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B e r g w e 11

Paul B ü r c k

sie eben nur Schweden ausweisen können, eine Visite. Sie tranken
keinen besonders guten Kaffee, aber die Kuchen, die sie bekamen, waren
besser als das Naschwerk in Schweden. Für diese alten Damen, die
sie antrasen, war es, als bekämen sie einen Besuch geradewegs auö
dem Jenseits. Stolpes aus Schiveden! Wie wunderbar! Und wie
schön, daß die schwedischen Stolpe auch noch ein so gutes ordentliches
Deutsch sprachen! Und nicht viel anders aussehen wie die vielen
anderen StolpeS aus dem rotsamtenen Album dort aus der gehäckelten
Tischdecke! Ob sie denn auch wirkliche Schiveden wären? Ganz wirk-
liche Schweden waren die StolpeS in diesen anderthalb Jahrhundert
geworden. Ja, Christians Frau sei sogar auS Island, ganz hoch oben
im Norden!

Ja, und Christian hieß der Vater, Christian hieß der Sohn, seit
die Familie Stolpe in Schweden sei, heißen dort immer die Erstgebo-
renen Christian. Auch das war der alten Dame, bei der sie gerade
den Kaffee tranken, seltsam genug anzuhören. Wohin die schwedischen
StolpeS denn jetzt, von Stargard aus fahren wollten, fragte die alte
Dame ihre Gäste. Man habe vor, nach Greifswald zu reisen, erklärte
der Herr Professor und dort etwas über die beiden Universitäts-
Professoren in Erfahrung zu bringen; dann aber wolle man weiter
an den Rhein.

Die alte Dame hörte eS und dachte eine Weile nach: „Aber es

wohnt noch eine Familie Stolpe hier in der Nähe, ob sie mit uns
verwandt sind, weiß ich nicht, sie haben eine Apotheke und ich glaube,
daß der Apotheker auch Christian heißt. Ich habe diesen Namen ein-
mal im Pommerschen Tagblatt gelesen."

Das war dem Professor aus Lund etwas Neues; nun so wollte er
also, bevor er nach Greifswald fuhr, auch noch diesen Christian Stolpe
in jenem kleinen Städtchen unweit von Stargard aufsuchen.

„Aber eS wäre doch jammerschade, wenn Sie Ihre Rheinreise da-
durch verzögerten", erhob die alte Dame Einspruch, „denn dort, in
diesem Städtchen, ich war vor vielen Jahren einmal drüben, dort ist
wirklich gar nichts zu sehen, dort sagen sich gerade noch die Füchse
gute Nacht und dies auch nur mit unterdrücktem Gähnen. Stargard ist
keine große Stadt, aber gegen diesen Ort ist eS noch eine Weltstadt."

Aber der Herr Professor war von seinem Vorhaben nicht mehr ab-
zubringen; einen Christian Stolpe, einen Apotheker, den mußte er doch
kennenlernen, die ganze Reise nach Deutschland wäre verlorene Mühe
gewesen, wenn er solch eine Gelegenheit an sich vorübergehen ließe.

Man empfahl sich also von der freundlichen Dame und setzte sich
am nächsten Tag in den Bummelzug und fuhr in jenes ganz kleine
-Städtchen, das ich lieber nicht bei seinem Namen nennen will.

„Ach, welch ein Städtchen", sagte der Herr Professor zu seinem
Sohne, als sie hinter dem stämmigen Dienstmann drein durch die engen
Straßen schritten und den weiten Marktplatz betraten. „Glaub mir,
Christian, nimmer wär ich in meinem Leben glücklich geworden, wenn
ich nicht hierher gefahren wäre, bind wenn ich eS mit all seinen Leuten,
die sich nach uns umdrehen, als wären wir zwei buntbemalte Neger-
fürsten, mit nach Schweden nehmen könnte, so wäre das eine wirkliche
Freude. In Halle habe ich so etwas geahnt, in Jena habe ich manch-
mal geglaubt, daß ich dieses Bild hier finden könnte, in Stargard
schien eö mir schon zum Greifen nahe, aber hier ist es wirklich und
wahrhaftig vorhanden."

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Paul Bürck: Bergwelt
 
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