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Etwas für die Ferien: Frühaufsteher sein!

Es gibt Menschen, die benutzen ihre Ferien, um zunächst lange
und intensiv zu schlafen. Wohl ihnen! Und wir wollen auch gar
nicht neidisch sein. Denn der Alltag mit seinem Hetzen und Jagen,
seinen Kleinigkeiten und seiner Vielseitigkeit macht mürbe und läßt
die Ruhe wohl verdient erscheinen.

Und doch wollen wir heute allen unseren Fotofreunden ernst ins
Gewissen reden, wenigstens einmal früh mit der Sonne aufzustehen.
Es ist etwas Wunderbares um einen Sonnenmorgen.

Die Sonne ist für unsere Kamera Spenderin aller Freude. Und
so liegt es nahe, daß wir zugleich damit an die Fotografie denken.
Wir werden nicht schlecht dabei fahren.

Denn am Morgen sind die Schatten lang, bekommen wir also
prächtige Hell-Dunkel-Wirkungen. Dann aber haben wir insbeson-
dere eine Stimmung eigener Art, die wir am Abend nicht wieder-
finden, wo es aber lange Schatten natürlich ebenso wie am Morgen
gibt. Diese Stimmung liegt in der Luft, wird durch einen leichten
Dunstschleier fotografisch wirksam. Er ist auch das Ausdrucks-
mittel, um im Schwarz-Weiß-Bild stimmungsmäßig den Morgen
vom Abend zu trennen.

Solche Stimmungsmomente treffen wir am besten in der Stadt
oder im> Dorf. Es gehört also nicht mal eine weite Ferienreise dazu,
um das auszukosten. Hierin steht die Heimat nicht nach.

Der Dunst kommt am besten zur Geltung, wenn wir gegen die
Sonne fotografieren. Das Objektiv wird durch eine Gegenlichtblende
gegen direkte Bestrahlung geschützt und damit Reflexbildung vor-
gebeugt. Anderseits können wir uns auch so aufstellen, daß wir
uns gerade im Schatten befinden, was allerdings nicht immer mög-
lich sein wird. Deshalb ist die stetige Mitnahme der Gegenlicht-
blende schon sicherer.

Wenn wir so in alte Gassen und Höfe blicken, werden wir reiche
Kamerabeute antreffen. Wir wollen jedoch daran denken, daß
unsere Aufnahmen belebende Elemente brauchen. Auf der Straße
finden wir leicht geeignete Staffage, die sich ungezwungen und
natürlich geben soll. Das wird nicht schwer sein, wenn wir unauf-
fällig arbeiten. Auf Höfen, manchmal aber ebenso auch auf der
Straße, sorgt ein Vordergrund für Belebung. Wir finden ihn in
Form von Wagen, Karren, Brunnen usw. Ihn nehmen wir foto-
grafisch als Hauptsache, indem wir auch die Hauptschärfe darauf
legen. Wir werden also nach ihm die Einstellung bemessen und so
weit abblenden, daß der Hintergrund gerade ausreichend scharf
abgebildet wird. Schon in Bezug auf die Stimmung der Luft soll ja
das Bild allmählich nach der Tiefe zu ausklingen, so daß wir dort
keine Akzente anbringen werden.

Der Unterschied zwischen Hell und Dunkel ist am Morgen noch
nicht so kraß, wie während der Vormittags- und Abendstunden.
Deshalb wird es auch nicht schwer fallen, Schatten und Lichter
gleichzeitig schön gleichmäßig durchgezeichnet abzubilden. Das

336 / JUGEND NR. 33/11. August 1936

Vierteljahres*Preis 7 .Mark, Heft’Preis 60 Pfennig

ganze Geheimnis liegt im Grunde auch hier bei reichlicher Belich-
tung und relativ knapper Entwicklung.

Bildmäßig werden wir ein besonderes Augenmerk auf die Linien-
führung zu legen haben. Straße und Hof haben schon von der
Sache her eine mehr oder weniger starke Tiefe. Es treten im
voraus Linienelemente auf, die darauf verweisen. Für unsere Auf-
nahmen gilt es, einen solchen Aufnahmestandpunkt zu finden, daß
all diese Linien besonders wirksam werden. Am einfachsten gelingt
das dadurch, daß wir den räumlich tiefsten Punkt mehr oder
weniger in die Mitte des Bildes legen. Dann führen von allen oder
fast allen Seiten Linien zu ihm, die notwendig in die Tiefe weisen
und der späteren Kopie oder Vergrößerung Plastik verleihen. Nur
so wird das Wesentliche einer Straße zu erfassen sein.

Wie wir sehen, lohnt das Frühaufstehern Und da uns die Foto-
grafie ja auch Erholung und Abwechslung bringt, kommen wir
letzten Endes doch auf unsere Rechnung. gi—t.

egründer: Dr. GE.ORG HIRTH. — Verantwortlich für die Schriftleitung: ARNOLD WEISS-RÜTHEL; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München. —
ärlag: G. HIRTH VERLAG AG., München. — Für Herausgabe und Redaktion in Österreich verantwortlich: Dr. EMMERICH MORA WA, i. Fa. Morawa & Co., Wien I, Wollzeile 11.

Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH VERLAG AG., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei,
ünchen, Herrnstraße 10. — D.-A. II. V.J. 5700. — Entered as second dass matter. Postoffice New York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München, Herrnstr. 10,

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Redaktioneller Beitrag: Die Foto-Seite
 
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