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Carl Becker-Reinhardt

Tonmeister der Bavaria-Filmkunst

^ on in erster, ja — was stellt sich der be-
geisterte Filmfreund unter einem Ton-
meister vor? Offen gestanden, ich wußte
selbst nicht, was das für eine „Sache" ist
und vor allen Dingen: was da eigent-
lich so — dahinter steckt. Carl Becker-
Reinhardt, Tonmeister der Bavaria-
Filmkunst, hat mich an Ort und Stelle,
d.h.in der romantischen Filmstadt in Geisel-
gasteig, gründlich darüber aufgeklärt.

Es ist ein großer Augenblick, wenn da
draußen in den Atelier-Raumen das Kom-
mando „Aufnahme" ertönt. Regisseur,
Schauspieler, Operateur, Beleuchter und
das übrige technische Personal, alle Mann
sind gerüstet, um, jeder an seinem Platz,
das Notwendige zum Gelingen der Auf-
nahme beizutragen. Einen wichtigen
Posten bat hierbei gerade der „Tonmei-
ster" auszufüllen. Denn er ist, wie der
Name schon sagt, verantwortlich für die
gültige Wiedergabe des Tons, für alle
Feinheiten der sprachlichen und musikali-
schen Akzente, die von der Leinwand herab
unser Ohr entzücken. „Ja, wie gebt so
eine Tonaufnahme denn vor sich", frage
ich voller Neugier, wie ist es möglich, daß
Ton und Bild so harmonisch aufeinan-
der abgestimmt werden können?" „Das
sind komplizierte technische Vorgänge",
erklärt mir Becker-Reinbardt, „aber die
Technik ist es nicht allein. wichtig für den
Tonmeister ist in erster Linie die Zusam-
menarbeit mit dem Regisseur, um die ge-
wünschte Einheit der Ton- und Bildwir-
kung zu erzielen."

Nun, die Sache leuchtet mir noch lange
nicht ein, und ich lasse mir alles schön nach-
einander erklären. Da probt also der
Regisseur mit seinen Schauspielern. Mäh-
rend der Rameramann mit der Herstellung
des Bildstreifens beschäftigt ist, wird der
Ton aus einem eigenen Land ausgenom-
men. Die Übertragung ermöglicht das
Mikrophon, ein mit einer langen Stange
versehenes fahrbares Gestell, „Galgen"
genannt, der von einem Assistenten bedient
wird und jederzeit, zum Unterschied von
dem feststehenden Rundfunkmikrophon, auf
die Bewegungen des Schauspielers ein-
gestellt werden kann. Der Tonmeister bat
nun die Ausgabe, im Abhörraum die Ron-
trolle zu üben, den Ton zu regulieren und
auf die Klangfarbe zu achten. Das ist gar
nicht so einfach. Neben einem angeborenen
Fingerspitzengefühl muß der Tonmeister
eine große Gabe der künstlerischen Ein-
füblung und Anpassung besitzen, da ja der
akustische Eindruck an das ständig wech-
selnde Bild gebunden ist. Darum gerade
ist die enge Fühlungnahme mit dem Regis-
seur notwendig.

Besonders schwierig, erklärt mir Becker-
Reinhardt, ist die Musikaufnahme. Es
geht nicht ohne vorheriges eingebendes
Studium der Partituren, die mit dem
Romponisten oder Dirigenten durchgespro-
chen werden, um bei der Aufnahme keine
der wesentlichen Stellen zu übersehen. Die
Musik aber, wo es sich um musikalische
Untermalungen handelt, wird erst nach der
Zusammenstellung des Films und zwar
wieder auf einem eigenen Band ausge-
nommen, ebenso die Geräusche, wie das
Rattern eines Eisenbahnzuges, das Rlap-
pern von Schreibmaschinen u. a. mehr.
So haben wir in diesem Fall drei ver-
schiedene Tonbänder mit den entsprechen-
den phonographischen Aufzeichnungen und
ich muß wohl ein sehr dummes Gesicht
gemacht haben, als ich dem Tonmeister
sagte, daß mir die Sache nun erst recht
geheimnisvoll vorkäme. „Grau ist alle
Theorie, lieber Freund", meinte er da,
aber kommen Sie einmal mit..."

Er führt mich an seine eigentliche „Wir-
kungsstätte", in die sog. Ton-Box, einen
schalldichten Raum, in dem, durch Rabel
verbunden, die einzelnen Tonbänder zu-
sammenlaufen. Eine sehr kritische Arbeit
muß in diesem kleinen Raum geleistet wer-
den, eine regelrechte Mixer-Arbeit, wes-

halb die Tonbox in der Filmfachsprache
so niedlich auch .„Mischtisch" beißt. Ge-
stützt auf ein absolut feines Gehör
lind den notwendigen künstlerischen Sinn,
bat der Tonmeister alle Hände voll zu
tun, um mittels sogenannter Regler die
verschiedenen Tonbänder aufeinander ab-
zustimmen. Das Resultat wird auf ein
neues, diesmal einziges Band übertragen.
Und so ist also das Rätsel gelöst, daß aus
einer Vielheit von Elementen am Ende
die harmonische Einheit wird, die wir am
fertigen Film bewundern, ohne in der
Regel viel darüber nachzudenken. A.

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A. H.: Wir plaudern mit Carl Becker-Reinhardt
[nicht signierter Beitrag]: Carl Becker-Reinhardt
 
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