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IE KLEINE FOTOBÜCHEREI

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PANCHROMATISCHE FOTOGRAFIE

VON GERH. ISERT

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Dieses Buch kostet 1 Mark.

Die Ratschläge sind so wirksam und glücklich, daß das Heft lebhaft
empfohlen werden muß. (Der Bildwart, Nr. 4, 1934)

Trotz des wertvollen Inhaltes ist der Preis äußerst niedrig, so daß die
Anschaffung keine nennenswerten Schwierigkeiten bereitet.

(Sudetendeutsche Tageszeitung)

Jeder hat ein Interesse, die kleine Schrift seinen Kunden anzubieten.

(Der Photograph, Nr. 46, 1934)

QERHAR0I8ERT:

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• D1R6IETUI6 DER GESAMTE!
ARBEITSWEISEN

DER IE6LTIY-EKTWICILUIB

• II OER RICKTKEI ENTWICK-
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Eli SCHLÜSSEL ZtiU ERf 015

• ILLUSTRIERT

GERHARD ISERT

PAN

CHROMATISCHE

FOTOGRAFIE

G. HIRTH VERLAG AG., MÖNCHEN 2 NO. (G^Ph

G. HIRTH VERLAG AGV MÖNCHEN 2 NO.

Die kleine Fotobücherei hat Großformat!

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G. HIRTH VERLAG AG.. MÜNCHEN, HERRNSTR. 10

H. W. S P E R LI N G

eivisäimeclcer

eien

„Aber am schlechtesten ißt man doch wohl in England?" sagte ich.

„Verehrtester, Sie sind noch wenig herumgekommen in der Welt!"
erwiderte er — habe ich übrigens schon gesagt, daß ich — nein? Also:
ich saß mit dem bekannten Asrikaforscher und Weltreisenden Professor
Z. auf der Terrasse des Kurhotels in B. und wir waren über eine ziem-
lich verunglückte Süßspeise unseres Soupers in dieses Koch- und Küchen-
chema geraten. — „Sie sind noch wenig herumgekommen", wiederholte
Professor Z. „Wandern Sie den Kongo hinaus, essen Sie sechs Wochen
lang (weil es nichts anderes gibt) Ziegenfleisch, von einem kongo-
lesischen Koch zubereitet, dessen eigentlicher Berus das Lampenputzen ist
und der vom Küchenwesen soviel versteht, wie Sie vvm Suaheli — ich
sage Ihnen: die windigsten Sandwiches Old merry Englands, seine
Brühwürfelsuppen und zähesten Beefsteaks werden Ihnen lvie Deli-
katesten schmecken. Aber Sie brauchen nicht bis Afrika zu reisen —
bleiben wir in Europa. Nehmen wir zum Beispiel einmal Rußland. In
Archangelsk und weiter nach Nvrdvsten pflegen die Leute im Sommer
einen Teil vvm Ertrag ihres Fischfangs in großen Tonnen zu sammeln.
Für den Winter. Nun kann eS und wird es auch meistens im Sommer
dort ganz hübsch heiß, und wenn die Sonne so einige Wochen lang
ausgiebig aus und in die Tonnen mit den Fischen gebrannt hat, be-
kommen die einen — einen-hantgout, wissen Sie, ist zu schwach

iin Ausdruck — —"

„Aber er genügt mir schon", schüttelte ich mich, „danke!"

