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Ma?on


„Und ist auch alles stilecht, Herr Architekt?“
„Außer Ihnen, Herr Direktor, alles!“

Die Zähne des Marschalls

General Pershing, der Befehls-
haber der amerikanischen Trup-
pen im Weltkrieg, mußte sich auf
Anraten seines Arztes einige
Zähne ziehen lassen. Zu seinem
nicht geringen Ärger erfuhr er
später, daß man in verschiedenen
Iuweliergeschäften die als An-
hängsel gefaßten Zähne des Ge-
nerals zum Preise van sieben
Dollar daS Stärk verkaufte.

Wütend über diese geschäftliche
Ausnützung der patriotischen Ge-
fühle amerikanischer Bürger, die
natürlich solche Erinnerungsgegen-
stände auch tatsächlich erstanden,
schickte er mehrere Agenten aus,
um seine Zähne zurüchzukaufen.
Wie staunte Generäl Pershing,
als ihm feine Mittelsmänner nach
einer Woche einhundertfünfund-
siebzig solcher Zähne ins Haus
brachten. K. L.

Beim Schopf ergriffen

Fremder: „Sagen Sie, guter
Mann, wissen Sie hier wohl ein
Lokal, wo einer einen tüchtigen
Humpen heben kann?"

Einheimischer: „Aber gewiß!

Ich weiß svgar ein Lokal, wo
z w e i einen tüchtigen Humpen
heben können."

HII § T O IR II § C IUI IE MI IAT U IR IE N

Sic transit Gloria...

Der französische Minister Buchot, eine Kreatur RobespierreS, bewarb
sich nach dessen Hinrichtung bei seinem Nachfolger im Ministeramt,
Miot, den er vorher hatte enthaupten lassen wollen, um eine Portier-
stelle.

Der Antrag

Im Jahre 1793 wurde in einem weiblichen Iakobinerklub in Metz
der ernstgemeinte Antrag gestellt, alle kinderlosen Frauen über sechzig
Jahren als überflüssig und unnütz mit der Guillotine hinrichten zu lassen.

Verdächtig

In Straßburg erließen im Jahre 1790 die französischen Kommissare
Bandot und Lemane eine Verordnung des Inhalts, daß Petitionen nicht
mehr als zehn Zeilen umfassen dürften. In der Begründung sagten sie:
„Die langen Phrasen gehören in das monarchische System, das La-
konische ist der Stil der Republik. Zehn Zeilen jind mehr als hinreichend
für jeden Gegenstand einer Petition. Die, welche inehr Zeilen schreiben,
sollen als verdächtig angesehen werden, die Revolution in die
Länge z i e h e n z u )v 0 l l e n."

Der Grund

Eulogius Schneider, der Henker des Elsaß, ließ einst einen Menschen
aus keinem anderen Grunde guillotinieren, weil er ein Holzbein hatte,
was ihn ärgerte, weil jener militäruntauglich fei.

Als der große Chemiker Lavoisier im Jahre 179g hingerichtet wurde,
bat er um Aufschub, um ein wissenschaftliches Experiment zu vollenden.
Da antwortete ihm der, der über das Gesuch zu besinden hatte: „Nein.
Wir brauchen jetzt keine Gelehrten mehr."

Ausweg

Im Jahre 1769 entstand aus einer großen Versammlung in einer
nordsranzösischen Stadt zwischen den repräsentativen Redner dreier
Körperschaften ein ernster Streit darüber, welcher zuerst sprechen dürfte.
Da diese Auseinandersetzung blutig zu enden drohte, verfiel der Vor-
sitzende der Versammlung aus den originellen Ausweg, alle drei Redner
auf einmal sprechen zu lassen.

Aus der Rätezeit

Zur Zeit der roten Diktatur in München erschienen eines Tages in
der Klinik des weltberühmten Internisten Friedrich von Müller ein paar
verdächtig aussehende, bis an die Zähne bewaffnete Rotgardisten, um
ihn zu verhaften.

Der Gelehrte setzte sich gegen dieses Vorhaben energisch zur Wehr:
„Was ist denn?" fuhr er die Leute an. „Warum wollt ihr mich eigenb
lich verhaften?"

„Weil Sie a Reaktionär san, Herr Geheimrat", gab ihm der An-
führer zur Antwort.

„Was bin ich?" schrie ihn der Geheimrat an, „ein Reaktionär? Ich
bin ein Internist, verstanden!"

Der Rotgardist drehte verlegen seine Mütze zwischen den Fingern.
„Ah so", sagte er. „Nachher entschuldigen's scho, Herr Geheimrat.
Dös muß fei grad a Irrtum sein!" blnd kleinlaut zogen die Helden ab.

Der Professor und das Mädchen

Professor Morgentau erreichte gerade noch die Straßenbahn.. Allein
alle Plätze im Wageninnern waren bereits besetzt. Da steht ein nettes
kleines Mädchen auf und bietet dem Professor seinen Platz an.

„Danke, mein Kind", sagt Morgentau gerührt. „Wie heißt du denn?
„Anna Morgentau, Papa", antwortet die Kleine.
Index
Julius Macon: Zeichnung ohne Titel
K. L.: Die Zähne des Marschalls
[nicht signierter Beitrag]: Beim Schopf ergriffen
[nicht signierter Beitrag]: Historische Miniaturen
 
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