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Beiden beim. Die Johanna war hinter
dem Schreibtisch in eine tiefe Rniebeuge
gegangen, ihr Herz pochte ganz wild, ihre
Gedanken arbeiteten fieberhaft. Die Liesl,
dieses gemeine Frauenzimmer, wird sie
zuerst einmal sofort hinauswerfen, und
dann wird sie sich ihren sauberen Herrn
Gemabl vorknöpfen, der kann sich ja freuen.
Und wenn sie sich vorstellte, mit welchem
Schrecken dieses niederträchtige paar aus-
einanderfahren wird, wenn sie plötzlich
hinter dem Schreibtisch hervorkommt, da
mußte sie sich stark zurückhalten um nicht
gleich wie eine Göttin der Rache hervor-
zuschnellen.

Der ahnungslose Ehemann hatte keinen
Schimmer von der raffinierten Falle, die
ihm da gestellt war, las den Zettel und
brummte etwas Unverständliches dazu, zog
seine Hausjoppe an und rief dann in die
Rüche hinaus: „Liesl, bringen S' mir doch
die Flasche wein, die im Eiskasten stebt
und meine Hausschuhe bringen S' mir
auch gleich mit". Aba, dachte ingrimmig
die Johanna in ihrer Ecke, jetzt macht er
sich 's schon bequem und an wein braucht
er auch noch dazu, der feine Herr. Die
Liesl brachte das Gewünschte und verließ
wortlos wieder das Zimmer. Lichts rührte
sich als das Rascheln einer Zeitung. Aber in
Johanna's Fantasie kam langsam eine
ganze Welt ins Wanken. Von Minute zu
Minute wurde ibre Situation unerträg-
licher, sie war so hilflos und niedergeschla-
gen, daß sie sich nicht einmal freute, daß
ihr Franz also doch treu war. Ihre Glie-
der schmerzten sie fürchterlich, sie kämpfte
mit den Tranen und verwünschte immer
wieder das Geschwätz, das sie in diese Lage
gebracht hatte, wenn er nur einmal aus
dem Zimmer ginge, daß sie endlich heraus
könnte. Aber Franz rührte sich nicht. Lie-
ber Gott, betete sie, erspar mir diese
Schande, verschone mich vor dem Gelachter.
Aber der liebe Gott erklärte sich nicht für-
zuständig und so blieb ihr schließlich gar
nichts anderes mebr übrig, als langsam
lind laut schluchzend aus ihrem Versteck
aufzutauchen. Franz war nicht wenig
erstaunt, als seine Göttergattin plötzlich in
ihrer ganzen Lange vor ibm stand. 2lls
sie ihm dann zögernd alles beichtete, da
lachte er natürlich voll Genugtuung und
Schadenfreude.

Allerdings soll er dann anschließend
einige rauhe Worte über die Schwieger-
mütter im allgemeinen und über die seine
im besonderen ausgesprochen haben.

Liebe fugend!

Ursula ist abgemagert, zerstreut und
blaß. Also geht sie zum Arzt.

„Das Esten schmeckt mir nicht! Ich
kann weder lesen noch arbeiten, immer
sind meine Gedanken anderswo! Nachts
finde ich keinen Schlaf, was soll ich tun,
Herr Doktors"

Der Arzt lächelt: „heiraten Sie ihn!"

Ls kommt nur auf die Auffassung an

Eine Henne wird von einem 2luto über-
fahren. 2lls das 2tuto schon langst weiter
gerast war, erwacht die Henne wieder,
schüttelt ihr Gefieder und sagt nur: „Ver-
flixter Hahn!"

Humor des Auslandes

„Bedeutet Ihr neuer Verehrer ein
Glück für Sie!" — „Na, ob! Zuerst
schenkte er mir eine Perlenkette, dann ein
Diamantarmband, und nun will er mich
heiraten." — „Ach, meine Liebe, jetzt will
er sparen! (London Opinion)

Zweierlei

Heute morgen komme ich auf der Straße
mit einem Herrn, Beamten, wie sich spater
herausstellte, ins Gespräch.

„Sie geben auch wohl zur Arbeit;",
fragte ich.

„Nein", sagt er vornehm, „zum Dienst."

Tippfehler

„ ... Leider blieb Ihr Schreiben bis
heute unbeantwortet, da Unterzeichneter
soeben erst von einer Rest zurückkehrte."

Die Vedürfnis-Krage

Die etwa vierzigjährige, vollbusige und
überaus munter gekleidete Dame belästigte
den Polizei-Rommiffar jetzt zum dritten
Male.

„Ich möchte gern wissen, wie das mit
meinem Gesuch steht, — Milly Fuchs, Herr
Rommistar."

Der Polizei-Rommistar brummte:
„weiß schon! So schnell geht das nicht,
— da muß erst die Bedürfnis-Frage ge-
prüft werden."

Milly Fuchs war beleidigt. — „Bedürf-
nis-Frage; Erlauben Sie, Herr Rom-
mistar, — so etwas will ich nicht aus-
machen! Es bandelt sich um eine Wein-
stube."

Der Brief Karl Böhmer

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Register
Karl Böhmer: Der Brief
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Es kommt nur auf die Auffassung an
[nicht signierter Beitrag]: Humor des Auslandes
[nicht signierter Beitrag]: Zweierlei
[nicht signierter Beitrag]: Tippfehler
[nicht signierter Beitrag]: Die Bedürfnis-Frage
 
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