„Es ist eine Leckerei dort: Uns kommt sie freilich ebenso russisch vor.
wie spanisch das, was einem in andaluj ischen Garküchen geboten wird.
Die in Streifen zerteilten und dann gebackenen Arme von Tintenfischen
können fraglos auch einen Feinschmecker begeistern. Aber dort in
Malaga oder Sevilla werfen Sie die Octopoden ganz und unzerteilt in
das siedende Ol, aus dem sie knusperig gebacken und vielgeschwänzten
Rouladen ähnlich auf den Tisch kommen. Sie kauen sich wie ein-
geweichte Schuhsohle; nur ein sehr gesundes Gebiß läßt daran nicht
seine Zähne. Immerhin, wer keine Vorurteile hat und nicht unbedingt
bestreitet, daß der Genuß eines gesottenen LederportemonnaieS Sensatio-
nen vermitteln kann, könnte sich an diese spanischen Tintenfische ge-
wöhnen, wenn nicht andalusische Sitte — ranziges Ol zum Backen ver-
langte. Duft und Geschmack ranzigen Olivenöls in erhitztem Zustande
müssen Sie erlebt haben, um ganz zu erfassen, welcher Attentate auf
unsere Nase und Zunge Mitmenschen fähig sind. Das spanische National-
gericht, die eocüda — ein Witzbold hat behauptet, dieser Name schildere
onomapoetisch ihren Geschmack —, ein beklagenswertes Gemisch aus
allen möglichen und unmöglichen Zutaten, wird auch mit ranzigem
Olivenöl versetzt. „Sie übertreiben, Professor!" warf ich ein. „Wenig-
stens gibt es doch eine ganze Anzahl Nationalgerichte — die Mar-
seillaiser Bouillabaisse zum Beispiel — von unserem Eisbein mit Sauer-
kraut (sofern Sie es als deutsches Nationalgericht gelten lasten wollen)
gar nicht zu reden —"

„Die Bouillabaisse? Haben Sie mal eine Bouillabaisse gegessen?"

„Nein."

„Sehen Sie! Glauben Sie kein Wort von dem, was man Ihnen
von ihr erzählt hat! Wer sie kennt und sie trotzdem preist, hat nicht die
echte Bouillabaisse, sondern ein für die zivilisierten Zungen harmloser
DergnügungSreisender zurechtfrisiertes make up, gewissermaßen einen in
ScottS Emulsion umgewandelten Stiefeltran gegessen. DaS sind denn
hübsch säuberlich in einer pikant gewürzten Sauce gekochte Fische mit
einer Languste a l’americaine dazwischen, die Bouillabaisse für bessere
Herrschaften gewissermaßen. In der echten dagegen schwimmen in einer
mit Safran gefärbten Fischwasserbrühe Schnitten altbackener Weiß-
brotreste zusammen mit Teuselsfischen, Seeigeln, Schnecken, Mies-
muscheln, Meerwarzen und -würmern, so wie sie der Fischer Netz ans
Tageslicht gehoben hat. Zugegeben, über den Geschmack läßt sich immer
streiten; ich erinnere mich einer Gehilfin im elterlichen Haushalt, die,
gab es Fisch, dessen Augen als eine für sie offenbar ganz besondere
Schleckerei sich mit soviel Genuß zu Gemüte führte —"

„Lieber Professor —" ächzte ich —

„O, Tieraugen als Leckerbissen werden oielerorten sehr geschätzt. In
Sardinien, wo Ziegenaugen als die erlesenste aller Delikatessen gelten,
gestaltet sich ihre Derspeistmg sogar zu einer feierlichen Zeremonie, so-
zusagen zu einer kultischen Handlung. Sie zu essen ist einzig das Vor-
recht des Familienoberhauptes (das dort noch manchmal der Mann ist),
es allein ist ihres Genusses würdig. Doch gehen die Familienmitglieder
darum nicht leer aus. Eins nach dem andern holt sich die leicht an-
geschmorten Augen aus der Schüssel, läßt sie im Munde ein paarmal
genießerisch hin- und herrollen, lutscht sie andächtig ab und legt sie in
die Soße zurück. Erst nachdem alle so ihr Vergnügen gehabt haben,
nimmt sich der padrone die Augen aus den Teller und verspeist sie unter
den sehnsüchtigen Blicken und verzückten Ausrufen seiner Familie."









GH


HHH

Bolds Bilderrätse

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen.

718

1934 / J U G E N D Nr. 45
Index
Bold (Bolt): Bolds Bilderrätsel
H. W. Sperling: Feinschmeckereien
 
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