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L ö w e n f a m i 1 i e Otto Dill

im Gegensatz zu jener bloßen Runst-
gewerbelei, die selbst noch beim Malen
der Natur vor dieser so wenig Achtung
hat, daß sie sich bemüht, das Bild zum
Gobelin zu degradieren oder zu sonst was
mit Farbchen und Tönchen abstimmt, wie
eine Frau die wollstrange, wenn sie
einen Pullover strickt; wahrend früher
der Gobelin selbst noch Bild sein wollte.

Man nennt das heute gerne „kulti-
viert", aber in Dills flüchtigster Skizze
stecken mehr Rultur und Geist als in all
dem Zeug!

Gtto Dill lebt seit mehreren Jahren in
seinem Geburtsort, Ln Neustadt a. d.
weinstraße, an der Haardt. In jener
herrlichen Landschaft, die ein üppig
blühender Garten ist, mit ihren Wein-
bergen mit den reizvollen Häuschen,
Treppen und Mauerchen dazwischen, den
bewaldeten Hügeln und Bergen dahinter;

Der Duntlrer

im Irrrdin des Mrmtes, Drrris.

Mein Dlicb ist vorn Dorübrrgehn der Stäbe
so möd geworden, dah er nichts mehr hält.
Ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben beine Melt.

Der weiche Gang geschmeidig starlrer Schritte,
der sich im allerbleinsten Dreise dreht,
ist wie ein Tanz non Mraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Mille steht.

Mur manchmal schiebt der Dorhangder Mupille
sich lautlos auf —. Dann geht ein Mild hinein-
geht durch der Glieder angespannte stille —
und hört im Merzen auf zu sein. . .

Rainer Maria Rilke

die von einer südlich weichen Luft um-
schmeichelt wird, die ihr jede Harte
nimmt und die Ferne farbig verschwim-
men laßt. Ich weiß niemand, der das
schöner gemalt hatte als er.

Gtto Dill ist über die Grenzen Deutsch-
lands hinaus bekannt und geachtet. Viel-
leicht dort mehr als bei uns, wo er nicht
den ihm zustehenden Rang einnimmt. Er
ist deshalb nicht verbittert, er ist eine zu
glückliche Natur und Kat zu viel Spaß
an seiner Malerei, als daß Verbitterung
lange bei ihm Platz haben könnte. Nie
wird jemand von ihm eine Äußerung
vernommen haben, die auf Neid schließen
ließe...

Beim Malen genießt er sich selbst am
meisten; was ihn aber nicht hindert, auch
ein gutes Esten und einen entsprechenden
wein als Renner zu genießen.

paimunä Geiger

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Rainer (René) Maria Rilke: Der Panther im Jardin des Plantes, Paris
Otto Dill: Löwenfamilie
 
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