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Hackl greifen. Da packt ihn der Much bei der
Faust und sagt: „Haben mier's angfangen,
machen mier's fertig!" und schlagt auf den
Ast las.

Der Ast muß Wahl nach grün sein, einwen-
dig. Er gibt nit nach. Aber der Much gibt
ah nit nach. Er haut mit der linken Faust,
weil die rechte schan klein zerschunden ijt.

Be

Wie eS halt is, wenn nimmer recht Sam-
mer is und na nit recht Winter. Es taugt
einem Halzknecht schon, wenn im Ofen ein
festes Feuer is und wenn einer so die längste
Zeit hinter dem Ofen liegen kann.

Sagt der Deit hinterm Ofen einmal her-
für: „Mhm."

Drauf sagt der Naz nach einer Weil: „Ja."

Jetzt schimpft der Much: „Redt's nit all-
weil. I macht a Ruah!"

So liegen ste hinter der Ofenbank. Die
Kraft aber, die iS da und weiß nit, wo ste hin
fall. Das könnt gefährlich werden. Gut, daß
grad der Herr Pfarrer kimmt und sagt: „Oh,
ihr Lieben, wallet ihr nicht mein Holz machen?"

Da steht der Much langsam auf, gähnt,
daß es völlig daö ganze Pfarrermandl ver-
schlingt, und sagt: „Wahl, Herr Pfarrer,

gehn mier schaugn."

Eö sind schöne, feichtene Scheiter, etliche
Fuhren voll.

„Seht ihr, meine Lieben", sagt der Herr
Pfarrer, „das fallet ihr klieben und dann auf-
staffeln."

„blnd wia fallen mier's aufstaffeln? Der
Breiten nach oder in die Höh?" fragt der
Much.

„Oh, fa hach ihr kommt!" sagt der Herr-
Pfarrer.

Gut is'! Die Halzknecht lassen ihre ganze
Kraft an die Scheiter aus und hacken drein,
einen ganzen Tag lang. Am Abend, wie der
Herr Pfarrer in seine Kammer geht, hört er-
ste nach unten arbeiten. Aber der Herr Pfarrer
hat einen guten Schlaf. Aus dem laßt er sich
nit fa leicht drausbringen.

Der Herr Kaprater hat die Frühmeß. Eh
es nit hell wird, braucht der Herr Pfarrer
nit aufstehn; denn feine Meß iS erst um acht.

In der Früh, wie der Herr Pfarrer auf-
wacht, is na alles finster.

„Bin i z'früh aufgwacht", denkt der Herr
Pfarrer und dreht sich auf die Seiten. Nach
einer Weil wacht er wieder auf. Aber es iS
allweil na finstere Nacht.

„Dauert die Nacht heut lang", denkt der
Herr Pfarrer und kehrt sich zur Wandseiten
und schlaft wieder ein.

Auf einmal läuten sie schan zsamm zur
Achtemeß. „Um GottSchristiwillen", denkt der
Herr Pfarrer, „aus is' und gfchechn is", und
springt in seine Hasen und stürzt aus der
Kammer. Natürlich, draußen iS schon hell-
lichter Tag.

Haben die drei Sackerlattsholzknecht die
ganze Nacht Holz aufgstaffelt und fa in die
Höh g'arbeit, daß der Holzstoß vom Baden
bis unters Dach geht und daß alle zwei Kam-

Krach — macht der Ast und ist ab.

Schaut der Much eine Weile zu, wie ihm
das Blut aus der Faust auf den Baden
tropft. Dann sagt er: „Eigentlich, Mander,
mitm Hackl waarS da leichter gangen, das
Abasten!"

„Da Haast ah wieder recht, Much", sagen
die anderen zwei.

Die Sendin und der Z. H.

Steht die Kogelalmsendin einmal vor ihrer
Hütten und putzt den Kaskessel. Auf einmal
haltet sie ein und lost in die Gegend. Da ist
was Seltsames heut über der Alm, das sonst
nit da war. Es kimmt nit van oben, van den
Schrafen, es kimmt von unten her, vom
Schwarzeneckwald.

Das is: Im Schwarzeneckwald schnarcht
die große Zugsag.

„Sa, san sie da, die Halzknecht", denkt die
Sendin und wischt über den großen, kupfernen
Kaökessel, daß er glanzt und blitzt in der
Sunn. Gar spiegeln tut er heut, der KaS-
kesfel. Schön schaut man ja nit aus in fa
einem Kaskessel. DaS Gesicht geht endslang in
die Breiten. Der Mund beißt hinterwärts in
die Ohren. Aber wegen dem Schönsein schaut

(Fortsetzung Seite 655)

Beim Herrn Pfarrer is' finster

merfenster ganz vermacht sind. Stockfinster iS
in der Pfarrerkammer, wie mitten in der
Nacht.

„Hätten mier da in die Breiten arbeiten
fallen, Herr Pfarrer!" sagt der Much schein-
heilig, wie der hachwürdige Herr, den Rack
halb überm Hemd, in die Sakristei rennt.

DieJäger O. Nückel
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Otto Nückel: Die Jäger
 
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