einschränken. (Ein bißchen ver-
zweifelt:) Aber wie, wie schränkt man sich ein?
Schrecklich! Zch bin in allen Dingen so un-
geschickt!

Heinz: Zndem inan etlvaS lveniger auS-
gibt.

T r i x i e : Za, das weiß ich schon ... Na-
türlich ... Aber ich hab's! Du wirst mich
loben, Heini! Von jetzt an verwende ich nicht
mehr Parfüms von Chanel, sondern nur mehr
solche von Houbigant. DaS ist immerhin eine
Ersparnis von zwei Schilling. Zm Zahr macht
das schon etwas aus.

Heinz (sieht sie lächelnd an, antwortet
nicht).

Trixie (ein bißchen nervös werdend, un-
sicher): Jetzt sagst du nichts! Ich weiß ja
lvirklich nicht... Oder glaubst du vielleicht,
daß man den Chauffeur reduzieren könnte...?

Heinz (nach einer Pause, ernsthafter, als
es sonst seine Art Trixie gegenüber ist): Wollen
wir mal vernünftig miteinander reden?

Trixie (seufzend): Za, bitte, wenn du

glaubst.. . Du bist also doch bös?

Heinz: Nein. Warum denn?

Trixie: Wenn du vernünftig mit mir
edest, bist du doch immer böö.

Heinz: Zch bin gar nicht bös. Zch nieine
nur, daß man vielleicht an deinem Toiletten-
budget etwas einsparen könnte...

Trixie (sieht ihn groß an, nach einer
Weile bewundernd): Also, darauf wäre ich
niemals gekommen! Wo du nur immer die
Einfälle her hast, Heini... ! Natürlich. Wenn
Peggy sich ä la Wirtschaftskrise kleidet, dann
tu ich eS auch. Ausgezeichnet!

Heinz: Zch meine, du hast einen so großen
Fundus an Kleidern, daß du jetzt eine Zeit
mühelos damit auskommen wirst.

T r i x i e : Natürlich. DaS heißt —
lange wird denn die Wirtschaftskrise dauern?

Heinz: DaS weiß kein Mensch.

T r i x i e : Na ja, ich glaube, zum Herbst
werden sich die Damen nicht mehr nach der
Krise kleiden. So was hält doch nie länger als
ie Saison.

Heinz: Wollen wir'ö hoffen.

eine
Register
L. Huth: Überschwemmte Bäume
Wilhelm Lichtenberg: Trixie schränkt sich ein
 
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