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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 43.1938, (Nr. 1-52)

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Nr. 19 (Bremen, Schlüssel zur Welt)
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Bremen. Deutschlands Schlüssel zur Welt

Sepp Frank

Vertrauen gefaßt, sind sie die treuesten
Kämpfer und Anhänger. Langsam muffen
neue Ideen in Bremen eindringen und
sich dem Loden anpaffen, sollen sie
dort verwurzeln. „Bremen wes bedäch-
tig" heißt es.

Die alte Hansestadt hat beachtenswerte
Beiträge zur Baukunst des
Dritten Reiches geliefert. Paul
Ludwig Troost, der Baumeister des
Führers, hat seinen Stil als Innenarchi-
tekt in den Dampfern des Norddeutschen
Lloyd entwickelt, und die große Halle des
Riesendampfers Europa ist eine Vorstudie
für das Haus der Deutschen Runst. Heute
sagt man den Mietskasernen mit ihren
lust- und lichtlosen Innenhöfen den Rampf
an; man kehrt zu den Siedlungen und
Einfamilienhäusern zurück, die in Bremen,
trotz der Entwicklung zur Großstadt, stets
üblich geblieben sind. Auch Prof. Brink-
mann, einer der führenden Baumeister des
neuen Deutschlands, ist Bremer. Ein ein-
zigartiges bauliches Experiment ist die
Böttcherstraße in Bremen. Mag man sie
billigen oder tadeln: sie hat den deutschen
Baumeistern und Innenarchitekten manche
Wege mühseligen Experimentierens er-
spart, und es dürfte schwer sein, anderswo
auf so engem Raum einen solchen Ideen-
und Formenreichtum zu finden. Auch in

rernen

Braut. Schlüsselträgerin an Stromes Rand,
Stromgott und Meergott wirbt um deine
Hand.

AVeil Der das Gut, das jeder Weltteil hegt,
Auf seinem Nacken dir ans Ufer trägt,
Reicht Jener dir ein andres Minnezeichen:
Den Kranz aus Wittekinds und Hermanns
Eichen.

Rudolf Alexander Sch r öd e r

alter Zeit war die Bremische Baukunst
hoch angesehen. So holte man den bremi-
schen Baumeister Lüder von Bentheim
nach Leiden, wo er die Fassade des Rat-
hauses schuf, die ihm wieder eine Vorstudie
zur Faffade des Bremer Rathauses wurde.

Auch die Runstpflege in Bremen geht,
wie die wohlfahrtseinrichtungen, auf
private Anregungen zurück. Raum eine
andere Stadt faßt das heimische Runst
schaffen so zielbewußt zusammen. Ein
Beispiel dafür ist die geschloffene Samm-
lung von Worpsweder Malern, die fast
alle Bremer waren, und die in ihrer Ge-

samtheit ein harmonisches und reiches Bild
des Runstschaffens einer Landschaft geben.
Als Ausdruck des künstlerischen Geistes der
Gegenwart muß die nordische Runsthoch-
schule erwähnt werden.

Neben der bildenden Runst kommt auch
das Theater nicht zu kurz. Ein privat-
theater wie das Bremer Schauspielhaus
ist einmalig in der baulichen Gestaltung,
wie in der Darbietung. Die Bremer sind
Gualitätskenner in jeder Form. Bremen
ist die Stadt der Raffeeversandgeschäfte,
der Zigarren und der weine. Dort findet
sich eine größere Auswahl alter Bordeaux-
weine als in Bordeaux selber, und die
Spitzenweine von Rhein und Mosel fin-
den sich ebenfalls in Bremen.

In Bremen wird jung geheiratet. Die
Bremerin versteht sich anzuziehen, ist eine
gute Hausfrau und führt eine hervor-
ragende Rüche. Das Leben spielt sich nicht
im Gasthaus oder auf der Straße ab, son-
dern zu Hause. Die Frau ist selbständiger
als in manchen anderen deutschen Gauen
und genießt dementsprechend große Achtung
und Ritterlichkeit. Dadurch, daß die Frau
des Dauses in Bremen „Haus"frau und
keine „wohnungs"frau ist, gewinnt das
Familienleben eine Bodenständigkeit, wie
sie sich anderswo selten genug findet.

E. R.

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Register
Rudolf Alexander Schröder: An Bremen
Joseph August (Sepp) Frank: Bremen, Deutschlands Schlüssel zur Welt
 
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