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Ausschnitt aus nebenstehendem Bild Alf o n s G r a her, W i e n

DIE LOGIK

Von Siegfried Sommer

ch saß im RaffeeHaus.

Neben mir saß mein Freund Spitz.

Nein, sprach er nun schon zum dritten
Male, du denkst nicht logisch, und daraus
kommt es ganz alleine an.

wer die Logik unserer Zeit begriffen
Hat, der ist Heute obenauf, mein Lieber.
In der Logik liegt der Sinn und der Er-
folg des Lebens, das ist doch logisch.

Dabei schlug er mit der Faust auf den
Tisch, und warf mein Weinglas um, daß
sich der Inhalt über meine Hosen ergoß.

Ich schnellte empor, blieb irgendwo
hangen und riß mir ein Loch in mein
Sakko.

Oh, das ist nicht schlimm, sprach Spitz,
das geht mit Benzin wieder raus, und
übrigens, wenn du den wein ausgetrun-
ken hattest, wäre das Glas jetzt auch leer,
das ist doch logisch.

Überzeugt sank ich in den Stuhl zurück.

Überhaupt, sprach er, ist die Logik das
einzig Relative im Leben und es ist die
Tragik unseres Jahrhunderts, daß das
nicht begriffen wird.

Ich nickte überwältigt, obwohl ich kein
Wort davon verstanden hatte. Nehmen
wir ein Beispiel, sprach er weiter.

Ich gehe mit einem Freund in ein
Raffeehaus, ich bestelle mir Raffee und

Rüchen, vielleicht nachher noch eine
Zigarre. Bevor ich gehe, muß ich selbst-
verständlich zahlen, das ist doch logisch.

Ich rufe also den Ober, greise in die
Tasche, und entdecke, daß ich kein Geld
einstecken habe.

was tue ich nun?

Ich pumpe natürlich meinen Freund an,
das ist doch logisch.

Ich zog gebrochen meine Geldbörse, rief
den Ober, und zahlte. Natürlich für beide.

was, aber, wagte ich noch schüchtern
einzuwenden, was ist, wenn nun der
Freund auch kein Geld einstecken hat?

Ach, sagte Spitz, dann geht er doch nicht
mit mir ins Lafe, das ist doch logisch.

Liebe fugend!

Rürzlich traf ich einen alten Freund und
war erfreut über sein gutes Aussehen:
„Du siehst ja glänzend aus, mein Lieber!"

„Ja, das macht Garmisch!", antwortet
er freudestrahlend.

„warst du lange dort?" —

„Ich nicht, aber meine Frau!"

*

Es war in der Bar im Haus der Deut-
schen Runst. Viele auswärtige Gäste
waren dort. Da sagte der schon etwas
angegraute Herr zu seiner Nachbarin:
„Ich liebe blonde haare über alles." —
„Dann lasten Sie sich sie doch färben!",
antwortete ihm darauf die Blonde.

wahres Gejchichtchen

rau Regine Moosberger ist eine tüch-
tige und vielbeschäftigte Hausfrau. Sie
bat eine große Wohnung zu betreuen, eine
Wohnung, die außer ihrem eigentlichen
Eingang auch noch einen rückwärtigen
Lleferanteneingang besitzt.

So um den Monatsersten kommen ja zu
uns mit geradezu rätselhafter Pünktlich-
keit alle diejenigen Zeitgenosten, die uns
für alle möglichen Dinge termingemäß
entsprechend erleichtern.

So geht es natürlich auch Frau Regine
Moosberger und da gerade ihr Mädchen
nicht da war, hatte sie an einem solchen
Nachmittag vollauf zu tun, um alle die
Rechnungen zu begleichen, die an ihren bei-
den Haustüren vorgezeigt wurden. Als
es wieder einmal klingelte, war es ein
Postkarten-Verkäufer und sie gab ihm
gleich ein Zehnerl in der Hoffnung, damit
die Sache schnell zu einem guten Ende ge-
führt zu haben. Aber der Postkartenmann
wiederholte und erweiterte seine Angebote,
die sie geduldig und ein wenig verlegen
über sich ergehen ließ. Da ertönte wie
eine Erlösung vom Lieferanteneingang
her die Hausglocke und Frau Regine sagte
nun in ihrem schönsten hochdeutsch und
mit überzeugend gewinnendem Lächeln:
„Sie müsten mich jetzt entschuldigen, aber
bei mir geht es heute hinten und vorne
zu, daß Sie sich gar keinen Begriff
machen!" worauf sich der Postkartenmann
vollkommen überzeugt empfahl.

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Alfons Graber: Ausschnitt aus "Das Urteil des Paris"
Siegfried Sommer: Die Logik
 
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