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Wenn einer eine Reise tut . . .

Wir machten einen dreitägigen Oster-
ausflug nach Württemberg und in den
Schwarzwald. Die erste Nacht blieben wir
in einem sauberen, kleinen württembergi-
schen Städtchen, wobei wir teils in Gast-
höfen, teils privat untergebracht waren.
Ich bekam ein Privatquartier in einem
sehr hübschen Häuschen. Die freundliche
Hausfrau führte mich unter viel Reden und
Fragen auf das für mich bereitgestellte
Zimmer, das zu meinem Erstaunen jedoch
zwei Betten aufwies. Auf meinen Hinweis,
daß ich ja allein sei und hier wohl ein
Irrtum vorliegen müsse, tätschelte mich
die Frau gutmütig auf die Schulter und
sagte:

„Noi, noi, mein lieb's Herrle, des ischt
koi Irrtum. Das geht schon zurecht. Sie
sind zwar schon alloin, aber ich woiß, daß
man auf der Rois recht gern amal was
andersch auf der Spoiskarten steha hat,
als immer zu Haus." —

Sprach's und ließ mich bei den sauberen
zwei Betten stehen, die beide schon
aufgeschlagen waren. bu

Die Übersiedlung

ln einer Straße hausten zwei Schmiede.
Ihr Handwerk war weder ruhig noch
geruhsam. Ein reicher, alter, geiziger
Mann, der sein Haus zwischen den beiden
Werkstätten hatte, litt sehr unter dem
Lärm. Er versuchte es oft mit guten Wor-
ten, schließlich blutenden Herzens mit
Geld, die beiden Handwerker zu bewegen,
auszuziehen. Endlich gelang es ihm. Um
die Hälfte der Summe, die beide zuerst
gefordert hatten. Voller Freude gab der
Mann ein Festessen. Und lud auch die
beiden Schmiede ein. Denn er würde sie,
so sagte er sich, von nun an weder sehen
noch hören.

Der reiche alte Geizkragen brachte
einen Trinkspruch aus. Dann fragte er sie,
wohin die beiden nun ziehen würden. Da
meinte der eine Schmied: „Ich übersiedle
in die Werkstätte des Meisters, der bisher
zu Eurer Linken gewohnt und gearbeitet
hat!" — Entsetzt drang der Geizkragen in
den anderen Schmied. Seelenruhig sagte
dieser: „Ich ziehe in die Werkstätte des
Meisters, der bisher zu Eurer Rechten
gearbeitet hat! Die wurde gerade frei!"...

Ko

Ein vorbildlicher Papa

Der kleine Maxi kommt heulend nach
Hause. Er hat in der Schule nachsitzen
müssen, weil er in der Stunde gerauft hat.
Die Mutter nimmt das nicht gerade
schwer, aber eine Ermahnung scheint ihr
doch angebracht.

„Da tat i mi schön schama, Maxi. Nimm
dir a Beispiel am Vätern. Dem hams im
G'fängnis drei Monat nachlassen wegen
guter Führung!" fed

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Griechisches Vasenbild

Hermens-chnitzer

Sonett

Und wieder ringe ich in langen Nächten:

Du Werk, ergib dich endlich meiner Mühe!

Muß ich das Erz auch graben erst aus
Schächten,

ich will es schmieden, bis es heiß erglühe.

Und will die Form, die letzte Form ge-
winnen.

Denn jedes Werk verlangt nach seinem
Rechte.

Die Nächte rinnen und die Tage rinnen,

versunken ist der Rausch und gleich dem
Knechte

bin ich ans Werk gefesselt wie mit Banden.

Nichts lebt für mich, es gibt nur noch dies
Eine!

Dies Eine nur in allen weiten Landen!

Doch wenn sich endlich Form und Inhalt
fanden,

wenn alles ragt in Größe und in Reine,

dann wird es sein, als wär’s von selbst
entstanden.

Florian Seidl

Es ist das Osterfest alljährlich

doch für den Hasen recht beschwerlich.

Der Nothelfer

Der Huber Natz ist schon vergessene
Jahre verheiratet, jedenfalls lange genug,
daß es wirklich schon Zeit wär, Kinder zu
haben. Schon zwegn der Steier, meint
sein Weib.

Nicht aber, daß der Natz von Kindern
nichts wissen will! Ganz im Gegenteil! Er
ist über diesen Mangel so unglücklich,
daß er sogar so mitteilsam wird, sein Leid
dem Nachbarn, dem Bader Dachser zu
klagen. Wie er's denn ebban noch an-
stelln sollt, daß 's ament doch was werdn
könnt? ...

Der Dachser, der Allerschlauest im Dorf,
sinniert net lang. „Paß auf!" sagt er, „da
kann i dir garantiert helfa. Jetzt gehst
hoam, richtst a warms Bad her, legt dei
Alte nei und schrupst und seifst d' as
gründlich ab, reibst as dann mit a feiner
Krem ei, a bisserl Kölnisch war aa guat,
und dann solls a schöne neiche Wäsch
oziagn, Reizwäsche, verstehst, und ..."

„Und nacha?" ist der Natz hochrot
gespannt.

„Ja, und nacha schreist mir —"...

te

Verfanes Geld

Nach langem Hin und Her hat der Gäm-
bichler Sepp das „Zeugs" unterschrieben.
Es war eine Versicherung von 5000 Mark,
„bei Unfall-Tod das Doppelte".

Der Gambichler Sepp zahlt aber nicht. —
Weil er sich's wohl nachträglich anders
überlegt hat. Er kam mit der Versiche-
rungsgesellschaft sogar vors Gericht. Sagt
der Richter zu ihm: „Na, Herr Gambichler,
so eine Versicherung hat doch sein Gutes.
Schaun S', wenn heut mal Ihre Frau stirbt,
kriegen S' bare 5000 Mark, bei Unfall so-
gar 10 000 auf die Hand, das können Sie
schon brauchen ..."

„Hi is, 's Geld! Dö stirbt so schnell net!
Dö is aMs z' zach!" .. .

Bauchweh . . .

Ein Mann kommt zum Arzt und klagt
über entsetzliches Leibweh. „Vergeht
schon wieder!" sagt der Doktor und ver-
schreibt eine Flasche Rizinusöl. Ein paar
Tage später soll der Patient nochmal vor-
beikommen. Er kommt auch wieder und
schaut aus wie ein Leichentuch. „Ham S'
des öl genommen?" fragt der Doktor. —
„Allerweil hab is gnummer, aber schwär is
abiganger!" — „Doch nicht die ganze
Flasche auf einmal?" — „Allerweil hab is
gnummer, 's ganze Flaschl auf oan Sitz!"

Herr des Himmels, dem Doktor wird
schwach ... „Ja, Mensch, wie oft sind Sie
denn da gelaufen?" — Der Mann besinnt
sich nicht lange. „Zwoamal, Dokter!" —
„Nur zweimal?"

„Ja, wia i sag, oamal von sechse in der
Früh bis um zwölfe. Dann hab i a Stund
Mittag gmacht und dann wieder von oans
bis um sechse in der Früh!"... fed
Register
Wilhelm Busch: Zeichnung ohne Titel
Florian Seidl: Sonett
Unbekannt: Hermenschnitzer
[nicht signierter Beitrag]: [Vermischtes]
 
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