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Der grüne Krug

Ein ^KübtfH’u lief zum Wasserguell,
der uw loie Imifcu Maien hell.

ritt ein Herr vorbei,
schlug ihr den Krug entzwei.

Du liebes Kind, was weinst du mir,
dein Krüglein ei bezahl ich dir.

Ein Dukaten ist wohl genug
für deinen grünen Krug.

Auch den Dukaten wollt sie nicht
und wusch in Dränen ihr Gesicht.

Ach du mein grüner Krug,
den mir der Herr zerschlug!

Du liebes Kind, was weinst du mir,
dein Krüglein ei bezahl ich dir.

Ein Pferdchen ist wohl genug
für deinen grünen Krug.

Das Pferdchen, nein, das wollt sie nicht,
und weinte überbitterlich.

Ach du mein grüner Krug,
den mir der Herr zerschlug!

Du liebes Kind, was weinst du mir,
dein Krüglein ei bezahl ich dir.

Ein Pferdeknecht ist wohl genug
für deinen grünen Krug.

Den Pferdeknecht, den wollt sie nicht,
st> weinte laut und jämmerlich.

Ach du mein grüner Krug,
den mir der Herr zerschlug!

Du liebes Kind, was weinst du mir,
dein Krüglein ei bezahl ich dir.

Bin ich dir wert genug
für deinen grünen Krug.

Ei tanze Sonne, Mond und Stern!
für meinen Krug Hab ich den Herrn,
für meinen grünen Krug,
den mir der Herr zerschlug.

D mein Mütterlein,
gebt mich schnell an die Leute heraus,
es wird mir sterbensweilig zu Haus,
Mütterlein mein.

Zwiegespräch

D mein Töchterlein,
der Mann wird dir schon harte Plag,
schlägt er dich zehnmal an einem Tag,
Töchterlein mein.

D mein Mütterlein,
ich werd ihm flink am Halse henken
und ihm ein rotes Mäulchen schenken,
Nn'itterlein inein.

D mein Töchterlein,
du bist wie ein Beerlein unterm Tann
und noch zu schade sür einen Mann,
Töchterlein mein.

D mein Mütterlein,
wie i')t euch doch beim Bater so gut,
ich habe auch solch liebheißes Blut,
.Bsütterlein mein.

D mein Mütterlein,
schlägt er mich erst einmal und zehn,
werd ich ihm waS draußen spazieren gehn,
Mütterlein mein.

D mein Töchterlein,
er wird dich mit dem Storke trißen,
du mußt ihm schon am Brotkorb sitzen,
Töchterlein mein.

£5 inein Töchterlein,

er wird sich schon selbst die Küßlein holen
und dir darnach das Leder sohlen,
Töchterlein mein.

D mein Mütterlein,

waS kümmert euch viel mein liebheiß Blut,
rückt her mit meinem Heiratsgut,
ich zieh in die Welt!
Index
Rubey: Illustration zum Text "Altpolnische Schelmen- und Scherzlieder"
 
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