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Weihnachtsabend

im Künstlerhaus

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^ine hohe, schlanke Tanne fteht im Emp-
fangsraum des Künstlerhauses; fleißige
Hände haben sie mit tausend silbernen Fa-
den und vielen Lichtern geschmückt, damit
sie jedem, der da kommt, verkünde: die
Lichtwende, die weihenacht ist nicht mehr
fern. Es ist ein eigenes Gefühl, das dieser
Lichterbaum in uns erweckt, ein Gefühl
der Geborgenheit und des Friedens, und
es hatte vielleicht gar nicht eines beson-
deren Hinweises bedurft um zu wissen, daß
auch am Weihnachtsabend die Tore geöff-
net sind für jene, die in diesen Stunden
einer freundlichen Statte bedürfen. Denn
welcher Abend im Jahr ließe dem Men-
schen seine Einsamkeit starker empfinden
als der Weihnachtsabende Und welchem
Menschen läge es naher, sich einsam zu
fühlen als dem Künstler, dessen Seele ihre
eigenen Wege geht und nicht vermag sich
anzuschließen an die Allgemeinheit, die nur
zu oft die Unrast des Alltags verschlingt.
An diesem Abend werden das Alleinsein
gerade jene Künstler schmerzlich empfin-
den, die noch um ihre Erfolge ringen und
denen es noch nicht gelungen ist, sich Heim
und Familie zu gründen.

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Kameradschaft der Künstler München

Alle diese hieß das Künstlerhaus will-
kommen und bereitete ihnen einen Weih-
nachtsabend, wie sie sich ihn schöner nicht
denken konnten. Unter dem Lichterbaum
versammelt saßen sie alle, fröhlich plau-
dernd und lachend und glücklich in dem
Gefühl eines schönen, gemeinsamen Erle-
bens. Weitere Musik verscheuchte selbst bei
den stillsten unter ihnen jede melancholische
Anwandlung und als Direktor Reich auch
noch jedem ein Päckchen überreichte, da
war keiner unter ihnen, den nicht echte
deutsche Weihnachtsstimmung ersaßt hatte.

Den Höhepunkt des Abends bildete der
Besuch unseres Gauleiters Adolf Wagner,
der selbst an diesem Tag seine Künstler
nicht vergaß und einige vergnügte Stun-
den mit ihnen verbrachte. Als er beim Ab-
schied fragte: „na Rinder, wars schöne",
da erscholl ein vielfaches, vom Kerzen
kommendes Ja!: ein Ja, das Freude und
Dank ausdrückte allen denjenigen, die un-
seren Künstlern diese schönen Stunden
schufen. H. S.

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Herr Reich, ein Schnitzel, bitte!!!

hne Trompeten und Fanfaren hielt die
Belegschaft des Künstlerhauses am Freitag
nachmittag ihre Weihnachtsfeier ab und
trotzdem müßten sie ertönen, müßten die
Glocken von den Kirchen lauten, müßte die

Presse Sonderausgaben bringen, denn diese
Weihnachtsfeier dürfte in der Geschichte der
Weihnacht einmalig sein. Da saßen um die
Tische alle, die da dazugehörten — Fritz,
der Ober, der Mixer, Luise, die Garderobe-
frau, der Rauchbedarfsdeckungsmann —
also einfach alles. Und zwischendurch
schwang mit der Grandezza eines Voll-
blutkellners Dir. Reich seine Platten, daß
sich die Tische bogen und ertrug mit stoi-
scher Ruhe die wünsche seiner Gaste. Und
ihm zur Seite schleppte Frl. Hainlin im
Schweiße ihres Angesichtes wassermadel-
gleich die Glaser, und Buchhalter Hinde-
lang in beschürzter Kleidung schoß damit
den Vogel ab.

„Herr Reich, ein Schnitzel, bitte: Hallo,
Herr Ober! Einen Augenblick, bitte, Na,
hören sie mal, ich warte schon zwei Minu-
ten!"

Steht einem der Verstand stille Der
Herrscher über Haus und Hof als — Kell-
nern Ja, so war es und der sich am mei-
sten freute, war er selbst, wie seine Worte
bewiesen, die er anschließend sagte: „Das
war doch eine sehr, sehr schöne Stunde, die
ich nicht missen mochte!"

Und damit hat er sich in unser Herz
gesprochen und in das seiner Angestellten,
die in dieser Weihnachtsfeier das schönste
Zeichen der Solidarität ihres Vorgesetzten
zu spüren bekamen. Rudolf T. Spitz

Unterm Tannenbaum

„Herr Professor stehen so nachdenklich
mit der Hand unter dem Kinn — gilt
es cler Lösung einer künstlerischen
FrageV .. .

„Hein, ich habe bloß meinen verdamm-
ten Schlips vergessen!“

Feststellung

„Maxe, ick kann jar nich feststellen, ob
ick den Mond oder eene Jaslatcrne in de
Hand habe."

„Jeduldige dir een Momang, ick muß
noch fühlen, ob een Pfahl an det Ding
dran is!"

Auf Wunsch

„Sagen Sie mal, Herr Kapellmeister",
fragt der Gast, „spielen Sie auch etwas
auf Wunsch-"

„Aber gewiß, mein Herr!"

„Ach, ich bitte Sie, seien Sie doch so
lieb und spielen Sie eine Partie Billard,
bis ich fertig gegessen habe!"

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Register
H. S.: Im Künstlerhaus erzählt man sich:
[nicht signierter Beitrag]: Feststellung
[nicht signierter Beitrag]: Auf Wunsch
[nicht signierter Beitrag]: Unterm Tannenbaum
Rudolf T. Spitz: Im Künstlerhaus erzählt man sich:
Eugène Max Cordier: Illustrationen zum Text "Im Künstlerhaus erzählt man sich"
 
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