Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SEIT IE

D II IE IF O T O -

Alles wird neu

Es gibt ganz bestimmte fotografische
Motive, die immer wieder geknipst werden.
Sie haben ihren Einzug gehalten bei jeder
Gruppe von Amateuren, und tauchen sogar
beim Knipser, der uns eigentlich sonst ledig-
lich als Personenfotograf entgegentritt, auf.
Zu solchen Motiven gehört auch der mit
Recht so beliebte Schwan.

Würde man die Kosten für Filme und
Platten nehmen, die bis jetzt für dieses
Motiv allein verschossen wurden, so käme
eine stattliche Summe heraus. Zieht man
diese Summe aber zum Vergleich zur
Qualität der hergestellten Schwanen-Auf-
nahmen heran, so zeigt sich ein ganz kläg-
liches Ergebnis. Das jedem irgendwie
romantisch vorkommende Motiv wird im
Foto zu nüchterner Sachlichkeit, vielleicht
obendrein noch technisch fehlerhaft. Immer
wieder, und zwar täglich in Hunderten von
Fällen, ist das zu beobachten, aber ein Weg
zu besserer Darstellungsform bleibt unent-
deckt.

Die Leuchtkraft des weißen Gefieders ist
ausschlaggebend. Es gibt schwarze und
weiße Schwäne; wenn wir die Wahl haben,
so greifen wir immer zum weißen Schwan.
Leuchtend wird sein Gefieder aber erst,
wenn wir es in Gegensatz zu einer zu-
mindest grauen und ruhigen Umgebung
bringen und ihm durch Gegenlicht zu hellsten
Lichtern verhelfen. Erst dann sieht der
Schwan wie eine schwimmende Blume auf
dem Wasser aus und kommt das Edle seiner
Form richtig zur Geltung.

Wenn wir Schwäne fotografieren, dann
müssen wir uns auch auf die Hauptsache
konzentrieren. Wozu gleichzeitig noch eine
Parkansicht oder sonst etwas auf das Bild
bringen? Das ist ja ein anderes, völlig art-
fremdes Motiv und hat keine Beziehung zum
Schwan. Beziehung zu seiner Umwelt hat
dagegen die Pflanzenwelt des Wassers,
Schilf, Seerosen u. dgl. Sie fügen sich orga-
nisch in das Ganze und tragen zur Geschlos-
senheit bei.

Wir sehen also, daß abgeklapperte Motive

gar nicht so unbedeutend und langweilig zu
sein brauchen, wenn wir sie nur von der
richtigen Seite anpacken. Auch hier wollen
die Besonderheiten aufgedeckt sein, und ein
bißchen Überlegung hilft über alle Schwie-
rigkeiten und Mißerfolge hinweg. Der
Schnappschuß ist nicht blindes Drauflos-
knipsen, sondern auch er steht auf festen
Füßen, die im Wesen der Fotografie ihren
Grund finden.

Was ist eigentlich Gradation?

Gradation wird heute überall als ein
Schlagwort gebraucht. Fragen wir aber
genauer, was darunter zu verstehen sei, so
wissen die meisten darüber nichts. Deshalb
wollen wir uns auch einmal über diese
Frage unterhalten, und zwar so einfach und
leicht verständlich, wie irgend möglich.

log Seluhtung

Die Gradationsverhältnisse einer Emul-
sion geben ein klares Bild von den ver-
schiedensten Eigenschaften. Die Gradation
bezeichnet zunächst den Kontrastumfang
eines Negativs. Sie ist sowohl abhängig
vom Material als auch von der Entwick-
lung. Um die Gradation zu ermitteln, wird
so vorgegangen:

Der Film oder die Platte wird stufen-
förmig belichtet, indem man durch sukzes-
sives Abdecken das Licht jeweils verschie-
den lange einwirken läßt. Nach Entwick-
lung und Fixage ergibt sich eine stufen-
förmige Schwärzungsskala, die sich mit

einem Schwärzungsmesser auswerten läßt.
Man trägt dazu auf ein rechtwinkliges
Koordinatensystem auf die senkrechte Achse
die Schwärzung, auf die waagerechte die
Lichtmenge in logarithmischen Einheiten
auf. Logarithmische Werte werden deshalb
gewählt, weil erst die zehnfache Licht-
menge für unser Auge als doppelte Hellig-
keit empfunden wird. Nach Ausführung der
Auftragung ergibt sich ein Kurvenbild, wie
es unsere Skizze zeigt.

An der Kurve sind verschiedene Zonen
erkennbar, denen jeweils eine ganz be-
stimmte Bedeutung zukommt. Die Begren-
zung der Zonen ist durch Buchstaben an-
gedeutet.

Der untere Kurventeil A B stellt das
Gebiet der Unterbelichtung dar. In seinem
Bereich nehmen die Schwärzungen lang-
samer als die Belichtungen zu. Die Länge
dieses Kurventeils soll kurz sein, damit
keine flachen Bilder entstehen.

B C, das gerade Stück der Kurve, ist das
Gebiet der richtigen Belichtung. Von der
Länge dieses Stückes hängt der Belich-
tungsspielraum einer Emulsion ab. Je länger
er ist, desto größere Helligkeitsunterschiede
vermag die betreffende Emulsion wieder-
zugeben. Aus diesem Kurvenstück können
wir zugleich den Belichtungsspielraum einer
Emulsion berechnen:

Fällen wir von B und C auf die waage-
rechte Achse die Lote, so kommen wir dort
zu den Punkten 1 und 3,5. Diesen logarith-
mischen Werten entsprechen die Zahlen 10
und 3000 (log 1 — 10, log 3,5 — ca. 3000).
Der Belichtungsumfang ist also 10:3000 oder
1:300. Hat nun unser Motiv 'einen Hellig-
keitsumfang von z. B. 1:30 (das ist der
Normalfall), so erhalten wir einen Belich-
tungsspielraum von 10. Er besagt, daß auch
bei zehnfacher Uberbelichtung ein normales
Negativ entsteht. Erst bei noch reichlicherer
Belichtung kommen wir in das Gebiet der
Uberbelichtung, die das Kurvenstück CD
wiedergibt. Die Praxis zeigt, daß aber auch
hier noch ein kurzes Kurvenstück verwert-
bar ist, so daß sich der Belichtungsumfang
noch etwas erweitert. (Fortsetzung in Nr. 14)

1936 / JUGEND NR. 13 / 24. März 1936

Vierteljahres^ Preis 7 Mark, Heft-Preis 60 Pfennig

Begründer: Dr GEORG HIRTH. — Verantwortlich für die Schriftleitung: ARNOLD WEISS-RÜTHEL; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München. —
Verlag: G. n I R1 H VERLAG AG., München. — Für die Herausgabe in Österreich verantwortlich: J. RAFAEL, Wien I, Graben 29a (Eingang Tnattnerhof). — Für die Redaktion
vpdi frei*Cp verantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien xix, Gymniasiuimstraße 77. — Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH
VERLAG AG München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei, München, Herrnstr. 10. — D.-A. III. V.J. 6277. — Entered as second dass matter, Postoffice New
York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München, Herrnstraße 10, zu senden: Rücksendung kann nair erfolgen, wenn Rückporto beiliegt.
Register
Redaktioneller Beitrag: Die Foto-Seite
 
Annotationen