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Zoologischen Garten. Dann besuchten sie eine
Nachmittagsvorstellung und hierauf neuerlich
ein Kino. Dann schlug Jessup ein Diner in einem
ruhigen Restaurant vor, aber Onkel AugustuS
wollte nicht, daß man etwa auf ihn Rücksicht
nehme und bestand auf einem Konzertlokal.

Abends fuhren Tante Eulalia und Onkel
AugustuS mit dem Zehnuhrzug heim. Tante
Eulalia war gerührt. „Erst zehn Uhr!" rief sie
auS. „Für euch vergnügungssüchtige Groß-
städter beginnt der Abend erst! Wie ich euch
beneide!" Aber später, als sie mit Onkel allein
im Abteil saß, seufzte sie erleichtert auf. „Es
ist doch gut", bekannte sie, „daß wir wieder
heim nach Parkersburg fahren. Die Großstadt
ist ja für ein paar Abende ganz nett, aber ich
mochte nicht um alles dort leben. Es muß eine
furchtbare Hetzjagd sein. Du hast doch bemerkt,
wie müde Fanny und Fred immer aussahen?"

„Kein Wunder", erwiderte Onkel AugustuS,
„bei dem Leben, das sie führen. Jeden Tag
nichts als Hasten und Hasten und jeden Abend
ins Theater, ins Kino und in die Nachtklubs.
Es ist mir unverständlich, wie diese Großstadt-
menschen das aushalten können!"

(Autorisierte Übersetzung

aus dem Amerikanischen von Leo Korten.)

Der Impfgegnev

Von

Georg von der Vring

Eintausend deutsche Gefangene im amerika-
nischen Prisoner Camp in der Touraine. Man
schreibt 1919.

Eines Tages läßt der Kommandant einen
Zettel ans schwarze Brett kleben, welcher be-
sagt, daß alle Lagerinsassen geimpft werden
müssen. Man liest und flucht. Der Krieg ist
auS, mindestens ein dutzendmal hat man jeden
von uns in die Brust gestochen, und daS Er-
gebnis waren doppelt so viele Fiebernächte —
jetzt hat man eS wirklich satt!

Wir machen eine Versammlung und schicken
hernach den Dolmetscher los mit dem Auftrag,
zu protestieren. DaS einzige Entgegenkommen,
daS er erreicht, ist die Zusage, daß einer unserer
Ärzte die Impfung ausführen darf.

Herr Oberstabsarzt tritt gern zurück. Die
andern dreizehn losen. DaS Loö fällt auf einen
jungen blonden FeldhilfSarzt.

Die Kameraden aus seiner Baracke kommen
zu ihm und sagen:

„Sehen Sie sich vor, junger Mann! Wenn

Sie mich morgen impfen, dann können Sie
Ihre Knochen zusamniensuchen, denn dann
kommt zu Ihnen der »heilige Geist'."

Wo er heute erscheint, überall hagelt eS
Drohungen. Der junge blonde Mann zergrü-
belt sein Gehirn ...

In Baracke 3 sitzt ein Hauptmann. Er sagt
zu seinen Zimmernachbarn:

„Ich werde nicht zur Impfung gehen. Ich

bin in meinem ganzen Leben noch nie geimpft

worden und habe auch meine Kinder nicht

impfen lassen, sondern jedesmal 20 Mark

Strafe gezahlt, fertig."

*

Am andern Morgen nach dem Appell gehen
die ersten im Alphabet zur Impfung ins
Revier hinüber. Sie kehren ganz vergnügt zu-
rück. Man munkelt so einiges. Als ich (Buch-
stabe V) nachmittags gegen 3 blhr dran bin,
sehe ich die Geimpften lächelnd und die Jacke
zuknöpfend einen nach dem andern aus der
Revierstube kommen. Also Mut! denke ich
rmd trete ein. Drinnen sitzt der dicke Sergeant,
der immer mit Grandezza die Appells abnimmt,
und raucht bei seiner Aufsicht eine schwarze
Brasil, Marke Mozart. Er interessiert sich
nur für seine Zigarre.

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Register
Heinrich Kley: Der Pferdezüchter
Georg von der Vring: Der Impfgegner
 
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