Der Direktor des Michiganhotels kommt
und bringt die Rechnung.
„Zehn Dollar pro Zimmer", liest Shennedy.
„Das ist sehr teuer."
„Wir haben Einheitspreise", zuckt der Direk-
tor die Achsel.
„Wieviel Gäste haben Sie heute gehabt?"
„Zweitausend."
„Ein gutes Geschäft für diesen Regentag",
nickt Shennedy. „Sie haben also zwanzig-
tausend Dollar Bruttoeinnahme. Davon müs-
sen Sie allerdings" — Shennedy sieht den
Direktor scharf an — „abziehen das Porto für
zweitausend anonyme Briefe."
Der Direktor kneift die Augen zusammen.
„Nur schade", fäbrt Shennedy fort, „daß
die Leute ihre Hauptmahlzeiten auf dem
Dampfer »Wodroow Wilson" einnehmen, nicht
wahr?"
„Ach", sagt der Direktor, „was das be-
trifft: der Dampfer gehört auch dem Hotel."
Intermezzo
Von Erich Roh de
Rolf und Inge hatten es sich so gemütlich
wie möglich in ihren Sesseln geinacht. Während
er den Rauchringen seiner Zigarette nachblickte,
träumte sie gleicherweise beschäftigungslos vor
sich hin. Der Lautsprecher verschaffte ihnen
das Vergnügen der Teilnahme an dem „Lusti-
gen Abend aus Berlin".
Unvermutet setzte plötzlich der Refraingesang
aus, und aus dem Lautsprecher sprudelte die
Stimme des Ansagers:
„Verehrte Hörerinnen und Hörer, wir sehen
uns leider gezwungen, den „Lustigen Abend"
auf einige Minuten zu unterbrechen. Von der
Kriminalpolizei erhalten wir folgende Mit-
teilung zur Durchgabe: Heute in den Abend-
stunden wurde auf die Bürgerbank ein ver-
wegener Raubüberfall verübt. Dem Täter
fielen fünfzigtausend Reichsinark in die Hände.
Wie einwandfrei feststeht, kann der Raub nur
von einer bestimmten Person ausgeführt wor-
den sein, die sich in letzter Zeit Graf von
Braunsfeld nannte. Der Schwindler heißt in
Wirklichkeit Franz Moppke, ist Hilfsarbeiter und
stammt aus ganz kleinen Verhältnissen. Er hat
es verstanden, jeden über seine Person zu täu-
schen und mit erschwindeltem Geld ein großes
Haus geführt und zahlreiche Freundinnen aus-
gehalten. Moppke ist 1,70 Meter groß, hat
schwarze Haare und ebensolchen Schnurrbart.
Besondere Kennzeichen: Keine. Die Kriminal-
polizei hat auf die Ergreifung des Täters
1000, die Bank außerdem 1000 Mark Be-
lohnung auSgefetzt..."
Hier machte der Ansager eine kurze Pause,
dann sagte er: „Wir geben jetzt gleich im An-
schluß die Abendmeldungen durch."
„Magst du das hören?" fragte ^nge, und
da Rolf den Kopf schüttelte, schaltete sie den
Hebel des Lautsprechers um. Sie saßen beide
und träumten wieder vor sich hin. Die Beine
Kurt Werth
Soiree 1932
Schade Herr Generaldirektor, daß Ihr Teilhaber noch nicht von der Reise zurück ist!“
"Tja, 'ne Kaution in der Höhe ist heute verdammt schwer zu beschallen!
und bringt die Rechnung.
„Zehn Dollar pro Zimmer", liest Shennedy.
„Das ist sehr teuer."
„Wir haben Einheitspreise", zuckt der Direk-
tor die Achsel.
„Wieviel Gäste haben Sie heute gehabt?"
„Zweitausend."
„Ein gutes Geschäft für diesen Regentag",
nickt Shennedy. „Sie haben also zwanzig-
tausend Dollar Bruttoeinnahme. Davon müs-
sen Sie allerdings" — Shennedy sieht den
Direktor scharf an — „abziehen das Porto für
zweitausend anonyme Briefe."
Der Direktor kneift die Augen zusammen.
„Nur schade", fäbrt Shennedy fort, „daß
die Leute ihre Hauptmahlzeiten auf dem
Dampfer »Wodroow Wilson" einnehmen, nicht
wahr?"
„Ach", sagt der Direktor, „was das be-
trifft: der Dampfer gehört auch dem Hotel."
Intermezzo
Von Erich Roh de
Rolf und Inge hatten es sich so gemütlich
wie möglich in ihren Sesseln geinacht. Während
er den Rauchringen seiner Zigarette nachblickte,
träumte sie gleicherweise beschäftigungslos vor
sich hin. Der Lautsprecher verschaffte ihnen
das Vergnügen der Teilnahme an dem „Lusti-
gen Abend aus Berlin".
Unvermutet setzte plötzlich der Refraingesang
aus, und aus dem Lautsprecher sprudelte die
Stimme des Ansagers:
„Verehrte Hörerinnen und Hörer, wir sehen
uns leider gezwungen, den „Lustigen Abend"
auf einige Minuten zu unterbrechen. Von der
Kriminalpolizei erhalten wir folgende Mit-
teilung zur Durchgabe: Heute in den Abend-
stunden wurde auf die Bürgerbank ein ver-
wegener Raubüberfall verübt. Dem Täter
fielen fünfzigtausend Reichsinark in die Hände.
Wie einwandfrei feststeht, kann der Raub nur
von einer bestimmten Person ausgeführt wor-
den sein, die sich in letzter Zeit Graf von
Braunsfeld nannte. Der Schwindler heißt in
Wirklichkeit Franz Moppke, ist Hilfsarbeiter und
stammt aus ganz kleinen Verhältnissen. Er hat
es verstanden, jeden über seine Person zu täu-
schen und mit erschwindeltem Geld ein großes
Haus geführt und zahlreiche Freundinnen aus-
gehalten. Moppke ist 1,70 Meter groß, hat
schwarze Haare und ebensolchen Schnurrbart.
Besondere Kennzeichen: Keine. Die Kriminal-
polizei hat auf die Ergreifung des Täters
1000, die Bank außerdem 1000 Mark Be-
lohnung auSgefetzt..."
Hier machte der Ansager eine kurze Pause,
dann sagte er: „Wir geben jetzt gleich im An-
schluß die Abendmeldungen durch."
„Magst du das hören?" fragte ^nge, und
da Rolf den Kopf schüttelte, schaltete sie den
Hebel des Lautsprechers um. Sie saßen beide
und träumten wieder vor sich hin. Die Beine
Kurt Werth
Soiree 1932
Schade Herr Generaldirektor, daß Ihr Teilhaber noch nicht von der Reise zurück ist!“
"Tja, 'ne Kaution in der Höhe ist heute verdammt schwer zu beschallen!