Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aha, drum I

Der Förster, der Hias und der Naz sitzen
beim goldenen Ochsen und dischkurieren
über die letzte Leich.

„Das Sterben is a sakrische Gschicht.
Wann man nur wüßt, was nachher is",
meint der Hias.

„Das kunnt ich dir schon verzähln, Hias"
brummt der Förster.

Vor lauter Wundern reißt der Hias sei
Maul weit auf.

„Du mußt wissen: i bin schon einmal
gstorbn gwest!" Jetzt schüttet der Hias
schnell eine Halbe in das offene Maul.
„Wie i einmal a Hendl g'gessen hab, is
ma a Banl im Hals steckn bliebn. Na und
so bin i halt derstickt. Wie sich mei arme
Seel um das Banl herum außa gwuzelt hat,
hab i mi erst zrecht richtn müaßn, a so
verdraht war i. Dann bin i schnurstraks
aufi zum Himmi. Da hat aber der Petrus
von mir nix wissen wolln. ,Die können wir
net brauchen, Förster', hat er gsagt. ,Hast
alleweil z'viel glogn'."

„Fix sakra", sag i mir dann ganz ver-
drossn, „jetzt muaßt abi zur Höllerei. Wie
aber der Höllenteufi mei arme Seel daher
fliagn siacht, haut er's Höllentürl zu und
laßt mi net eini. Ganz verzagt bin i wieder
zu meiner Leich hingflogn. Die is ganz
stad daglegn und hat sich net grührt. Rein
derbarmt hab i mir selber. Und dann hab i
an Grant gkriagt. Eini will i! Geh's net von
vorn, so geht's von hinten. Ganga is! I hab
aber so a Gwalt ghabt, daß das verflixte
Banl wie aus ein Röhrl außigflogn is. Na
und so hab i halt wieder glebt." . . .

Der Förster gibt seiner Pfeifn Feuer und
ziagt und ziagt, daß man ihn in der Eckn
vor lauter Rauch bald nimmer dersicht.

Meint der Naz: „Hm, Förster, i hab alle-
weil glaubt, du stinkst aus'm Mäul wegen
deiner Pfeifa. Derweil ist das zwegn dem."

Gustav Georg

Tante Ulrike

Meine herzensgute Tante Ulrike stammt
noch ganz aus der guten, alten Zeit, die
sie auch, lobpreisend, oft im Munde führt.
Das hindert aber nicht, daß sie ein war-
mes Interesse für alle jungen Menschen-
kinder hat, insbesondere für junge Paare
oder Pärchen, zu deren Glück sie stets
gern beisteuern möchte. Sie selbst ist un-
bemannt geblieben.

Kürzlich brachte sie mir in meine junge
Ehe ein prächtiges, selbst gesticktes Kis-
sen aus weißem Leinen, für das ich mich
in ehrlicher Freude sogleich stürmisch be-
dankte. Das war nun wieder ihre Freude.
Der Bezug dieses Kissens war — aus prak-
tischen Gründen — in zwei Teilen gearbei-
tet, Vorder- und Rückseite getrennt. Jetzt
legte mir Tante Ulrike die Hand auf den
Arm und meinte: „Ja, mein Mäuschen, was
ich noch sagen wollte — wenn du oder
dein lieber Fritz nun das Kissen zur Mit-
tagsruhe benützt, so gib wohl acht: Ihr
müßt immer den Kopf auf's Hinterteil le-

ch i r o n und Helena Paul Scheurich, Berlin

Die nackte Wakrkeit

Ein Mann gelobt in späten Tagen,
clie nackte Wahrheit nur zu sagen.

Er sagt sie rundweg seinen Kunden;
sie wird höchst unliebsam empfunden.
Verwandten sagt er, was er denkt;
die ganze Sippe ist gekränkt.

Er spricht zur Gattin unbekümmert,
was seine Lage sehr verschlimmert.
Wohin er kommt, nur Krach und Szenen!
Man meidet ihn, man schwimmt in Tränen.
Der Mann erkennt zuletzt mit Klarheit:
man liebt sie nicht, die nackte Wahrheit!

K i k i

Mars und Venus Paul Scheurich, Berlin

gen — das haben wir in meiner Jugend
auch schon so gemacht." .. .

Ich beherrschte mich und rief aus: „Aber
Tantchen! Das habt Ihr in der guten, alten
Zeit gemacht? Das verstehe ich nicht!"

Und das verstand sie nun wieder nicht,
die harmlose Seele. d. He.—

Das Gelübde

Es war bei einer Wallfahrt zu Ehren der
Mutter Gottes in Andechs, als es plötzlich
ziemlich heftig zu regnen anfängt.

Die stattliche Huberbäuerin zu Xdorf
nimmt zum Schutze gegen den Regen
ihren Uberrock über dem Kopfe zusam-
men, erwischt dabei jedoch dazu noch
den einzigen Unterrock und bietet so den
nachfolgenden Männern, da sie ja wie
üblich, keine Beinkleider trägt, ein Bild
des Entzückens.

Die Bauern lassen es sich wohl gefal-
len und ein behagliches Kichern fängt
hinter ihr an.

Schließlich merkt es die Huberbäuerin,
sei es, daß der immer stärker einsetzende
Regen ihrem entblößten Körperteil etwas
gar zu nässend zusetzt, sei es, daß die
Männerleut laut lachen. Ganz entrüstet
wendet sie sich herum und schreit die
Bauern an: „warum sie ihr dies nicht
gleich sagten."

„Aber, was wollt Ihr denn Huberbäue-
rin", sagt darauf einer: „Wir hab'n halt
g'meint ihr hättet dies so gelobt!"

Jakobus

Jetzt grad extra!

Der Hunterer Blasi ist ein Geizkragen.
Er liegt mit einem mächtigen Wehdam im
Bett und röhrt wie ein weidwunder Hirsch.

„Du muaßt 'n Dokta holn lassn", sagt die
Bäuerin.

„Nix da .. . nix! Der verlangat guatding
a zehn oder zwanzg Markl. Dem schmeiß
i mei guats Geld not nach. Liaba beiß i
den vateufltn Wehdam obi!"

Zwei Tage vergehen. Dem Blasi gehts
nicht besser. Ganz glasige Augen hat er
und der Schweiß rinnt ihm von der Stirn.
Da wird der Bäuerin angst: „Da Kramer
Jacklo moant a ..." drückt sie schein-
heilig heraus.

„Was moant da Jackl, was...?" Der
Hunterer wird auf einmal lebendig. Auf
den Jackl ist er fuchsteufelswild! Dreimal
hat er ihn — den Blasi — schon ausge-
schmiert! Beim Kuhhandel, beim Karten-
spielen, und erst neulich beim Kegel-
scheiben!

„No ja, moant da Jackl, dös Schwitzn
war guat und du brauchst gar koan Dokta
it! Er hätt a Trankl — not teuer — dös
rieht di wieda zamm!"

„So so...! Umbringa will er mi, der
Bazi, der elendige! latzt muaß er her...
da Dokta! Grad extra... Und wenn fufzg
Markl hin san!" .., Bamhacki

626
Register
Herbert Scheurich: Chiron und Helena
Herbert Scheurich: Mars und Venus
[nicht signierter Beitrag]: [Vermischtes]
KiKi.: Die nackte Wahrheit
 
Annotationen