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Hans Thoma

Wahr ist’s, mein Kind, wo ich bei dir nicht bin,
Geleitet Sehnsucht alle meine Wege,

Zu Berg und Wald durch einsame Gehege
Treibt mich ein irrer, ungeduldiger Sinn.

An deiner Brust! o seliger Gewinn!

Doch wird auch hier die alte Sehnsucht rege,
Ich schwindle, trunken, auf dem Himmelsstege,
Die Gegenwart flieht taumelnd vor mir hin.

So denk' ich oft, dies schnellbewegte Herz,
Vom Überblick der Liebe stets beklommen,
Wird wohl auf Erden nie zur Ruhe kommen.

Im ew gen Lichte löst sich jeder Schmerz,

Und all die schwülen Leidenschaften fließen,
Wie ros’ge Wolken, träumend uns zu Füßen.

Eduard Mörike
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Hans Thoma: Zeichnung ohne Titel
Eduard Mörike: Sonett an Luise
 
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