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J LI G

3 9. JAHRGANG

END

1 9 34 / NR. 11

Altpolnische Schelmen- und Scherzlieder

Nachdichtungen von Robert Walter

3a g 6 1 i e b

He laßt uns zum Jagen reiten,
du mein Kamerad.

Auf die Arischjagd wolln wir reiten,
in den Wald voll grüner Eichen,
du mein Kamerad.

Sieh da! He! bind auf den Hasen,
du mein Kamerad.

Don der Koppel bind das Windspiel,
he es soll den Hasen jagen,
du mein Kamerad.

He laßt uns zum Jagen reiten,
du mein Kamerad.

Auf die Frischjagd wolln wir reiten,
in den Wald voll grüner Eichen,
dll mein Kamerad.

He daS Reh flieht durch die Stangen,
du mein Kamerad.

Don der Koppel bind daS Windspiel,
he eS soll daS Rehlein fangen,
du mein Kamerad.

He laßt uns zum Jagen reiten,
tjit mein Kamerad.

Auf die Frischjagd wolln wir reiten,
in den Wald voll grüner Eichen,
du mein Kamerad.

He der Zobel geht zu Acker,
du mein Kamerad.

Don der Koppel bind daS Windspiel,
he eS packt den Zobel wacker,
du mein Kamerad.

He laßt uns zum Jagen reiten,
dll mein Kamerad.

Auf die Frischjagd wolln wir reiten,

Ln den Wald voll grüner Eichen,
du mein Kamerad.

He die Jungfer lief zur Schlinge,
dll mein Kamerad.

Don der Koppel bind daS Windspiel,
daß eS uns daS Fräulein bringe,
du mein Kamerad.

He jetzt laß uns gütlich teilen,
dll mein Kamerad.

Mir der Zobel, dir das Häschen,
dir das Rehchen, mir daS Mädchen,
dli mein Kamerad.

He und sollt dirS nicht behagen,
du mein Kamerad,
dir das Stöcklein, mir den Säbel,
und so wolln wir uns drum schlagen,
dll mein Kamerad.

C^j3eHlerliecl

Früher ach, da liebte die Königin den Bettler sehr.

Solch liebliche Geschichte flog durch die Straßen und Meer.

Aber die Schusterfrau, ja, die wurde ihr gram und grau,

Hadrians Frau.

Früher ach setzte sich der König nicht eher zu Tisch,
bis der Bettler einhieb sehnalzend nach Suppe und Fisch.

Jetzt heizen sie grimmig uns Straßenläufer und löcherige Röcke,
die Sündenböcke!

Kirmesse, Ablässe, Grabfeiern, Hochzeiten machen gesunden,

Gott der Herr hat sie für uns arme Bettler erfunden.

Dort möchten wir sitzen, allbeisammen sattvoll und ufarm,
aber der Gendarm!

Früher da saß der König nicht den Gendarmen zur Seile,
den Bettler hütete er wie seine Augäpfelchen beide.

Aber jetzt rasseln die Gendarme mit Ketten und Säbeln,

Schellen und Knebeln

Früher ho! da war der Bettler ein Kinderschrecken,
der Bauernhund schlich sich vom Hof vor seinem Stecken.

So dem Köter den Knüttel! den Kindern die bärige Fratze:
Schert euch vom Platze!

Früher erzählte der Bettler am Ofen die göttlichen Wunder,
gleich hockte die Wirtfrau bei ihm und glimmte ihn an wie Zunder,
Und er vergaß sich ergötzlich mit Scherzen und Essen und Trinken
und klopft ihr die Schinken.

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Register
Robert Walter: Altpolnische Schelmen- und Scherzlieder
Rubey: Illustration zum Text "Altpolnische Schelmen- und Scherzlieder"
 
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