Oie ..6 i' e in e n "
O. 6 eigenberAor
v I L
Der lange hagere Ingenieur stieg vom
Dach des Gutshofes, das er mit Umsicht
gestrichen hatte, steckte den Pinsel in den
Topf mit roter Farbe und setzte sich zu
mir auf den Steg, unter dem die Alz vor-
beirauschte. Die Dämmerung sank nieder,
es war die Zeit, Geschichten zu erzählen
und mit den Füßen schlenkernd und seine
kurze, ewig ausgehende Pfeife schmau-
chend, begann er: „Dieses pinseln des
Blechdaches macht mir Freude. Schon als
Junge ging es mir so. Ich kann mich nicht
entsinnen, jemals Gefallen an einem ge-
kauften Spielzeug gehabt zu haben. Wohl
habe ich mir auch als kleiner Junge die
Ülase an den Schaufenstern der Spiel-
warenhandlungen plattgedrückt; bekam ich
aber dann solch ein Spielzeug geschenkt,
dann war es doch zu sehr aus einer Welt
der Rinder, wie diese sich die Großen
denken, aus einer Rinderwelt, in der man
brav um den Tisch herumsitzt, Domino
und Hammer und Glocke spielt, Spiele,
die wirklich nur in den Auslagen ver-
lockend sind.
Von Bruno Breh m
Mit zwölf Jahren kam ich unversehens
in das pulveralter. Meine Freunde, der
dicke Fritz und der lange Rarl hatten
eines Tages Pulverfrösche erstanden und
diese krachend herumsausenden Pulver-
frösche hatten mich begeistert. Von die-
sem Tage an gab ich das Zündeln auf, die
dürren Gräser und Stauden aus den Bahn-
dämmen hatten ihren Reiz verloren. Auch
der an den Rlewern haftende Rauch der
Rartofselkräuter, der mir ehedem als
höchster Wohlgeruch gegolten hatte, büßte
im Vergleich mit dem wunderbaren Dust
des Pulvers jeden Reiz ein.
wir verschafften uns einen Rirchtags-
böller und ließen ihn loskrachen. Die
Freude war laut, aber kurz, wir sannen
aus eine Steigerung. Da siel mir der alte
Vorderlader ein, der dakeim unter dem
Dache verstaubte.
„Ausgezeichnet", sagte der lange Rarl,
als er das Schießeisen sah, „da geht
wenigstens etwas hinein! wir werden den
dicken Lauf bis zum Rande füllen." Das
Pulver wollte er den Iagdpatronen seines
Vaters entnehmen, und auch der dicke Fritz
hatte sich von seinem Rirchtagsböller
etwas abgespart.
Aber wo diese Flinte abschießcn- Rarl
schlug den nahen Wald vor. Fritz meinte,
dort sei es zu gcsäkrlich, man würde uns
für Wilderer halten. Außerdem krache es
in einem kleinen, abgeschlossenen Raum
viel bester und lauter. Großmütig stellte
ich meinen Freunden unser waschkaus zur
Verfügung.
wir hatten, erklärte mir der Ingenieur
Rurt, eine Mühle, zu der am Sonntag die
Ausflügler aus der nahen Stadt kamen.
Meine Mutter kochte Rasfee und bereitete
Rüchen vor, mein Vater tischte auf.
Die alte Flinte lehnte ich in ein Eck
des waschbarstes. Sie batte einen seltsam
geschweiften, silberbeschlagenen Rolben
und ibr Abzug war so groß, als bätten
vor Zeiten die Menschen Ricsensinger ge-
habt. Das war gut so, denn wir konnten
unter dem verschnörkelten Biigel unsere
ganze Bubenhand hineinzwängen, denn
niemals hätte unser Zeigefinger allein den
12