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bis es den Herrschaften gefällig sei, die für sie
bestimmten Briefe an sie weiterzugeben. Über-
dies hätten Dienstboten in vornehmen Häusern
überhaupt keine Post zu erhalten. Frau
Schneidewin begütigte die aufgeregte Dame
und eilte hinaus, um auch Benedetta zu be-
schwichtigen, die der Quälereien durch die
Komtesse überdrüssig war und schon mehrmals
mit Kündigung gedroht hatte. Desi las der
Herrin zur Beruhigung aus dem Brevier vor.

Mittags ereignete sich eine neue Tragödie.
Es gab in Ol gebackene Sardinen; sie rochen
wunderbar. Aber die Komtesse dürstete nach
Räche; obendrein war ihre Patience nicht auf-
gegangen. Mit Patiencelegen füllten die alten
Damen den größten Teil ihrer Zeit aus.

„O Desi", wimmerte die Komtesse, mit der
Nase auf die Platte niederhackend und sogleich
wieder zurückfahrend — „was ist dies? Es
riecht nach Fisch!"

„Es riecht gut", sagte Desi wider alles Er-
warten und ausnahmsweise selbst wohlgefällig
schnuppernd, „es ist ja auch Fisch, Liebste!"

„Wie?!" fuhr die Komtesse erstaunt und
gekränkt auf, „du magst es?"

„Ich mag es", beharrte Desi rebellisch, „eS
riecht de—li—zi—öö!"

„Aber es riecht nach Fisch — ich esse nur
Fisch, der nicht nach Fisch riecht", sagte die
Dame weinerlich.

Da versagte Desi vollkommen. Sardinen in
Öl gebacken waren ihr LieblingSgericht. „Ich
wußte nicht, daß Fisch nach Braten riechen
inuß", sagte sie spitz.

Die Komtesse faßte sich an den Kopf. Sie
öffnete den Mund, brachte aber kein Wort
heraus; dafür sprachen ihre Blicke um so be-
redter. Desi erschrak, stieß den Teller zurück
und zirpte: „Aber Süßes — ich bitte Sie —
so wie zu Hause können Sie eS hier doch nicht
erwarten!"

Herr und Frau Schneider vin sahen sich
lächelnd an. Was blieb ihnen sonst übrig?

Die Komtesse war schwerhörig; Desi mußte
oft schreien, bis sie heiser war.

Eines Morgens hörte Frau Schneidewin sie

in ihrem Zimmer mit -voller Stimmgewalt
schmettern: „Wir werden die Rechnung nicht
bezahlen können! Was sollen wir tun?"

Worauf die Herrin in der Meinung, an
einem intimen Geplauder beteiligt zu sein, mit
der Stimmkraft eines Auktionators erwiderte:
„Was kümmert es mich, wenn diese Leute
warten müssen? Mögen sie vor Wut zer-
springen!"

DaS sollte den Damen zum Verhängnis
werden. Herr Schneidewin war ein geduldiger
Mann, aber zum Narren ließ er sich denn doch
nicht machen. Er benutzte die Gelegenheit, den
Damen seine Meinung zu sagen. In seinem
Zorn nannte er sie sogar unhöflich „Alte Blind-
schleichen!" und drohte ihnen mit der Polizei.
Da zogen sie sich zu einer unhörbaren Bera-
tung zurück, Telegramme wurden gewechselt,
Geld kam an, sie bezahlten und fuhren in der
Haltung ungnädiger Königinnen davon.

„Gott sei Dank", sagte Herr Schneidewin,
„die sind wir los — aber was wird jetzt
kommen!"

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Adolf Büger: Gebirge
 
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