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„DER FLIEGENDE TEUFEL"

IM ANEKDOTEN-FLUGZEUG UM DIE WELT

0 t e ii' e i 0 h e i t H n s s ein B e i s

DKiiffafa jienial, £)eu ©afi, I)at ölt Türkei eine neue Reform geschenkt.
Er hat daS europäische Metermaß eingeführt, statt.des alten Fußes.

Eine feierliche Zeremonie bekundete die Treuordnung. Auf dem Markt-
platz von Pandirma wurde der kleinste Türke, Hussein Bei, ein ele-
ganter Herr von eineinhalb Fuß, mit dem Metermaß gemessen, Ich
stand dabei, als der Schneider das Maß von seiner kleinen Figur ab-
hob und der Volksmenge zurief:

„Zweiundvierzig Zentimeter!" ...

Ein Ah und Oh ging durch die Menge.

Lind ich hörte Hussein Bei entzückt sagen: „DaS ist mal eine Reform!
Von anderthalb zu zweiundvierzjg — ich bin mächtig durch sie gewachsen!"

Der S a l o m o v o n K a n t o n

Bei einer Gerichtsverhandlung in Xanton wurde ein merkwürdiger
Gegenstand beraten: Eine schöne Chinesin, Li-Ko-Shan, war viermal
kurz hintereinander Witwe geworden und hatte aus Rat eines Weisen
sich mit einem Baume verheiratet. Das sollte eine längere ungestörte
Ehe gewährleisten. Sie hatte ein Mandelbäumchen gewählt, dessen
Besitzer lächelnd mit der Zeremonie einverstanden war, und — nach einer
Woche war das Bäumchen vom Blitz erschlagen worden. Run verlangte
der Mann Schadenersatz.

Aber die schöne Li-Ko-Shan gab an, ohne alles Bargeld zu sein.

Der Gärtner bestand aus seinem Recht.

Der Richter dachte nach.

Dann fragte er die schöne Angeklagte: „Würden Sie, Frau Li-Ko-
Shan, gegebenenfalls bereit sein, dem Kläger als Zahlung sich selber
anzubieten, als seine Frau?"

„Gegebenenfalls ja", sprach Li-Ko-Shan.

Da zog der Gärtner im Nu seine Klage zurück und ward nicht mehr
gesehen.

S ur et«!

In Paris am Cafo du Dome saßen zwei Franzosen, und jeder hielt
dieselbe Nummer des „Matin" in den nervös zitternden Händen.

Es war die Nummer, wo der bekannte ungenannte Pionieroberst be-
richtet: die Betonmauern der östlichen Befestigungen, die einen Meter
dick sein sollten, seien in Wirklichkeit meistenteils nur sechzig Zenti-
meter dick. . .

„Wo bleibt die Sicherheit?" biß sich der eine in den Bart.

Llnd der andere knitterte das Blatt zusammen: „Man muß den
Deutschen die Waffen beschränken, man muß ihnen daS Schmirgel-
papier verbieten!" Teha

P o I y . . .

Frau Niander aus Hamburg
sucht jemanden, der den Töchtern,
16 und 18 Jahre alt sind sie,
Llnterricht im Englischen lind
Französischen erteilt. Viele Leute
melden sich. Mit Wohlgefallen
aber ruhen die Blicke Frau Nian-
derö auf dem jungen Dr. Her-
tropp.

„Sie sind, wie ich sehe, ver-
heiratet", sagt sie lind guckt auf
HertroppS rechte Hand.

„Jawohl", lächelt der Lehrer.

„Llnd die beiden Sprachen be-
herrschen Sie vollkommen?"

„Vollkommen", nickt Dr. Her-
tropp, „und noch ein paar an-
dere dazu. Im übrigen bin ich
Polyglott."

Frau Niander zieht die Augen-
brauen hoch. „Pfui", sagt sie
dann, und ihre Stimme klingt
wie Eis, „unter diesen Llmstän-
den muß ich allerdings auf Ihre
Dienste verzichten." H. R

Glaubwürdig

Ich gehe mit einem meiner
Schi-Stiefel rasch noch mal zum
Schuster, uni eine Kleinigkeit rich-
ten zu lassen. Ich klingle ohne
Erfolg, niemand meldet sich in
der Werkstatt. Inzwischen haben
sich meine Augen an den dunklen
Flur gewöhnt und ich erkenne
einen Zettel, der in die Türspalte
gesteckt ist. Ahnungsvoll ziehe ich
ihn heraus und entziffere die glaub-
hafte Erklärung: „Bin wegen

Abwesenheit nicht da."

Dr. Ernst Klotz

Beginn der Starkbiersaison!

L. v. Horvath

Trockenlegung feuchter Gebäude

Werner

Im Vorraum des Theaters,
während der großen Pause, trafen
Willig und Billig einander.

Nachdem Stück und Darsteller
besprochen worden waren, kam man
schließlich auf Werner zu sprechen.

„Tja. ..", erzählt Willig, „der
Werner ... ich weiß nicht, wie der
Mensch jetzt eigentlich daS Leben
aushält. . . wir genehmigen uns
ab und zu einen . .. rauchen...
riskieren manchmal ein Spiel-
chen . . . aber Werner? Seit einem
halben Jahr spielt er nicht mehr,
raucht er nicht mehr, trinkt er
nicht mehr!"

„Soso...!" sagt Billig inter-
essiert", wieviel Jahre hat er
denn bekommen?" S. T.

Reue

Vor Brunos schwankte ein
Betrunkener heimwärts.

Llnd schimpft und schimpft.
Anscheinend macht er sich Vor-
würfe bitterer Art. Er schüttelt
über sich den Kopf, er droht sich
mit der eigenen Faust.

Frau Brunos nickt verständ-
nisvoll:

„Siehste, Bruno, nun macht
er sich Vorwürfe, daß er zu viel
getrunken hat!"

In dieser Minute überholen
Brunos den Betrunkenen.

bind sie hören deutlich, wie er
mit sich schimpft:

„Rechts und links gehören dir
ein paar, Otto — siehst doch,
daß du noch gerade gehen kannst,
Otto — so dumm wie du bist,
Otto — hättest ruhig noch einen
Liter trinken können — —"

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Lajos v. Horvath: Trockenlegung feuchter Gebäude
Teha: Der fliegende Teufel
H. R.: Poly...
Ernst Klotz: Glaubwürdig
S. T.: Werner
[nicht signierter Beitrag]: Reue
 
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